Pünktlich zum Eröffnungsspiel: Schotten erobern Pilsensee
Heute Abend steigt das Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft in der Allianz Arena, Deutschland gegen Schottland. Viele schottische Fans sind ins Land gereist, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Einige von ihnen haben sich auf dem Campingplatz am Pilsensee einquartiert.
Seefeld – Die meisten Zelte und Wohnmobile auf dem Campingplatz am Pilsensee sind geschmückt mit schottischen Flaggen und Fahnen. Nur vereinzelt sind auch ein paar deutsche zu sehen. Es ist 10 Uhr morgens, und einige Fußballfans öffnen ihr erstes gekühltes Dosenbier, ein paar Wohnwagen weiter spielt jemand Dudelsack. Die Schotten sind voller Vorfreude auf das Turnier und tragen bereits ihre Trikots, manche auch den traditionellen Kilt. Einen Tag vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft zwischen Deutschland und Schottland in der Münchner Arena ist die Stimmung ausgelassen. Der Betreiber des Campingplatzes, Tobias Timmermann, sagt: „Der Platz ist gerade komplett ausgebucht, zu 80 bis 85 Prozent von schottischen Fans.“
Am Donnerstag in der Früh nieselt es leicht. Ein kühler Wind weht. Doch das Wetter stört die Schotten überhaupt nicht. Sie nennen es eher „lovely“, also schön. In Schottland sei es schließlich meist regnerisch. Die Fans sind mit ihren Wohnwagen angereist oder kommen mit dem Flieger hinterher. Ihren Aufenthalt verbinden viele mit einer Tour, erst ein paar Tage durch Frankreich und dann durch Deutschland. Für viele geht es nach dem Wochenende in Richtung Köln, schließlich spielt Schottland da am Mittwoch gegen die Schweiz.
Ausgelassene Stimmung auf dem Campingplatz
Craig Corrigan, Callum McGregor, John und Nicholas McKissock sind am Mittwochabend angekommen. Sie berichten, dass sie die schottische Mannschaft bei solch großen Turnieren immer begleiten. „Wir fahren seit Jahren hinterher.“ Dabei hätten sie bereits viele Menschen kennengelernt. „Einige sind auch enge Freunde geworden. Fußball kommt und geht, aber die gute Zeit, die wir gemeinsam haben, die bleibt.“ Und auch wenn Schottland das Eröffnungsspiel verlieren sollte, freue sich die Truppe auf eine tolle Zeit mit guter Stimmung. „Fußball ist eben nicht nur Fußball.“
Lauren Stewart und ihr Sohn Callan sind bereits am Dienstag angereist. Die 37-Jährige hat sich extra die schottische Flagge auf ihre Fingernägel geklebt. „Unser Herz schlägt zwar für Schottland, aber ich denke, dass Deutschland das Eröffnungsspiel gewinnen wird“, sagt Stewart. Am Pilsensee sei sie mit ihrer Familie gelandet, weil die Unterkünfte in München streckenweise komplett ausgebucht gewesen sei, erklärt sie. „Außerdem ist die Landschaft rund um den See einfach besonders schön.“

Neben der klassischen Flagge, die ein weißes Andreaskreuz auf blauen Grund zeigt, haben auch einige eine gelbe Flagge dabei, auf der ein roter Löwe abgebildet ist. Das ist der „Lion Rampant“, das ursprüngliche Königswappen der Schotten, erklärt Paul Meldrum. „Wir sind trotz der Kälte auch schon mal kurz ins Wasser gesprungen“, berichtet er. Sein Sohn Paul und er hätten zwar keine Tickets mehr fürs Stadion bekommen, sie fahren aber nach München rein zum Public Viewing. Hauptsache anfeuern.
Auch deutsche Fans sind vor Ort
Auch ein paar deutsche Fans haben sich auf den Campingplatz gewagt, obwohl sie eindeutig in der Unterzahl sind. Doch das störe sie überhaupt nicht. Daniel Pliete, der gemeinsam mit Matthias Kappelhoff und Philipp Holtmann extra aus Münster angereist ist, sagt: „Es ist schon cool mit den ganzen Fans hier, besonders wenn Dudelsack gespielt wird. Die Schotten sind einfach ein nettes Volk.“ Pliete tippt auf ein 3:1 – „natürlich für Deutschland“. Direkt daneben hat wieder eine schottische Familie ihren Stellplatz. Sie sitzen gerade beim Frühstück. Vater John Beattie, der noch seine Spongebob-Schwammkopf-Pyjamahose trägt, berichtet freudestrahlend: „Wir haben am Mittwochabend sogar noch das AC/DC-Konzert in München mitgenommen, bevor es für uns auf den Campingplatz ging.“ Er und Sohn Josh wetten, dass Schottland beim Eröffnungsspiel mit 2:1 gewinnt. Und wer die EM gewinnen wird? Natürlich Schottland.
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Dass auf dem Campingplatz in Seefeld derzeit so viele schottische Fans unterkommen, sei interessant, sagt Maria Schägger von der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg (gwt). Sie ist unter anderem für Tourismusmanagement zuständig. „Wir spüren die EM zwar im Landkreis, aber nicht extrem. Das größere Thema war das Hochwasser.“ So hätten sich viele Gäste vor ihrem Urlaub über die Lage im Landkreis informiert. „Das hat uns mehr beschäftigt.“
Zurück auf den Campingplatz. Die Sonne ist mittlerweile draußen, und einige Fans wollen noch schnell die nächste S-Bahn erwischen, um sich München anzuschauen. Als sie über den Parkplatz in Richtung Bahnhof tigern, ertönt aus ihrer Musikbox laut „I‘m Gonna Be (500 Miles)“ von „The Proclaimers“ – einer schottischen Band. (fwe)
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