Geheimdienst-Analyse kursiert offenbar in Regierungskreisen – Russischer Angriff ab 2026?

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Moskau bereitet sich auf einen Konflikt mit der Nato vor. Ein Geheimdienstbericht aus Berlin soll nun zeigen: Das militärische Erstarken Russlands könnte schneller gehen als bislang angenommen.

Berlin – Offenbar kursiert in der Bundesregierung eine neue Analyse deutscher Nachrichtendienste über Russland und die Intensivierung seiner Rüstungsproduktion. Der Inhalt: Moskau könnte innerhalb der kommenden fünf Jahre seine militärische Macht verdoppeln, wie Business Insider am Mittwoch unter Berufung auf die Geheimdienstkreise berichtete. Russische Angriffe auf Nato-Gebiet seien „nicht auszuschließen“, hieß es weiter.

Analyse aus Geheimdienstkreisen: Putin könnte ab 2026 Teilgebiete der Nato angreifen

Laut Recherchen von Business Insider heißt es aus Geheimdienstkreisen, dass sich Moskau auf einen grundsätzlichen Konflikt mit dem Westen einstelle. Die Umstrukturierung des Militärs, die Truppenbewegungen und die Stationierung von Raketen im Westen des Landes würden darauf schließen lassen. Die Schlussfolgerung der Analyse: Es sei „nicht mehr auszuschließen“, dass Putin „ab 2026“ zumindest Teilgebiete der Nato wie etwa das Baltikum oder Finnland angreife, zitierte Business Insider die Analyse. Bislang war die Einschätzung vieler Militärexperten, dass Europa mehr Zeit hätte, um sich vorzubereiten.

Die Kriegswahrscheinlichkeit in Europa steige erst dann, wenn Russland nicht mehr durch Hauptkampfhandlungen im Ukraine-Krieg gebunden sei, hatte etwa der Verteidigungsexperte der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Christian Mölling, im Interview mit dem BR24 im Februar erklärt. Im Anschluss rechne man mit einem Zeitraum von sechs bis neun Jahren, bis Russland seine Streitkräfte wieder aufgebaut habe, so der Experte weiter. Doch der aktuelle Geheimdienstbericht weist nun darauf hin, dass es schneller gehen könnte. Russland hat längst auf Kriegswirtschaft umgestellt und in den russischen Rüstungsfabriken läuft die Produktion in drei Schichten rund um die Uhr.

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Der russische Präsident Wladimir Putin am 7. März 2024 bei einem Besuch der Pilotenakademie in der russischen Stadt Krasnodar. © IMAGO/Mikhail Metzel/Kremlin Pool/Zuma Wire

Konfrontation mit Russland ist „Kalter Krieg 2.0“: Wie schnell kann Moskau Militärreform umsetzen?

Der litauische Geheimdienst hatte in seinem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht ebenfalls von einer Vorbereitung Russlands auf eine Konfrontation mit der Nato gesprochen. Die russische Wirtschaft halte aufgrund hoher Ölpreise, staatlicher Investitionen in die Militärindustrie und der Umgehung von Sanktionen besser durch als gedacht, so der Bericht aus dem Baltikum. Wie schnell und weitgehend die russische Militärreform umgesetzt werden kann, hängt nach Einschätzung des litauischen Geheimdienstes vom Verlauf und Ausgang des Kriegs in der Ukraine ab. Die Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine spielen dabei eine große Rolle.

Auch die Kriegsexperten der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) sahen in der jüngsten Umordnung der Militärstruktur eine langfristige Vorbereitung „auf einen möglichen künftigen groß angelegten konventionellen Krieg gegen die NATO“, wie aus dem Bericht der Experten vom 26. Februar hervorgeht. Russland hatte die Nato mehrfach als „Bedrohung“ bezeichnet. „Die Allianz hat ihre militärische Infrastruktur seit mehreren Jahrzehnten ununterbrochen auf unsere Grenzen zubewegt“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow im Januar. Bei der Nato handelt es sich allerdings um ein Verteidigungsbündnis.

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Militärübung der Nato „Steadfast Defender“: Der Flugzeugträger HMS Prince of Wales der britischen Royal Navy führt im Rahmen einer Übung am 13. März fünfzehn Schiffe an. © LPhot Belinda Alker/UK Ministry of Defence/AP/dpa

Nato-Vorbereitung auf möglichen Konflikt mit Russland: Moskau nennt es „Bedrohung“

Indes bereitet sich auch die Nato auf einen möglichen Konflikt mit Russland vor. In „Steadfast Defender“ (etwa: Standhafter Verteidiger), der größten Militärübung seit dem Ende des Kalten Kriegs, mobilisierte die Allianz rund 90.000 Soldaten. Bis Mai proben die Truppen der 32 Mitgliedsländer vier Monate lang die Abwehr eines nicht näher genannten Gegners auf das Bündnisgebiet.

Oberst Elegijus Paulavicius vom litauischen Militärgeheimdienst fand angesichts der angespannten Lage zwischen Russland und der Nato auch beruhigende Worte. „Konfrontation bedeutet nicht, dass Krieg nicht unvermeidbar ist. Wir sollten eine langfristige Konfrontation als einen Kalten Krieg 2.0 betrachten“, sagte Oberst der Agentur BNS zufolge. Sollte Donald Trump erneut US-Präsident werden, könnte der Republikaner das westliche Verteidigungsbündnis Nato allerdings deutlich schwächen. (bme)

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