Mit Gold-Medaille ausgezeichnet: Dieses oberbayerische Dorf ist der lebenswerteste Ort in Europa

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Die Familie Furtmayr beim Tanzen auf dem Marktplatz: Die Eltern Maria und Johann (Mitte), Sohn Severin mit der Rathaus-Mitarbeiterin Michaela Ottl (li.) und Sohn Johannes mit Frau Rosi. © Ralf Scharnitzky

Gold allein reicht für Huglfing nicht mehr. Beim Wettbewerb „Entente Florale“ wurde das 3000-Einwohner-Dorf als lebenswertester Ort in Europa mit der „Gold Medaille Plus“ geehrt. Eine in der Geschichte des Wettbewerbs erstmals vergebene Auszeichnung.

Huglfing – Es wurde gespielt, gesungen, getanzt, geredet und – natürlich – auch ein bisserl getrunken: Huglfing was in the town. Eine über 70-köpfige Delegation war zur in englisch abgehaltenen Siegerehrung des europäischen Wettbewerbs nach Velenje in Slowenien gereist – darunter die Musikerinnen und Musiker der Blaskapelle. Und die waren immer mal wieder deutlich im Zentrum der 30 000-Einwohner-Stadt bei spontanen Auftritten auf der Hotelterrasse und bei einigen Umzügen auch zu nachtschlafenden Zeiten zur nahegelegenen Disco zu vernehmen. 

Großer Jubel bricht aus bei der Bekanntgabe der Auszeichnung auf der Bühne aus. Links im Bild Bürgermeister Markus Huber.
Großer Jubel bricht aus bei der Bekanntgabe der Auszeichnung auf der Bühne aus. Links im Bild Bürgermeister Markus Huber. © Ralf Scharnitzky

Oberbayerische Spezialitäten nach Slowenien mitgebracht

Ein besonderes Schmankerl war das von zahlreichen Huglfingerinnen aus mitgebrachten Spezialitäten frisch zubereitete Buffet am Stand beim Europamarkt in der Altstadt. Dort präsentierten sich am Samstagnachmittag nur einige der zehn teilnehmenden Kommunen an von der Stadt aufgestellten Ständen – Huglfing hatte so viel zu bieten, dass zwei Stände belegt wurden.

Allerdings blieben die Huglfinger und die erheblich kleineren Delegationen aus Irland, Tschechien, Ungarn, Italien sowie Rumänien (die wenigen Vertreter aus Frankreich fehlten ganz) so ziemlich unter sich: Die Neu-Städter finden, so erfuhr die Huglfinger Reisegruppe bei einer Stadtführung am Tag zuvor, nur schwer den Weg in die renovierte Altstadt. Die Haupt-Stadt selbst ist erst 1966 zu Titos Zeiten errichtet worden.

Blaskapelle hat Einladung zu St. Patrick‘s Day erhalten

Doch der Stimmung tat das keinen Abbruch – vor allem dank der Blaskapelle sowie den sangeslustigen Mädchen und Frauen aus Huglfing. Die Blaskapelle hatte nur mit ein paar wenigen Stücken gerechnet – daraus wurde ein zweistündiger Auftritt (mit kurze Pausen) während der ganzen Marktdauer. Vor allem die Damen und Herren in Tracht bewiesen sich auch als gutgelaunte Tänzer. Und was nicht fehlen durfte, war das Huglfing-Lied, gesungen aus fast 70 Kehlen.

Die Blaskapelle spielte gleich nach der Ankunft spontan auf der Terrasse des Hotelrestaurants.
Die Blaskapelle spielte gleich nach der Ankunft spontan auf der Terrasse des Hotelrestaurants. © Ralf Scharnitzky

Englisch war auch die Sprache auf dem Platz, zahlreiche Kontakte zwischen den Ländervertretern wurden geschlossen. Die Blasmusik erhielt sogar eine Einladung zum St. Patrick´s Day ins irische Carlow, wo die nächste Preisverleihung des Wettbewerbs stattfindet.

Jury von Dorfgemeinschaft und Vereinsleben begeistert

Am frühen Abend marschierte die Kapelle dann vor der Delegation vom Hotel zur Preisverleihung in der Stadthalle von Velenje – und kaperte gleich mal spontan für ein Ständchen die Bühne. Die Delegationen wurden auf die Bühne gerufen und erfuhren dort, ob es Silber oder Gold für sie gibt. Der Jubel war groß, als Jury-Vorsitzender Christy Boylan, der im Juli selbst Huglfing besucht hatte, deren Auszeichnung bekannt gab: „Gold Medal Plus Award of Excellence“, wie es auf der Urkunde heißt. Eine Medaille, die noch nie vergeben wurde. Es hatte auch noch nie ein Teilnehmer des 1975 gegründeten Wettbewerbs mehr als 90 von 100 Punkten erreicht.

Die Jury zeigte sich besonders beeindruckt von der Dorfgemeinschaft, dem Vereinsleben und dem ehrenamtlichen Engagement. Auch die zahlreichen Grünflächen und der reichhaltige Blumenschmuck hatte die Jury überzeugt. Besonders gelobt wurde der Abenteuerspielplatz, der ebenfalls ein Gemeinschaftswerk von vielen Dorfbewohnern ist.

Der Zusammenhalt im Dorf wurde bei der Rückkehr am späten Sonntagabend deutlich: Eskortiert von der Feuerwehr wurde der Bus mit der Delegation vor dem Rathaus von mehr als hundert jubelnden Huglfingern und dem Trommlerzug mit Feuerwerk und Freibier empfangen. Bürgermeister Markus Huber rief spontan: „Wir alle sind Europameister.“

„Ich bin stolz, euer Bürgermeister zu sein“

Für den stellvertretenden Landrat Wolfgang Taffertshofer (BfL) ist Huglfing ein „leuchtendes Beispiel dafür, was man in Kommunen mit einem guten Miteinander erreichen kann“. Es sollte zudem ein Ansporn für junge Menschen und Frauen sein, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren, weil man „viel bewirken“ könne. Guido Romor, der früher im Amt für ländliche Entwicklung arbeitete und Huglfing seit der der Dorferneuerung vor 25 Jahren betreut, meint, der Preis sei die Frucht „jahrelanger Arbeit, die auf vielen Schultern getragen wurde“. Altbürgermeister Bernhard Kamhuber, der die Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ und damit die Qualifikation für „Entente Florale“ vor Jahren ins Rollen brachte, ist „stolz und glücklich“. Bürgermeister Markus Huber dankte auf der Rückfahrt allen, die seit Jahren bei insgesamt vier Wettbewerben sowie bei Organisation und Durchführung der aktuellen Reise mitgeholfen haben: „Ich bin stolz, in Huglfing Bürgermeister zu sein. Ihr seid eine Supertruppe. Und ich möchte gerne Euer Bürgermeister bleiben.“            rsy