Ukraine greift 2024 hunderte Ziele in Russland an – Was hat das gebracht?
Die Ukraine stört Russlands Versorgung mithilfe ihrer Drohenflotten immer wieder empfindlich. 2024 weitete Kiew seine Angriffe deutlich aus.
Moskau - Im Jahr 2024 gelang der Ukraine im russischen Angriffskrieg ein Durchbruch: Kiew startete zahlreiche Angriffe auf russisches Territorium. Laut einer Analyse des ukrainischen Mediums Kyiv Independent wurden hunderte Angriffe auf russische Ölraffinerien, Waffenlager, Waffenproduktionsstätten und Militärflughäfen durchgeführt. Doch welche Auswirkungen hatten diese Angriffe?
Die Ukraine setzt auf „Drohnenschwarm“-Angriffe gegen Russland
Obwohl die Ukraine ihre Drohnenangriffe nicht öffentlich bestätigt, lässt sich die ungefähre Anzahl der Angriffe aus russischen Berichten, lokalen unabhängigen Medien und sozialen Medien ableiten. Das Ziel dieser Angriffe ist eindeutig: Die Logistik Russlands soll gestört und damit der Vormarsch verlangsamt werden. Trotz der zunehmenden Vorstöße der russischen Truppen auf dem Schlachtfeld, muss Präsident Wladimir Putin zunehmend befürchten, dass die Versorgung aufgrund der ukrainischen Angriffe ins Stocken gerät.
Andrii Yusov, Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes, erklärte Ende des Jahres, dass ukrainische Drohnen mittlerweile bis zu 2000 Kilometer weit operieren können. Verteidigungsminister Rustem Umerov fügte hinzu, dass die ukrainischen Streitkräfte über 200 Militäreinrichtungen in Russland mit Hilfe der „Drohnenschwarm“-Technologie zerstört oder beschädigt hätten. Sowohl die Ukraine als auch Russland nutzen diese Technologie, bei der Dutzende, manchmal Hunderte von Drohnen gleichzeitig gestartet werden, um die Luftabwehr zu überwältigen, normalerweise in Wellen.
Massive ukrainische Drohnenangriffe im September
Diese Taktik zeigt Wirkung: Russlands veraltete Luftabwehrsysteme, die hauptsächlich zum Schutz vor großen Zielen wie Raketen oder Flugzeugen entwickelt wurden, identifizieren Drohnen nicht immer. Präsident Wolodymyr Selenskyj gab auf dem zweiten Internationalen Forum der Verteidigungsindustrie im Oktober bekannt, dass die Ukraine mindestens vier Millionen Drohnen pro Jahr produzieren und mehr als 1,5 Millionen bereits unter Vertrag genommen werden können.

Im September zeigte sich die russische Luftverteidigung besonders anfällig. Am 1. September fand der bisher größte Drohnenangriff auf Russland statt. Laut russischen Behörden wurden 158 Drohnen über 16 Oblasten abgeschossen, eine Raffinerie in Moskau brannte danach und lief anschließend nur noch mit halber Kapazität. Am 10. September wurden erneut 114 Drohnen abgeschossen. Infolge der Angriffe mussten viele Raffinerien ihre Produktion einstellen. Die ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Ölraffinerien führten laut NATO-Berechnungen vom Juli zu einem Produktionsrückgang von rund 17 Prozent. Laut Reuters mussten bis November mindestens drei russische Ölraffinerien – Tuapse, Iljitsch und Nowoschachtinsk – aufgrund erheblicher Verluste ihre Produktion einstellen oder drosseln und standen vor der Gefahr einer Schließung.
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Putin droht nach ukrainischen Drohnenangriffen mit Vergeltung
Um den Drohnenschwärmen besser begegnen zu können, hat Russland laut Kyiv Independent die Anzahl seiner mobilen Feuergruppen erhöht. Doch eine effektive radartechnische Aufrüstung der Luftverteidigung gegen die Drohnen würde laut Mattias Eken, Verteidigungs- und Sicherheitsexperte bei RAND Europe, „Jahre“ dauern. Auch Kremlchef Putin äußerte sich zu den vermehrten Angriffen der Ukraine. Er kündigte eine um ein Vielfaches höhere „Zerstörung“ durch seine Truppen an. „Wer auch immer und in welchem Ausmaß auch immer versucht, zu zerstören, wird selbst das Vielfache an Zerstörung erleben und bereuen, was er in unserem Land versucht hat“, sagte Putin.
Russland muss seine Flugzeuge weiter von der Grenze entfernen
Die Behörden der russischen Region Tatarstan meldeten am 21. Dezember 2024 einen „massiven Drohnenangriff“ auf die Stadt Kasan, die rund tausend Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt. Das russische Verteidigungsministerium beschuldigte Kiew, die „zivile Infrastruktur“ in Kasan ins Visier genommen zu haben. Laut der Stadtverwaltung von Kasan lösten die Angriffe in mehreren Stadtteilen Brände aus. Es wurden keine Opfer gemeldet.

Auch der Militärflughafen Olenya, der 1.800 Kilometer von der Grenze entfernt liegt, wurde bereits von Drohnen getroffen und dabei ein Tu-22M3-Bomber beschädigt. Langstreckenangriffe zwangen Russland, seine Flugzeuge zu verlegen, was die strategische Planung seiner zukünftigen Angriffe auf die Ukraine beeinträchtigte. Bisher hat Russland 90 Prozent seiner Flugzeuge, die für Angriffe auf die Ukraine eingesetzt werden, über 300 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt verlegt.
Ukrainische Drohnenangriffe haben „erhebliche Auswirkungen“ auf die russische Waffenproduktion
Zu den Zielen der Ukraine gehören auch russische Waffenlager. Im September setzten ukrainische Drohnen mindestens 30.000 Tonnen Munition in Brand, darunter angeblich auch ballistische Raketen. Doch selbst wenn Waffenfabriken nur teilweise beschädigt werden, hat dies direkte Auswirkungen auf den Krieg, so ein Experte: „Wenn Sie zehn Angriffe mit Drohnen starten und die Anlage dann fünf, sechs oder acht Stunden lang keine neue Munition entladen oder lagern kann, hat das allein schon erhebliche Auswirkungen, da die Anlage einen Tag lang nicht funktioniert.“ Dies werde „Auswirkungen auf dem Schlachtfeld haben, da diese Munition die Front nicht erreichen wird“, so Michael Bohnert, ein lizenzierter Ingenieur der Forschungsorganisation RAND, gegenüber Kyiv Independent.
Das britische Verteidigungsministerium erklärte in seinem Geheimdienstbericht, dass Angriffe auf Toropets und später auf das Depot in der Stadt Tikhoretsk eine Tonnage zerstört hätten, die als Russlands „größter Munitionsverlust“ während seines umfassenden Krieges gegen die Ukraine gilt. (cgsc mit afp)