Bald starten Gasbohrungen in Reichling: Die Bürger haben da noch einige Nachfragen
Heuer wird es ernst mit den Erdgasbohrungen in der Nähe von Reichling: Im Frühling oder Sommer soll der Bohrbetrieb erfolgen, der sich über 40 Tage erstreckt. Zuvor muss ab April der Platz hergerichtet werden, was 60 Tage beansprucht.
Reichling – Auf der Reichlinger Bürgerversammlung haben kürzlich Eckard Oehms und Jürgen Milinski von der Firma „Genexco“ einen Ausblick gegeben, was in diesem und im nächsten Jahr in Sachen Gasbohrung in Reichling geplant ist. Renate Pechnig von der „Geophysica-Beratungsgesellschaf“t informierte zudem darüber, dass auch die Nutzung der Geothermie möglich sei. Das Wasser in gut 3000 Meter Tiefe sei 120 Grad heiß. Ein Beispiel für ein Geothermie-Kraftwerk in der Region sei Geretsried, das zur Zeit im Bau ist.
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Von den Bohrstellen nahe des Kromerhofes bei Reichling sei eine für Erdgas und eine für Geothermie geeignet, heißt es. Erdgas könnte wohl an der Bohrstelle südlich der Straße, die Richtung Rott führt, gefördert werden. Für Erdwärme käme die Bohrstelle nördlich des Kromerhofes, im Osten von Reichling gelegen, in Frage.
Bohrplatz wird in 60 Tagen eingerichtet
Laut Oehms nimmt der Bau des Bohrplatzes 60 Tage in Anspruch. Ungefähr einen Monat läuft dann der Bohrbetrieb bis in 3200 Metern Tiefe. Der Fachbegriff dafür ist die Endteufe. Hinzu kommen zehn Tage für Auf- und Abbau.
In Reichling wolle man die gleiche Bohranlage einsetzen, wie sie vor zehn Jahren von Bayerngas in Brandenburg errichtet worden ist. Der Förderturm erreicht dabei eine Höhe von 35 Metern.
Seit 2022 nichts mehr gehört
Das Einrichten des Bohrplatzes, der ungefähr 1000 Quadratmeter groß wird, erfolgt ebenso unter Aufsicht des Bergamtes Südbayern wie der Bohrbetrieb. Auswertungen und weitere Planungen, die ein halbes bis dreiviertel Jahr in Anspruch nehmen, müssen vom Bergamt Südbayern genehmigt werden. Diese Behörde ist bei der Regierung von Oberbayern angesiedelt. Wenn nach den Auswertungen die Auflagen erfüllt werden und grünes Licht gegeben werden kann, ist eine Entnahme bis zu 15 Jahre denkbar.
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Wie schon bei der Bürgerversammlung im Dezember 2022, gab es auch jetzt erneut Nachfragen. Stichwörter dafür waren Trinkwasserschutz, Lärm, Umweltbeeinträchtigungen, Setzungen, Lkw-Verkehr, Arbeitsplätze und Abtransport. Kritik war vor allem laut geworden, weil zu dem Projekt seit 15 Monaten nichts mehr zu hören gewesen und keine eigene Veranstaltung angesetzt worden sei. „Wir kommen bei der Bohrung mit der Trinkwasserschicht nicht in Berührung“, betonte Techniker Oehms. Sein Unternehmen mit Sitz in Berlin hatte im Mai 2022 eine Lizenz beantragt. Anfang Oktober 2022 hatte das Bayerische Wirtschaftsministerium diese Erlaubnis erteilt.
Kommt „Fracking“ zum Einsatz?
Eine Bewohnerin aus dem Erbistal in Reichling wollte wissen, ob auch das „Fracking“-Verfahren eingesetzt werde, wofür eine Vielzahl von Chemikalien benötigt und eventuell auch in der Luft freigesetzt werde. Das verneinte Oehms. Zu einem Abfackeln mit Flamme komme es allenfalls beim ersten Test.
Das Umweltgutachten sei von März bis September vergangenen Jahres erstellt worden, hieß es jetzt auf der Bürgerversammlung. „Genexco“-Jurist Milisinski verwies darauf, dass die Firma wegen des Projektes laufend Kontakt zur Gemeinde habe.
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Kritik aus der Bürgerschaft wurde freilich laut, weil das Thema Gasbohrung zweimal in Bürgerversammlungen zusammen mit vielen anderen Themen behandelt wird. Die Frage war: „Warum gab’s denn keine eigene Info-Veranstaltung?“
Frage nach Informationsveranstaltung bleibt offen
„Wir haben verstanden“, antwortete Oehms. Man wolle dem Informationsbedürfnis nachkommen. Er ermunterte dazu, bei Führungen am Bohrplatz teilzunehmen. Ob es zu dem separaten Informationsabend ausschließlich zum Gasfeld am Lech und zu einer möglichen Geothermie kommt? Die Antwort ist offengeblieben.
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Eine Frau aus Reichling hatte kurzfristig einen Antrag zur Bürgerversammlung eingereicht und dabei einen eigenen Termin für die Information zum Gasfeld verlangt. Der Antrag werde im Gemeinderat aufgerufen, so Bürgermeister Johannes Hintersberger.