Deutsche Forscher entwickeln ersten Test, der aggressivste Krebsart rechtzeitig erkennt
- Im Video oben: Aggressiver Krebs - Wie Sie sich vor Bauchspeicheldrüsenkrebs schützen können
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der tückischsten Krebserkrankungen. Häufig wird diese Krebsart erst spät diagnostiziert, da sie im Frühstadium selten und wenn dann uneindeutige Beschwerden hervorruft. Eine Methode zur Früherkennung gibt es bislang nicht.
Für die Prognose sind diese Umstände fatal: Nur vier bis acht Prozent der Patienten sind fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben. Damit hat Bauchspeicheldrüsenkrebs die niedrigste Überlebensrate aller Krebsarten, neben dem Mesotheliom.
Experten vermuten, dass das Pankreaskarzinom, wie ein bösartiger Tumor in der Bauchspeicheldrüse im Fachjargon heißt, bald die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache sein wird. Der Grund: Die Ergebnisse der herkömmlichen Therapien haben sich in den vergangenen 20 Jahren kaum verbessert.
Forscher von 23 deutschen Kliniken entwickeln Krebstest zur Früherkennung
Doch jetzt machen die Studienergebnisse einer deutschen Forschungsgruppe, die im Fachmagazin "The Lancet Gastroenterology and Hepatology" erschienen, Hoffnung.
Wissenschaftler von 23 deutschen Kliniken um Julia Mayerle von der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des LMU Klinikums München und Markus M. Lerch von der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin der Universitätsmedizin Greifswald haben einen Labortest für Risikopatienten entwickelt, der Bauchspeicheldrüsenkrebs in einem noch heilbaren Zustand diagnostizieren kann.
Zu den Risikopatienten gehörten folgende Personengruppen:
- Menschen mit chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung
- Verwandte ersten Grades von Patienten mit Pankreaskarzinom
- Normalgewichtige, die mit über 50 Jahren Diabetes bekommen
Durch bestimmte Biomarker lässt sich Krebserkrankung ausschließen
Zwölf Jahre lang hatten die Wissenschaftler laut einer Pressemitteilung der LMU erforscht, ob sich anhand von im Blut zirkulierenden Stoffwechselprodukten – sogenannten Blutmetaboliten – sowie erhöhten Tumormarkern ein Test zur Früherkennung von Pankreaskarzinomen erarbeiten lässt.
Hierfür führten sie drei aufeinander aufbauende Studien durch, in denen sie das Blutplasma von 1370 Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs, anderen Erkrankungen und gesunden Menschen untersuchten.
In dem Zuge entdeckten die Forscher bestimmte Muster, nämlich zwei Biomarker-Signaturen mit zwölf sowie mit vier Metaboliten. Beide konnten bei den untersuchten Patienten zu 67,5 Prozent und zu 59,9 Prozent ein duktales Adenokarzinom – die häufigste Form von Bauchspeicheldrüsenkrebs – erkennen.
Ebenso waren die Biomarker-Signaturen in der Lage, bei Risikopatienten eine Bauchspeicheldrüsenkrebserkrankung auszuschließen – und das wesentlich besser als die Tumormarker. So erzielte die Biomarker-Signatur mit vier Metaboliten eine Zuverlässigkeitsquote von rund 93 Prozent, die Tumormarker hingegen kamen auf nur 79 Prozent.
Die Erkenntnis hilft den Patienten insofern, dass sie sich keinen belastenden Untersuchungen oder gar Operationen unterziehen müssen.
"Mit Metabolom-Test lässt sich Bauchspeicheldrüsenkrebs in einem noch heilbaren Stadium diagnostizieren"
Wie die Forscher erklären, haben sie somit den ersten in der klinischen Routine einsetzbaren Labortest entwickelt, mit dem Risikopatienten für Bauchspeicheldrüsenkrebs überwacht werden können.
"Dieser Metabolom-Test kann den Betroffenen invasivere Diagnoseverfahren ersparen und mit ihm lässt sich der Bauchspeicheldrüsenkrebs in einem noch heilbaren Stadium diagnostizieren", sagte Hauptautorin Mayerle.
"Ist das Projekt erfolgreich und der Labortest im Klinikalltag künftig einsetzbar, würde es die Überlebenschancen betroffener Patienten um 30 bis 40 Prozent erhöhen", sagten Mayerle und Lerch einer Pressemitteilung der Universitätsmedizin Greifswald.
Risikofaktoren für Bauchspeicheldrüsenkrebs
Als Risikofaktoren für eine Krebserkrankung der Bauchspeicheldrüse zählen neben einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung, erblichen Veranlagung und Diabetes auch folgende Punkte:
- Rauchen
- Übergewicht
- fett- und fleischreiche Ernährung
- übermäßiger Alkoholkonsum
Im Umkehrschluss sollten Sie auf Alkohol und Nikotin verzichten und auf eine ausgewogene Ernährung achten, etwa nach dem Vorbild der Mittelmeerdiät.