Ziele schon bestimmt: Russland plante wohl Krieg gegen Japan und Südkorea

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Geleakte Geheimdokumente legen Pläne für einen russischen Angriff auf Japan und Südkorea offen – und zeigen, dass ein Krieg in Asien auch Europa beträfe.

Moskau – Russland hat offenbar bereits vor mehr als zehn Jahren für einen möglichen Krieg mit Japan und Südkorea detaillierte Ziellisten erstellt. Das geht laut Financial Times aus Geheimdokumenten hervor, die dem US-Medium vorliegen. Die Ziele umfassen unter anderem Atomkraftwerke.

Geheimdokumente zeigen: Moskau bangte offenbar um ungeschützte Flanke

Ein Großteil der 29 geheimen russischen Militärakten, die zwischen 2008 und 2014 erstellt wurden, beschreibt die Ausbildung von Offizieren für einen möglichen Konflikt an der russischen Ostgrenze. Den Dokumenten zufolge sorgt sich Russland um seine Ostflanke, die Moskau im Falle eines Krieges mit der Nato als ungeschützt wahrnimmt. Insgesamt 160 potenzielle Ziele in Japan und Südkorea werden in den Dokumenten aufgeführt, darunter Straßen, Brücken, Fabriken und Militäranlagen. Angriffe auf diese Standorte sollen die Ostflanke schützen, indem die „Umgruppierung der Truppen in operativ relevanten Gebieten“ gestört wird. Laut Financial Times gelten die Analysen noch immer als relevant für die russische Strategie.

Der Bericht umfasst auch Details dazu, wie Russland in der Vergangenheit die japanische und südkoreanische Luftabwehr testete. Demnach ließ Moskau am 24. Februar 2014 zwei Tu-95-Bomber aufsteigen, die 17 Stunden lang um Südkorea und Japan kreisten und die Reaktionen aufzeichneten. Die Mission fiel zeitlich mit der völkerrechtswidrigen russischen Annexion der Krim und einer gemeinsamen Militärübung der USA und Südkorea namens Foal Eagle 2014 zusammen, so die Financial Times weiter. 2024 flogen zwei russische Aufklärungsflugzeuge des Typs Tu-142 eine nahezu identische Route wie damals die Tu-95.

Russlands Präsident Wladimir Putin.
Russland plante wohl einen Krieg gegen Japan und Südkorea. © Gavriil Grigorov/dpa

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Die militärischen Geheimdokumente zeigen auch die enge Verflechtung von Europa und Asien. Analysten argumentieren, dass weder Asien noch Europa von Konflikten der jeweils anderen Seite unberührt bleiben würden. Moskau und Pjöngjang hatten seit der russischen Invasion in die Ukraine ihre politische und militärische Zusammenarbeit verstärkt. Im vergangenen Jahr schickte Nordkorea rund 12.000 Soldaten in den Ukraine-Krieg. Südkorea beobachtete dies mit großer Sorge.

„Die Folgen einer langfristigen Allianz zwischen Russland und Nordkorea reichen weit über das Schlachtfeld in der Ukraine hinaus und könnten langfristige Auswirkungen auf die Stabilität der koreanischen Halbinsel und der Asien-Pazifik-Region haben“, hieß es auch in einer Analyse der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW). Wegen des Konflikts um Inseln des Kurilen-Archipels haben Japan und Russland keinen offiziellen Friedensvertrag zur Beendigung des Zweiten Weltkriegs unterzeichnet.

In einer Ansprache an die Nation hatte Kreml-Chef Wladimir Putin im November vergangenen Jahres gesagt, mit dem Einsatz westlicher Raketen größerer Reichweite gegen Ziele in Russland habe der Ukraine-Krieg „Elemente eines globalen Charakters“ angenommen. Russlands Verteidigungsminister Andrej Beloussow sagte im vergangenen Dezember, Moskau müsse sich auf verschiedene Szenarien vorbereiten, darunter auf einen „potenziellen Konflikt mit der Nato innerhalb des nächsten Jahrzehnts“.

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