„Brenner als Waffe“: Italien tobt wegen Österreichs neuem Vorgehen und nennt es absurd

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Das ist der Streitpunkt: Die marode Luegbrücke, knapp vor der österreichisch-italienischen Grenze (aus nördlicher Richtung kommend) wird zum Reibungspunkt zwischen Südtirols Wirtschaft und der österreichischen Straßenbaubehörde ASFINAG © IMAGO/Ulrich Wagner

Südtiroler Wirtschaftsverbände sind sauer auf Österreich: Künstlich geschaffene Engpässe am Brenner würden die wichtige Verkehrsader unnötig blockieren.

Bozen - Wegen der ersten Brückensperrung des Jahres 2025 herrschte bereits zum Start in den Januar Chaos auf dem Brenner: Wegen einer Streckensanierung ist über die Luegbrücke seit Anfang 2025 nur eine Strecke befahrbar. Laut ADAC beginnen die Bauarbeiten dort jedoch erst im Frühjahr. Die Brücke liegt im Wipptal, knapp vor der österreichisch-italienischen Grenze und ist 55 Jahre alt.

In Italien regt sich vor allem deshalb jetzt Ärger gegen Österreich. Wie Rainews berichtet, sagte der Obmann des Südtiroler Hotelverbands Belvita, Paul Zimmerhofer: „Wir finden, dass die Entscheidung von österreichischer Seite auch dahin gehend getroffen wurde, dass die Touristen einfach nicht mehr nach Südtirol kommen sollen.“

Auch, was den Güterverkehr und die Belastung der LKW-Fahrer angeht, sehe man eine Belastung: „Die künstlich geschaffenen Engpässe führen zu stundenlangen Wartezeiten und überfüllten Rastplätzen, was zudem ein nicht unerhebliches Sicherheitsrisiko darstellt“, meinte Zimmerhofer laut Südtirolnews.

Brenner-Baustelle: Italienische Hotelgruppe fordert Umdenken von Österreichs ASFINAG

Die Belvita-Gruppe fordert deshalb von der österreichischen Straßenbaubehörde ASFINAG, besonders zwei Maßnahmen zu überdenken: Die frühzeitige Sperre sowie das Nachtfahrverbot für LKW. Eine Aufhebung des Nachtfahrverbots fordert laut Rainews auch der Bozener Handelskammerpräsident Michl Ebner.

Man könne zwar verstehen, dass Bauarbeiten nötig seien, müsse diese aber anders steuern. Auch die langjährige Bauzeit sei infrage zu stellen. „Es kann nicht sein, dass die Verkehrseinschränkungen vor allem an Wochenenden Zeiteinbußen von bis zu zwei Stunden mit sich bringen“, so Zimmerhofer. Das Vorgehen Österreichs sei absurd.

Die in Genua eingestürzte Morandi-Brücke sei innerhalb einen Jahres wieder aufgebaut worden. „Der Brennerpass ist eine der wichtigsten Verkehrsadern Europas, und es ist inakzeptabel, dass Maßnahmen getroffen werden, die Reisende und die Tourismusbranche in Südtirol und Italien derart erheblich benachteiligen“, meinte er. Zugespitzt lautet der Vorwurf so: Die Verkehrspolitik sei gegen jede Vernunft, der Brenner würde als „Wirtschaftswaffe“ eingesetzt.

Brenner bleibt Nadelöhr zwischen Italien, Österreich - und Deutschland

Der Brenner wird auch langfristig ein Nadelöhr bleiben: Um die aktuell zu erwartenden Staus zu umgehen steigt, wer kann, jetzt schon auf den Zug um. Mittelfristig ist allerdings hier keine große Entlastung für die Reisenden und den Gütertransport zu erwarten: Denn der eigentlich bis 2032 geplante Ausbau des Brennerbasistunnels für Züge ist ins Stocken geraten. Vor allem beim Ausbau des Brenner-Nordzulaufs steht Bayern für Zögerlichkeit stark in der Kritik.

Da laut ADAC die österreichische ASFINAG die Sanierung der Luegbrücke für unumgänglich hält und durch die Streckensperrungen bereits jetzt eine dringende Entlastung der maroden Brücke erreichen will, wird sich das Chaos am Brenner trotz Ärger aus Südtirol vermutlich nicht schnell lösen lassen. Abzuwarten bleibt, ob das Nachtfahrverbot für LKW aufgehoben wird oder sich die Bauzeit verkürzen lässt.

Auch in der bayerischen Wirtschaft regt sich Unmut: Wir gehen „sehenden Auges in ein Verkehrschaos“, sagte ein Vertreter angesichts der Sperren der Brenner-Fahrbahnen. Weder Auto noch Zug, sondern digitales Chaos: Im Dezember hatten „Phantomsperren“ am Brenner für kurzzeitige Verwirrung gesorgt. (kat)

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