Hagelsturm 2023: Viele Hektar Wald wurden zerstört

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Förster Florian Weber zeigt bei einer Waldbegehung, welche Folgen der Hagelsturm 2023 bis heute hinterlassen hat. © Arndt Pröhl

Obwohl der Hagelsturm von 2023 schon lange zurückliegt, leidet der Wald in Wackersberg noch immer unter den Folgen. Förster berichten von abgestorbenen Bäumen und Käferbefall. Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer.

Wackersberg - Lichte Kronen, abgeholzte Flächen mitten im Wald: Der Baumbestand um die Waldherralm und der Wald bis zum Gipfel des Heigelkopfs ist ein anderer geworden. Auch wenn für viele der verheerende Hagelsturm vom 26. August 2023 mittlerweile in weite Ferne gerückt ist, sind die Folgen für den Forst noch brandaktuell.

„Kurz nach dem Unwetter haben wir bei den Begehungen sofort auf großen Flächen knöcheltiefe Teppiche aus Zweigen, Blättern und Nadeln auf den Wegen und in den Wäldern gehabt“, erinnert sich Florian Weber. Er ist Förster beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Holzkirchen und gemeinsam mit Elisabeth Necker für die privaten und kommunalen Wälder im Forstrevier Bad Tölz zuständig. „Besonders betroffen waren – wie in den Dörfern auch – Arzbach, Gaißach und auch Teile im Tegernseer Tal.“

Kahle Stellen im Bergwald

Allerdings gehen die Folgen für den Forst auch heute noch weit über verwüstete Wanderwege hinaus: Das sieht man an den meterhohen und langen Holzstamm-Stapeln in dem beliebten Wandergebiet, aber auch an den kahlen Stellen im Bergwald. „Wir werden aktuell von vielen Leuten auf die Fällungen angesprochen. Leider müssen wir jetzt den Spätfolgen vom Hagel Rechnung tragen, viele Bäume sind zu stark beschädigt und haben das nicht überlebt“, erklärt Florian Weber. Er fährt mit der Hand über tiefe Dellen in der Rinde eines gefällten Baumes. „Mir als Förster blutet da erst recht das Herz. So großräumige Fäll㈠aktionen sind eigentlich das Letzte, was wir wollen.“ Mehrere Hektar seien bereits gefällt worden. „Wie viel es schlussendlich werden wird, das sehen wir erst, wenn es richtig Frühling geworden ist.“

In Wackersberg und Gaißach mussten bereits Hektargroße Waldfläche gefällt werden. So wie hier an der Waldherralm.
Etliche Hektar an Waldfläche mussten bereits gefällt werden. So wie hier an der Waldherralm. © Arndt Pröhl

Löcher in den Rinden vieler Bäume

Dass erst eineinhalb Jahre nach dem Unwetter die Bäume nun entnommen werden müssen, liege an dem feuchten Frühjahr und Sommer 2024. „Durch den vielen Regen in der Vegetationsphase von Mai bis September waren die Bäume sehr gut mit Wasser versorgt und konnten sich so noch eine Zeit lang halten, aber jetzt wird zusehends klar, dass viele nachhaltig beschädigt sind.“ Die teils faustgroßen Hagelbälle lichteten die Kronen vieler Nadelbäume, zerschlugen die Blätter der Laubbäume, rissen ganze Äste und Triebe zu Boden, schlugen regelrechte Löcher in die Rinden vieler Bäume. Die Schrunden sind nun eine willkommene Eintrittspforte für Krankheitserreger, wie der Förster erklärt.

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Ab Herbst 2024 wurde das Ausmaß der Schäden so richtig deutlich, meint Weber. „In vielen Wäldern trat Käferbefall an den ohnehin schon geschwächten Bäumen auf.“ An Bäumen mit grüner Krone fiel die Rinde ab. „Das ist dann das Todesurteil für den einzelnen Baum, aber auch eine Gefahr für die umliegenden Bestände, aufgrund der Weiterverbreitung des Borkenkäfers“, so der Revierförster. Manche Bereiche seien so stark betroffen gewesen, dass ganze Bestände nicht weiter erhalten werden können. „Die alleinige Entnahme der am stärksten geschädigten Bäume würde dazu führen, dass nur noch ein instabiler Restbestand erhalten bliebe, der beste Angriffsmöglichkeiten für Stürme und den Borkenkäfer böte“, schreibt das AELF dazu in einer Pressemitteilung.

Waldverjüngung entwickelt sich

Einen kleinen Trost findet man, wenn man in den Bergwäldern genauer hinschaut. Denn: Unter dem Altbestand sieht man an vielen Stellen bereits eine natürliche Verjüngung. „Das ist auch ein Verdienst einer guten Jagd, weil gerade diese jungen Bäume ein Leckerbissen für Reh und Rotwild sind. So eine Waldverjüngung entwickelt sich nur durch gut an den Wald angepasste Wildbestände.“ Hieran sehe man die Wichtigkeit, einer guten Zusammenarbeit zwischen Jagd- und Forstwirtschaft, unterstreicht der Förster.

Die Schäden an vielen Bäumen werden erst jetzt in voller Ausprägung sichtbar.
Die Schäden an vielen Bäumen werden erst jetzt sichtbar. © Arndt Pröhl

„Solche Extremwetter werden häufiger“

Das Hagelereignis zeige, was nötig ist, um Wälder zukunftsfähig zu machen: „Eine saubere Durchforstung der Bestände bringt Licht auf den Boden, damit die nächste Generation bereits im Schutz des Altbestandes ansamen kann.“ Dies gehe freilich nur mit einem waldverträglichen Schalenwildbestand. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass solche Extremwetter aufgrund des Klimawandels häufiger vorkommen werden“, so Weber.

Fichtenbestand schrumpft etwas

Aktuell stehe in der Region der Bergmischwald, bestehend aus Tannen, Fichten, Buchen und Bergahorn, noch gut da. „Nur der Fichtenbestand schrumpft etwas, da ihnen das Extremwetter am meisten zusetzt.“ Für die Natur seien die Veränderungen und Kahlschläge ein weitaus kleineres Problem als für den Menschen. „Ein gesunder Wald dient als Schutzwald, angefangen beim Wasserrückhalt bis zum Lawinen- und Steinschlagschutz.“ Freilich dürfe man die Holzproduktion auch nicht außer Acht lassen.

„Daher ist ein Eingreifen, so schlimm wie das Bild gerade aussieht, einfach unumgänglich.“ Die gerodeten Bäume könne man nun weiter verwerten. „Das wird dann je nach Qualität zu Bauholz oder Brennholz verarbeitet.“

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