Nach zwei Notfällen in Familie und Nachbarschaft wusste sie: Das bayerische Dorf, in dem sie lebt, benötigt dringend „Helfer vor Ort“. Vor knapp zwei Jahren nahmen diese dort ihren Dienst auf. Inzwischen haben sie sich fest etabliert.
Manchmal kann Melanie Frühholz kaum fassen, was aus ihrer Idee wurde: „Ich wundere ich mich, was wir alles geschafft haben und dass alles so geklappt hat“, sagt die Wessobrunnerin. Im Sommer vor drei Jahren hatte es in ihrer Familie und in ihrer Nachbarschaft zwei medizinische Notfälle gegeben, die ihr zu denken gaben. Sie fragte sich: Wie lange dauert es, bis Notfallpatienten aus Wessobrunn erste Hilfe erfahren?
Frühholz ist Krankenschwester im Weilheimer Krankenhaus und hat bei ihrer Arbeit auf der Intensivstation oft erlebt, wie wichtig es bei Notfällen sein kann, dass die Patienten schnell erstversorgt werden. Sie hatte eine Idee: Wessobrunn soll Helfer vor Ort (HvO)-Standort werden. HvO überbrücken als ehrenamtliche Ersthelfer die Zeit bis zum Eintreffen des regulären Rettungsdienstes, indem sie beispielsweise lebensrettende Maßnahmen – wie eine Herz-Lungen-Wiederbelebung –durchführen und den Patienten betreuen, bis der Rettungswagen oder der Notarzt eintrifft.
Bisher 155 Einsätze
Frühholz verfolgte ihre Idee, gewann das Bayerische Rote Kreuz (BRK) dafür, suchte Mitstreiter und im November 2023 starteten die HvO in Wessobrunn unter ihrer Leitung „Seitdem haben wir 155 Einsätze gehabt“, berichtet sie. Zu 99 Prozent der Zeit sei das Fahrzeug besetzt. Derzeit sorgen elf HvO für eine schnelle Erstversorgung: „Ich bin sehr stolz auf mein konstantes und tolles Team“, sagt Frühholz.
Zusätzliche Ersthelfer sind jederzeit willkommen. Interessierte werden zunächst vom BRK geschult, müssen ein Praktikum auf einer Rettungswache und eine Funkausbildung absolvieren, über 18 Jahre alt sein und einen Führerschein besitzen. Zudem ist eine gute physische und psychische Belastbarkeit Voraussetzung für die Mitarbeit. „Als HvO ist man immer als Erster am Einsatzort, ob bei einem Unfall, einem Suizid oder einer internistischen Erkrankung“, sagt Frühholz. „Das ist natürlich eine hohe Belastung, der man gewachsen sein muss.“
„Das Resultat macht alles wieder wett“
Sie sei schon öfter darauf angesprochen worden, dass es eine gute Idee war, in Wessobrunn einen HvO zu installieren. Ihr Team wird auch zu Einsätzen in Haid, Schellschwang, Paterzell, Zellsee und Forst gerufen, um bei medizinischen Notfällen die Erstversorgung zu übernehmen. Es sei aber auch schon nach Rott und sogar nach Weilheim ausgerückt. Obwohl ihre ehrenamtliche Tätigkeit jede Menge Arbeit und Papierkram mit sich bringt, bereut Melanie Frühholz keine Sekunde, ihre Idee verfolgt zu haben: „Das Resultat und die guten Rückmeldungen machen alles wieder wett“, sagt die Leiterin.
Für ihren Einsatz steht den Helfern vor Ort in Wessobrunn auch ein Einsatzfahrzeug zur Verfügung. Das erste Fahrzeug war ein älteres Modell, das inzwischen durch ein neues ersetzt wurde, welches Pfarrer Ambrose Alisa kürzlich gesegnet hat. Der Dacia Duster wurde vom BRK-Kreisverband beschafft. „Es ist das derzeit technisch hochwertigste HvO-Fahrzeug im ganzen Landkreis“, sagte Frühholz. Dank einer großzügigen Spende der Firma „Decca Electronic“ konnte das Fahrzeug mit einem professionellen Defibrillator ausgestattet werden.
Segnung mit vielen Gästen
Nach der Segnung mit rund 150 Gästen, darunter auch die stellvertretende BRK-Kreisbereitschaftsleiterin Renate Schweiger, lobte Wessobrunns Bürgermeister Georg Guggemos das ehrenamtliche Engagement der Helfer vor Ort. „Durch die erweiterte erste Hilfe überbrückt der HvO die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes, und das kann Leben retten“, betonte der Bürgermeister, der sich bei allen ehrenamtlichen Helfern für ihr Engagement bedankte. „Die Zahlen und Fakten verdeutlichen, wie wichtig die Helfer vor Ort in Wessobrunn für die Gemeinde sind“, schloss Guggemos.