„Wir hängen in der Luft“: Die Situation in Seeg bleibt schwierig
Bürgermeister im Gefängnis, Neuwahlen nicht möglich: Die Situation in Seeg bleibt schwierig. Das wurde bei der diesjährigen Bürgerversammlung deutlich.
Seeg – Die Situation in der Gemeinde Seeg ist für die Beteiligten alles andere als einfach: Das wurde bei der diesjährigen Bürgerversammlung noch einmal deutlich. „Es ist alles im Ungewissen, wir hängen in der Luft“, stellte Zweiter Bürgermeister Lorenz Schnatterer fest. Seit fast zwei Jahren sitzt der Erste Bürgermeister Markus Berktold im Gefängnis. Er ist zu einer Haftstrafe von fünfeinhalb Jahren verurteilt worden – doch weil das Revisionsverfahren noch läuft und Berktold nicht rechtskräftig verurteilt ist, können die Seeger keinen neuen Bürgermeister wählen.
Dass die Seeger sich dafür interessieren, was in der Gemeinde los ist, zeigte sich am regen Besuch der Bürgerversammlung: Etwa 180 Zuhörer hatten sich im Gemeindesaal eingefunden, um den Bericht des Zweiten Bürgermeisters Lorenz Schnatterer zu hören. Dieser leitet seit der Verhaftung des Ersten Bürgermeisters die Amtsgeschäfte in der 3000-Seelen-Gemeinde.
Der Gemeinde Seeg sind in Bezug auf Neuwahlen die Hände gebunden
In der Versammlung ließ er den Verlauf der Dinge seit der letzten Bürgerversammlung Revue passieren: Man habe zunächst auf das Urteil gewartet, gegen das Markus Berktolds Anwalt dann aber Revision eingelegt hat. Seitdem herrscht Ungewissheit. Was Schnatterer ärgert: „Seit dem Urteilsspruch gibt es keine Fristen.“ Wann der Bundesgerichtshof eine Entscheidung fällt, steht in den Sternen. Der Gemeinde sind infolgedessen in Bezug auf Neuwahlen die Hände gebunden.
Dabei, sagt Schnatterer, hätte man sich gern an die vorgezogene Bundestagswahl angehängt – dann hätten die Seeger beim Gang ins Wahllokal gleich einen neuen Rathauschef mitwählen können. „Aber das geht nicht, weil wir nicht wissen, wie es weitergeht“, beklagt Schnatterer. Er selbst bekommt von den Seegern jedenfalls viel Zuspruch und Lob für seinen Einsatz. Auch in der Bürgerversammlung formulierte der Gemeinderat einen Dank an den kommissarischen Rathauschef, der neben seinem Hauptberuf die Geschicke der Gemeinde leitet.
Ziel ist Konsolidierung
In seiner Präsentation ging Lorenz Schnatterer auf die wichtigsten Projekte des vergangenen Jahres ein. Die Haushaltsplanung 2024 sei hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt erstellt worden, „dass die Pflichtaufgaben der Kommune vernünftig erfüllt werden“. Notwendige Investitionen seien zielgerichtet eingeplant worden, aber auch mit dem Ziel den Konsolidierungskurs der Gemeindefinanzen langfristig fortzuführen.
Als abgeschlossene Maßnahmen nannte der Zweite Bürgermeister unter anderem die Erschließung der Straße und des Kanals des Baugebiets Haldenweg, die Sanierung des Bachlaufs Enzenstetten, die Sanierung des Kanals Wiesleuten, die Umsetzung des neuen Schilderkonzepts und die Sanierung des Turnhallendachs. Aktuell laufende große Brocken sind der Umbau des Tourismusbüros und vor allem die Sanierung des Wasser-Hochbehälters Aufmberg, die mit einem Investitionsvolumen von ca. 1,5 Millionen Euro zu Buche schlägt. Und das ohne Förderung wegen zu wenig Invest in den vergangenen 27 Jahren. 20 Prozent der Kosten sollen über die Gebühren gedeckt werden. Auf die Frage aus der Zuhörerschaft, ob diese Aussage fix sei, antwortete Schnatterer, dass es dazu bereits einen Gemeinderatsbeschluss gebe. Die Maßnahme soll bis Mitte oder Ende 2025 abgeschlossen sein.
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Fragen nach Container und Pizzaboxen
Eine weitere Frage aus dem Publikum bezog sich auf das Aufstellen eines zusätzlichen Grüngut-Containers außerhalb des Wertstoffhofs. Dies wolle man prüfen, sagte Schnatterer zu. Als gute Idee nahm er den Vorschlag mit, im Winter im Kurpark schneetaugliche Abfallbehälter oder Pizzaboxen aufzustellen, um herumliegenden Müll zu vermeiden.
Als aktuell laufende Maßnahme nannte Schnatterer auch das neue Baugebiet am Karpf. Erste Entwurfsplanungen lägen vor und würden im Gemeinderat zeitnah besprochen. Ziel sei es, Anfang 2025 eine Bebauungs- und Erschließungsplanung in Auftrag zu geben.
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