Neue Erdstöße am Supervulkan: Behörden greifen zu drastischer Sicherheitsmaßnahme
Eine neue Bebenserie zeigt, dass der Supervulkan auch 2025 aktiv ist. Die Temperaturen in seinem Inneren steigen. Die Behörden reagieren.
Pozzuoli/Neapel – Der Supervulkan im Süden Italiens zeigt auch im neuen Jahr, dass er aktiv und extrem gefährlich ist. Am Dienstagmorgen (7. Januar) ereignete sich morgens um 3:36 Uhr der jüngste Erdstoß. Er hatte die Stärke 1,5 und lag in drei Kilometern Tiefe. Am 4. Januar hatte es einen Erdstoß der Stärke 2,0 gegeben, auch in den Tagen zuvor wackelte die Erde. Das sind keine besonders starken Erdstöße, es gab schon viel heftigere Beben in den Phlegräischen Feldern.
Doch die relativ große Tiefe weist darauf hin, dass sich Verwerfungen nahe der in der Tiefe vermuteten Magmakammer ereignen. Forscher hatten im Sommer Magma in viereinhalb Kilometer Tiefe entdeckt. Die Bewohner der Region spürten die neuen Erdbeben, die einmal mehr von einem Donnergrollen in der Tiefe begleitet wurden. Sachschäden gab es keine.
Die Erde unter dem Supervulkan hat sich bereits um mehr als vier Meter gehoben
Tatsächlich hab es bereits wesentlich schwerere Beben und auch Zeiten mit einer größeren Anzahl von Erdstößen, auch die Bodenhebung hat sich verlangsamt. Dennoch ist die Küste rund um Pozzuoli seit 1945 um 4,25 Meter angestiegen, was dafür sorgt, dass die Schifffahrt im Golf von Pozzuoli wegen der schwindenden Tiefe der Gewässer zunehmend Probleme hat. Gleichzeitig steigt die Temperatur in den heißen Quellen (Fumarolen) in und neben dem berühmten Vulkankrater der Solfatara.
In der vorigen Woche wurde fünf Meter über den heißen Quellen eine Durchschnittstemperatur von 97 Grad Celsius gemessen, trotz kühlerer Außentemperaturen und Regenereignissen. „Der Temperaturanstieg, basierend auf dem Kondensationswert der fumarolischen Flüssigkeit (~95°C) ist seit letztem Monat schrittweise verlaufen“, heißt es im Wochenbericht des Nationalen Geophysikalien und vulkanologischen Instituts INGV.

Von Entspannung kann am Supervulkan also keine Rede sein. Die Behörden ziehen heftige Erdbeben sowie einen Ausbruch im Supervulkan jederzeit in Betracht. Dass eine halbe Million Menschen der Roten Zone der Phlegräischen Felder wohnt, ist einer immensen Bautätigkeit seit Ende des Zweiten Weltkrieges zu verdanken. Damit nicht weitere Menschen zuziehen, haben die Behörden Ende des vorigen Jahres einen Baustopp verhängt. Laut quotidiano.net dürfen keine Wohnhäuser sowie Firmengebäude und öffentliche Bauten mehr errichtet werden.
Neue Bauvorschriften sollen verhindern, dass nach mehr Menschen in der Gefahrenzone leben
Dies wurde vom Regionalrat Kampanien unter Vorsitz von Gennaro Oliviero von der Demokratische Partei beschlossen, der am Dienstag (7. Januar) den Gesetzentwurf zur Einführung neuer städtebaulicher Vorschriften für die Phlegräischen Felder verabschiedete. „Maßnahmen, die darauf abzielen, die Sicherheit sowie die funktionale und hygienisch-sanitäre Anpassung bestehender Gebäude zu gewährleisten, bleiben möglich“, teilt die Region Kampanien mit, „ebenso Maßnahmen zur Gebäudesanierung, einschließlich Abriss und Wiederaufbau an einem anderen Standort.“
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Der parteilosen Regionalrätin Marì Muscarà geht das Gesetz nicht weit genug: „Die neue genehmigte Bestimmung ist ein Schritt, aber sicherlich nicht das Notwendige. Wir hätten ein mutiges Gesetz gebraucht, eine Regelung, die die Bewohner der Phlegräischen Felder wirklich schützt, und nicht nur einen kleinen Teil von ihnen, wie es stattdessen geschehen ist“, kritisiert die Politikerin bei fanpage.it. Weiter: „Es ist inakzeptabel, dass dieses neue Gesetz überhaupt Abrisse und Ersatzbauten in der Roten Zone zulässt, eine Entscheidung, die die Probleme nicht nur nicht löst, sondern sie nur noch verschärft.“
Andere Experten wollen andere Wege gehen, um das Problem zu lösen. Sie wollen den Supervulkan anbohren, um Dampf abzulassen. Zuletzt hatten angebliche Pläne der italienische Luftwaffe, ihre Pilotenakademie aus Pozzuoli abzuziehen, bereits für Unruhe in der Region gesorgt. Gleichzeitig sorgen Pläne eines Stadionneubaus des SSC Neapel in der Roten Zone für Diskussionen.