Füssen als Tourismus- und Klimastadt? Ein Widerspruch und doch eine Notwendigkeit
Kann Füssen eine Klimastadt werden? Diese Frage beschäftigte kürzlich rund 20 Zuhörer bei einem Vortragsabend des Bund Naturschutz im Hotel Luitpold.
Füssen – Die Idee von Füssen als Klimastadt besprachen die Referenten Ulrich Schaaf, vom Energiearbeitskreis Seeg, Stefan Fredlmeier, Tourismusdirektor der Stadt Füssen und Andreas Rösel, Vorsitzender des Blumen- und Gartenbauvereins Füssen.
Füssen als Klimastadt − konkret bedeute das, dass die Stadt einen Netto-CO2 Ausstoß von Null erreichen muss. Somit müssten alle Emissionen, die entstehen, wieder von der Natur aufgenommen werden, erläuterte Ulrich Schaaf. In seinem Vortrag konzentrierte er sich auf Lösungsansätze aus der Strom-, Wasser-, und Energieerzeugung und -nutzung. Man müsse eine Dekarbonisierung anstreben. Die Energiequelle müsse in jedem Fall erneuerbar sein so Schaaf.
Den Lech stellte er dabei als großen Stromerzeuger vor und appellierte, ihn auch so zu nutzen, was insbesondere der Altstadt nützen könne. Die Wasserkraft werde zwar schon teilweise genutzt, aber noch nicht zu 100 Prozent, wie manchmal angenommen. Im Füssener Westen wäre dagegen Solar- und Geothermie denkbar.
Damit Füssen zur Klimastadt werden könne, müsse man Klimaschutz in erster Linie wollen und vom Wollen ins Machen kommen, so Schaaf.
In jeder Situation seien Abwägungen erforderlich
Dass das Vorhaben nicht ganz einfach werde, erläuterte Stefan Fredlmeier an verschiedenen Beispielen. Fredlmeier leitete seinen Vortrag mit einer Einladung zur Abwägung ein. Füssen sei seit dem 19. Jahrhundert eine Tourismusstadt. Eine Tourismusstadt könne nie eine energiearme Stadt sein. Denn Tourismus fördere Verkehr, Konsum sowie den Verbrauch von Wasser und Energie.
Auf der anderen Seite bringt der Tourismus Wohlstand, sowohl für die Stadt als auch für Einzelpersonen wie Gastronomen und Einzelhändler. Wenn man den Tourismus reduziere, was gut für die Emissionsbelastung der Stadt sei, bedeute das gleichzeitig eine Verringerung des Wohlstands. Schwarz-Weiß-Denken sei bei diesem Thema nicht möglich, so Fredlmeier und somit benötige es in jeder Situation Abwägungen.
Der Appell: Gärten „verwildern“ lassen
Natur wachsen lassen, war der zentrale Appell von Andreas Rösel. Ihm ging es vor allem um die Frage, was jede und jeder Einzelne tun kann. Und das fange beim Gärtnern an. Es fehle an Biodiversität, Gärten würden oft durch Steingärten ersetzt, Flächen versiegelt, Rasen mit Chemie behandelt und Thujen, in und neben denen nichts wächst, seien die beliebtesten Hecken.
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Dabei wäre es ökologischer und einfacher Büsche, Wiesen und Pflanzen stehen zu lassen, Gärten „verwildern“ zu lassen und damit Oasen für Artenvielfalt zu schaffen. Dazu braucht es laut Rösel nicht einmal einen Garten. Terrassen und Balkone oder auch Gräber würden schon ausreichen.
Auch in der Altstadt könne man Gemeinschaftbeete aufstellen, in denen die Bewohner ihr Gemüse anbauen könnten, schlägt der Vorsitzende des Blumen- und Gartenbauverein Füssen vor.
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