Ölpreise steigen nach USA-Angriff: Irans Druckmittel hält Welt in Atem

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Die USA mischen sich in die Eskalation im Nahen Osten ein. Nun droht die Sperrung einer wichtigen Wasserstraße. Das könnte die Ölpreise beeinflussen.

Teheran – Die USA haben sich in die Eskalation im Nahen Osten eingemischt. Am Wochenende des 21. Juni nahmen mehrere Bomber die iranischen Nuklearanlagen ins Visier und richteten eine nicht abschließend bekannte Zerstörung an. Vonseiten der USA heißt es, die Anlagen seien zerstört. Der Iran dementierte. Unabhängig vom tatsächlichen Zerstörungsgrad liegen die Augen der Welt einmal mehr auf der Straße von Hormus – und einer möglichen drohenden Ölpreiskrise.

Iran droht mit Sperrung der Straße von Hormus – Nahost-Eskalation kann Ölpreise treiben

Diese Sorgen sind nicht neu. Israel begann bereits Mitte Juni mit Angriffen auf den Iran. Aus dem Iran wiederum kamen bereits öfters Drohungen, die für die Weltwirtschaft wichtige Straße von Hormus sperren oder blockieren zu wollen. Wie genau das aussehen sollte, war zunächst unklar. Allerdings kam es nur Tage nach den ersten israelischen Angriffen bei Schiffen, die die Straße durchquerten, zu Störungen der GPS-Systeme. Zwei Frachtschiffe kollidierten sogar. Daneben sind auch übliche Militärpraktiken möglich, etwa eine Verminung der Straße von Hormus oder ein simpler Beschuss von Tankschiffen. Der Öltransport auf dem Seeweg käme zum Erliegen.

Berge von Shiraz nach einem Angriff Israels.
Ölpreise steigen nach USA-Angriff: Irans Druckmittel hält Welt in Atem © IMAGO / Middle East Images

Ob und inwieweit sich das auf die Weltwirtschaft auswirken kann, wäre extrem zeitabhängig. „Es käme darauf an, wie lange die Schließung dauern würde. Sind es nur wenige Wochen, würde es der Markt verkraften. Der Ölpreis pro Barrel würde zwar über 100 Dollar steigen, aber das ließe sich wirtschaftlich verkraften“, zitierte die Süddeutsche Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, vor dem US-Angriff auf den Iran. 2022 lag der Ölpreis schon einmal über der 100-Dollar-Marke pro Barrel. Damals war der russische Überfall auf die Ukraine verantwortlich.

Dem Ökonomen zufolge müsste die Versorgungsunterbrechung über die Straße von Hormus mindestens drei Monate lang andauern und der Ölpreis müsse sich „mindestens“ verdoppeln, ehe eine internationale Wirtschaftskrise drohe.

Ölpreise steigen nach US-Angriff – Eskalation schreitet voran

Am Wochenende hielten sich die Reaktionen an den Märkten noch in Grenzen. Anzeichen für Panikverkäufe gab es keine, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Optimisten würden darauf bauen, dass der Iran nach dem Angriff und der möglichen Zerstörung seiner Atomanlagen einen Rückzieher machen könnte. Sowohl aus Europa als auch aus den USA sind vermehrt Töne über einen möglichen Regimewechsel zu hören, der eine weniger feindselige Regierung an die Macht bringen würde.

Davor wiederum warnten Analysten von JPMorgan. Sie gaben zu bedenken, dass frühere Anzeichen von möglichen Regimewechseln in der Region in der Regel zu einem Anstieg der Ölpreise um bis zu 76 Prozent und im Laufe der Zeit um durchschnittlich 30 Prozent führten. Am Montag (23. Juni 2025) kletterten die Preise der Nordseesorte Brent (plus 0,7 Prozent) und der US-Worte WTI (ebenfalls plus 0,7 Prozent) auf 75,99 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) beziehungsweise 74,35 US-Dollar. Vorher hatten beide Sorten ein Fünfmonatshoch erreicht.

Die Straße von Hormus ist und bleibt in dieser Hinsicht ein Schlüsselfaktor. Rund ein Viertel des weltweiten Ölhandels läuft über diesen Wasserweg, außerdem 20 Prozent der Flüssiggaslieferungen. „In einem Szenario, in dem der Iran die Schifffahrt durch die Straße von Hormus selektiv unterbricht, sehen wir Brent-Öl bei mindestens 100 Dollar pro Barrel“, erklärte Vivek Dhar, Rohstoffanalyst bei der Commonwealth Bank of Australia.

Das würde jedoch auch dem Iran selbst schaden. Seine eigenen Ölexporte kämen nämlich ebenfalls zum Erliegen. Das iranische Parlament will bereits eine Maßnahme zur Schließung der Meerenge beschlossen haben. Dies berichteten Staatsmedien. Allerdings sei außerdem ein Votum des nationalen Sicherheitsrates unter der Leitung von Ajatollah Ali Chamenei notwendig.

Iran sichert eigene Öl-Exporte – „Sicherheit oberste Priorität“

Darüber hinaus scheint der Iran damit beschäftigt zu sein, seine eigenen Ölexporte zu sichern. Satellitenaufnahmen eines wichtigen iranischen Hafens auf der Insel Kharg sollen zeigen, dass das Land seine Öltanker in Sicherheit bringt. Offenbar ankern sie jetzt weiter vom Festland entfernt, tiefer im Persischen Golf, und fahren den Hafen erst an, wenn sie für die Beladung an der Reihe sind. Das berichtete Bloomberg unter Berufung auf Daten des Portals TankerTrackers.com.

„Es ist ganz klar, was sie tun“, zitierte Bloomberg den Co-Gründer Samir Madani. „Sie versuchen, so viel Rohöl wie möglich zu exportieren, wobei Sicherheit für sie oberste Priorität hat.“ Obwohl der Export derzeit auf Hochtouren läuft, seien die Öltanks auf der Insel Kharg fast randvoll.

Diese neuen Entwicklungen begannen am 13. Juni, als Israel eine neue Offensive gegen den Iran begann. Nur kurz zuvor hatten internationale Stimmen davor gewarnt, dass der Iran kurz davor sei, Uran über einen für die Herstellung von Kernwaffen wichtigen Grenzwert hinaus anzureichern. Der Iran hatte seinerseits mit Angriffen gegen Israel reagiert. Am 22. Juni wurde bekannt, dass sich die USA unter Präsident Donald Trump in den Krieg einmischen.

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