„Zufall oder bestellte Schikane?“: Hotelier ärgert sich über Strafzettel – und fühlt sich ungleich behandelt
Hotelier Reinhard Breuel ist mit der Einführung von Parkgebühren in Lenggries-Fall unzufrieden. Er klagt über eine vermeintlich ungerechte Behandlung.
Lenggries/Fall – Die Parksituation im Lenggrieser Ortsteil Fall sorgt seit Jahren für Diskussionen. Vor allem während Corona nahm der Andrang der Tagesausflügler drastisch zu – zum Unmut der Faller Bevölkerung. Denn in den Stoßzeiten wurde praktisch überall geparkt, ohne auf irgendwelche Verbote zu achten. Um die Besucherströme besser zu lenken, hat die Gemeinde vor rund drei Jahren eine Parkgebühr auf den Faller Straßen eingeführt. Bis zu sechs Stunden Parken im Ort kostet seitdem drei Euro, die Gebühr für sechs bis 16 Stunden liegt bei fünf Euro. Reinhard Breuel, Betreiber des Hotels Jäger von Fall, ist mit dieser Regelung allerdings seit Jahren unzufrieden.
Hotelier nahe Sylvenstein ärgert sich über Strafzettel: „Dachte erst, das wäre Zufall“
Stein des Anstoßes liefert für den Hotelier die seiner Meinung nach ungerechten Kontrollen der Parkraumüberwacher. Am Sonntag, 5. Mai, hatte Breuel in seinem Hotel eine Oldtimer-Gruppe aus Österreich zu Gast. „Wir sorgten auf dem Hotelgelände für Platz und ließen deshalb unsere Mitarbeiter auf der Straße parken“, erzählt der Hotelier. Doch das reichte nicht: Neben den Mitarbeitern mussten auch einige Gäste auf der Ludwig-Ganghofer-Straße in Fall parken. Dort ist wie beschrieben eine Parkgebühr fällig.
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„Nach einer halben Stunde erschien eine Parküberwacherin und schrieb die Autos auf, die keinen Parkschein gelöst hatten“, so Breuel. „Natürlich hätten die Gäste auch Parkscheine lösen können. Rechtens ist da alles in Ordnung.“ So weit, so gut. Für den Hotelbetreiber brachten Knöllchen vom 5. Mai das Fass zum Überlaufen: „Wenn wir viele Gäste haben, zum Beispiel an den Wochenenden, wird immer kontrolliert, und wenn wenig Gäste da sind, kommt keiner. Ich dachte erst, das wäre Zufall“, meint er. Breuel fühlt sich inzwischen ungleich behandelt. „Das geht bestimmt schon seit zwei Jahren so. Da kommen Zweifel auf, ob es sich um Zufall oder um bestellte Schikane handelt.“
Während Patronatstag parkten viele entlang der Bundesstraße
Sein Argument: Während der Feierlichkeiten rund um den Patronatstag in Lenggries hätten viele Besucher entlang der Bundesstraße 13 geparkt. „Da wurde sicher keiner zur Kasse gebeten.“ Selbst am Montag nach dem Patronatstag seien dort noch Autos gestanden. Anstatt die Einhaltung der Parkregeln in Fall zu überwachen, solle sich die Gemeinde auf die Geschwindigkeitskontrollen an der Bundesstraße und auf der gesperrten Forststraße Richtung Tirol konzentrieren.
Der Fremdenverkehr habe für die Gemeinde und den ganzen Landkreis einen hohen Mehrwert. Doch seine Besucher seien auf das Auto angewiesen. „Der Bus ist für unsere Gäste keine Alternative, und einen Rufbus wollte die Gemeinde nicht“, sagt Breuel. Der Hotelier fordert daher, dass in Fall dieselben Parkregeln wie im Lenggrieser Ortskern gelten. Dort dürfen Autofahrer zwei Stunden kostenlos mit einer Parkscheibe parken.
Bürgermeister von Lenggries weist Vorwürfe zurück: „Ausschließlich positive Rückmeldung bekommen“
Stefan Klaffenbacher, Bürgermeister von Lenggries, weist die Vorwürfe Breuels zurück. „Die Parkgebühren gibt es ausdrücklich nicht, um das Hotel kaputtzumachen. Ganz im Gegenteil“, sagt er auf Anfrage. Stattdessen habe sich das Parkraumkonzept bewährt. „In der Faller Bevölkerung habe ich ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen“, berichtet Klaffenbacher. Der Lenggrieser Rathauschef erinnert an die Probleme aus den Jahren vor der Einführung der Parkgebühren. „Private Einfahrten waren zugeparkt, Rettungswege versperrt“, so Klaffenbacher. In Privatgärten hinterließen Besucher ihre Notdurft, Chemieklos aus Wohnmobilen wurden einfach ausgeleert. „Wir mussten damals einfach Maßnahmen ergreifen.“
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Klaffenbacher weist außerdem auf Erfolge im Kampf gegen Raser hin. Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung für den Ortsteil Fall, etwa die Schaffung einer Tempo-30-Zone, hätten die Erwartungen erfüllt. Um das zunehmende Problem mit Rasern und Posern zu bekämpfen, gebe es nun die Zusage, Blitzerstationen einzurichten. Für die Verkehrsüberwachung an Bundesstraßen sei eigentlich die Polizei zuständig. Diese Kontrollen soll nun aber der Zweckverband Kommunale Dienste Oberland (ZVKD Oberland) durchführen.
Kontrolleurin hat lediglich zwei Fahrzeuge verwarnt
Der Zweckverband ist auch für die Parkraumüberwachung in Fall verantwortlich. „Wir schicken niemand zum Kontrollieren ausschließlich nach Fall“, stellt Klaffenbacher klar. Stattdessen habe die Gemeinde für den entsprechenden Zeitraum Kontingente beim ZVKD Oberland gebucht. „Die fahren in der gesamten Gemeinde Parkplätze ab. Auch in Fall, aber eben nicht nur dort.“
„Wir sind von niemanden gerufen worden“, versichert auch Marco Marciniak, Leiter ruhender Verkehr beim Zweckverband. „Die Einsatzplanung sah bereits mehrere Wochen im Voraus vor, dass wir am 5. Mai im Gemeindegebiet Lenggries überwachen.“ Eine Außendienstmitarbeiterin habe zwischen 15.30 Uhr und 16 Uhr eine „normale Parksituation“ in der Ludwig-Ganghofer-Straße vor dem Hotel Jäger von Fall vorgefunden. Dabei habe sie „lediglich zwei Fahrzeuge schriftlich verwarnt“. Die Fahrer hatten keinen Parkschein gelöst und mussten dafür 20 Euro Verwarngeld bezahlen. „Für die Beschilderung selbst ist die Gemeinde Lenggries zuständig“, betont Marciniak. (vfi)