Plötzlich war der Roboter weg – Mehrere hunderttausend Euro teures Gerät verschwand in der Erde

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Mit den Arbeiten im Hohenpeißenberger Ortsteil Hetten startete im Jahr 2020 die Sanierung der Kanäle. © Ralf Ruder

Das Kanalnetz in einem bayerischen Ort ist in vielen Bereichen marode und muss saniert werden. Nun hat der Gemeinderat beschlossen, die Sanierung eines weiteren Gebiets in Auftrag zu geben. Diese soll nach der schon bewährten Inliner-Methode – quasi unter Tage – erfolgen. Doch ein Mal gab es einen Zwischenfall:

„Wie ihr wisst, haben wir eine große Aufgabe mit unserem örtlichen Kanalnetz“, sagte der Hohenpeißenberger Bürgermeister Thomas Dorsch (CSU/Parteilose) in der jüngsten Gemeinderatssitzung: „Wir müssen es nach und nach sanieren.“ Das sei auch in dem Sanierungsplan geregelt, der mit dem Wasserwirtschaftsamt zusammen aufgestellt wurde. Unter anderem gehe es darum, das Fremdwasser zu reduzieren, so Dorsch. Auf der Tagesordnung stand die Auftragsvergabe für weitere Arbeiten, mit denen die in die Jahre gekommenen Kanäle Zug um Zug auf Vordermann gebracht werden.

Nach und nach muss saniert werden

Als „Damoklesschwert“ wurde das marode Kanalnetz in Hohenpeißenberg immer wieder bezeichnet, bis der Gemeinderat vor rund sechs Jahren beschlossen hat, die große Aufgabe der Kanal-Sanierung anzugehen. Auftakt war im Frühjahr 2020 im Ortsteil Hetten im westlichen Gemeindegebiet. Anfang Januar 2022 wurde dann beschlossen, dass die Sanierungsarbeiten in der Ortsmitte fortgesetzt werden, vor rund zwei Jahren war das Gebiet „Nordost“ an der Reihe, nun soll es in der Bahnhofstraße, am Schendrichweg, in der Zweigstraße, am Steinfall und in der Schnalzbergstraße weitergehen. „Wir arbeiten uns Richtung Osten vor“, sagte Dorsch.

Die Kanal-Sanierungen werden auch diesmal wieder vor allem mit der Inliner-Technik vorgenommen, die sich bereits in den anderen Bereichen bewährt hat. „Gott sei Dank gibt es das Inliner-Verfahren“, sagte Dorsch: „Wenn wir die Straßen jedes Mal neu aufschneiden müssten, das wäre übel.“

Dieses Verfahren ist eines der sogenannten „grabenlosen“ Verfahren, bei dem ein Roboter durch die Rohre fährt, der zunächst die gröberen Hindernisse, wie zum Beispiel Wurzeln, wegfräst, die in den Kanal hineinwachsen. Wenn die Bahn wieder frei ist, dann kleidet er das Innere des Rohres mit einer speziellen, sehr harten und haltbaren Kunstharzschicht aus. Diese halte rund 30 Jahre lang.

Sehr harte und haltbare Kunstharzschicht

Gemeinderätin Erika Sebrich (SPD) erkundigte sich nach dem Material, mit dem die Rohre beschichtet werden. „Was genau wird da gespritzt?“, wollte sie wissen. „Und wie schaut es mit Mikroplastik aus?“ Das spezielle Kunststoff-Harz-Gemisch sei so hart, „da wäscht nichts aus“, antwortete der Bürgermeister. „Das haben wir bei den letzten Sanierungen auch verwendet, das haut ganz gut hin.“

Durch den Einsatz des Inliner-Verfahrens könne die Sanierung der Rohre in der Regel vorgenommen werden, ohne dass dafür Straßen geöffnet werden müssten. „In der Medizin würde man von einem minimalinvasiven Eingriff sprechen.“ Nur selten müssten neue Rohre verlegt werden. Das sei zum Beispiel der Fall, wenn eine größere Bruchstelle entdeckt werde. Weil der Roboter die Rohre vor der Sanierung abfahre, wisse man in der Regel auch, wie der Zustand des Kanals sei. Natürlich gebe es dennoch manchmal unliebsame Überraschungen bei den Arbeiten.

Ein Roboter ist eingebrochen und verschwunden

„Ein Mal ist der Roboter eingebrochen und verschwunden“, berichtete der Bürgermeister im Gemeinderat. Da dieser mehrere hunderttausend Euro koste, sei man vor dem Problem gestanden, das gute Stück wieder bergen zu müssen. Doch der Roboter sei ausgerechnet direkt unter einem Gartenhaus abgetaucht. Mit Müh und Not habe dieser so geborgen werden können, dass das Gartenhäuschen nicht abgerissen werden musste. In der Regel funktioniere das Inliner-Verfahren aber ganz gut.

Für die nun anstehenden Sanierungsarbeiten, die demnächst beginnen sollen, hatte die Gemeinde Informationen an fünf Firmen verschickt. Davon hätten vier ein Angebot abgegeben, berichtete Dorsch im Gemeinderat. Das wirtschaftlichste Angebot sei von der Neumarkter Firma „Max Bögl“ gekommen, mit der Hohenpeißenberg schon mehrfach zusammengearbeitet hat. Dieses liegt bei rund 289 000 Euro. „Es hatte einen guten Abstand zum nächsten Angebot“, sagte Dorsch. Der Gemeinderat vergab den Auftrag einstimmig an die Neumarkter Firma.