Immer mehr HMPV-Fälle: Arzt warnte schon länger vor „wichtigstem Virus, von dem Sie noch nie gehört haben“
Das Humane Metapneumovirus, kurz HMPV, sorgt derzeit für Aufruhr. In China steigen die Infektionszahlen. Gibt es einen Grund zur Sorge?
Peking – Schlagzeilen von steigenden Virus-Infektionen und überfüllten Krankenhäusern wecken unweigerlich Erinnerungen an die Corona-Pandemie. Doch nicht etwa Covid, sondern ein anderes Virus breitet sich derzeit in China wohl immer mehr aus und sorgt für Unruhe: Die Rede ist vom Humanen Metapneumovirus – kurz HMPV. Obwohl es schon seit vielen Jahren existiert, war es bisher eher unbekannt. Woran liegt das?
HMPV-Ausbruch: WHO beobachtet Lage in China
Das HMPV, das aufgrund seines ungewöhnlichen Namens derzeit viel Aufmerksamkeit erregt, wurde bereits 2001 entdeckt, bestätigte eine Sprecherin der WHO in Genf. Der Erreger ist in der Regel für gewöhnliche Erkältungssymptome verantwortlich. Laut der chinesischen Gesundheitsbehörde CDC gehören dazu:
- Husten
- Schnupfen bzw. Nasenverstopfung
- Fieber
- Kurzatmigkeit, bei Kindern bis zu Atemaussetzern
In einigen Fällen kann das HMPV jedoch auch zu schwerwiegenderen Krankheiten wie Bronchitis oder Lungenentzündung führen. Besonders gefährdet sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem, darunter Kinder, ältere Menschen oder Krebspatienten.
Bereits im Dezember 2024 berichteten chinesische Medien, dass Atemwegserkrankungen, vor allem HMPV-Infektionen, auf dem Vormarsch seien. Die WHO steht in Kontakt mit der chinesischen Gesundheitsbehörde CDC.
Arzt warnte schon vor Monaten vor HMPV: „Das wichtigste Virus, von dem Sie noch nie gehört haben“
Neu ist das Virus also keinesfalls, schon 2023 warnte ein Mediziner vor dem HMPV. Atemwegsinfektionen sind weltweit die häufigste Todesursache bei Kindern und einer der Hauptgründe für Krankenhausaufenthalte, so John Williams, Kinderarzt an der Universität von Pittsburgh, gegenüber CNN. Williams konzentriert sich hauptsächlich auf die Erforschung von Impfstoffen und Behandlungen für HMPV. Er betonte, dass die Forschung lange Zeit im Dunkeln getappt sei, da das Virus im Vergleich zu anderen Erkältungsviren relativ spät entdeckt wurde. Williams bezeichnete es als „das wichtigste Virus, von dem Sie noch nie gehört haben“.
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Jedes Jahr verursache HMPV in den USA genauso viel Leid wie die Grippe oder das eng verwandte Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Eine Studie aus dem Jahr 2020 ergab, dass es im Jahr 2018 bei Kindern unter fünf Jahren mehr als 14 Millionen HMPV-Infektionen, über 600.000 Krankenhausaufenthalte und mehr als 16.000 Todesfälle gab.
Es existieren zwar Tests, die HMPV-Infektionen nachweisen können, doch diese werden laut Williams in Arztpraxen selten verwendet. Der Mediziner erklärt, dass diese keinen Einfluss auf die Behandlung der HMPV-Erkältungssymptome hätten, sondern lediglich den Erreger identifizieren. Daher wüssten viele Patientinnen und Patienten oft nicht, dass sie das Virus in sich tragen.

Bilder zeigen überfüllte Kliniken: Kann HMPV eine neue Pandemie auslösen? Experten beruhigen
Kam es nun aber zu einem besonders folgenschweren Ausbruch in China? Im Internet kursieren derzeit Videos aus chinesischen Krankenhäusern, die eine angespannte Situation aufgrund des HMPV zeigen sollen. Die Videos zeigen Menschen, die mit Mundschutz dicht gedrängt in überfüllten Kliniken auf Behandlung warten. Ob es sich um aktuelle Aufnahmen handelt, kann jedoch nicht unabhängig überprüft werden.
Die WHO äußert sich jedoch beruhigend zur aktuellen Lage. Sprecher Tarik Jašarević sagte dem Deutschen Ärzteblatt, dass die Infektionszahlen in China zwar gestiegen seien, aber niedriger als im Vorjahr seien. Die WHO betont zudem: „Es ist ein weit verbreitetes Virus, das im Winter und Frühling zirkuliert.“
Auch der Arzt und Medizinjournalist Christoph Specht beruhigt in einem Interview mit NTV: „Dieses Humane Metapneumovirus wird ganz sicher keine Pandemie im Sinne von Corona auslösen“. Es handele sich um einen „altbekannten Erreger von grippalen Infekterscheinungen“. (asc/dpa)