Reifen-Gigant schließt deutsche Fabriken – 1500 Arbeitsplätze betroffen

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Lange hatte die Gewerkschaft IG BCE um den Erhalt von 1.500 Arbeitsplätzen gekämpft. Nun lehnte Michelin die Maßnahmen ab. Und schließt mehrere Standorte.

Frankfurt am Main – Lkw-Budgetreifen und steigende Produktionskosten treiben den nächsten Konzern aus der Bundesrepublik. Nachdem bereits Konzerne wie der Elektrogerätehersteller Miele und der Solarkonzern Meyer Burger mindestens Teile ihrer Produktion verlegt hatten, folgt nun der Reifenriese Michelin. Für mehr als 1.500 Jobs bedeutet die Entscheidung das Aus.

Michelin gibt Werkschließung bekannt – 1.500 Mitarbeiter betroffen

Es begann bereits im Herbst 2023. Ende November hatte der französische Reifenhersteller Michelin bekannt gegeben, die Produktionsstandorte in Karlsruhe und Trier sowie eine Neureifen- und Halbfabrikatfertigung in Homburg bis 2025 schrittweise schließen zu wollen. Für rund 1.400 Mitarbeiter bedeutete die Maßnahme den Verlust ihres Jobs.

Das Heck eines Sportwagens in der Nahansicht.
Das Heck eines Sportwagens in der Nahansicht (Symbolbild). Lange hatte die Gewerkschaft IG BCE um den Erhalt von 1.500 Arbeitsplätzen gekämpft. Nun lehnte Michelin das ab. © IMAGO / PanoramiC

Außerdem hatte Michelin angekündigt, das Kundenkontaktzentrum für die DACH-Region bis Ende 2025 aus Karlsruhe abzuziehen. Stattdessen soll es in Polen neu entstehen. Hiervon waren noch einmal 122 Mitarbeiter betroffen. Allerdings ließ Michelin die Runderneuerung von Lkw-Reifen in Homburg (der größte europäische Michelin-Produktionsstandort) sowie das Pkw-Reifenwerk in Bad Kreuznach unangetastet – hier führt der Konzern die Produktion fort.

Gewerkschaft versucht sich an Rettung – und liefert Vorschläge

Auf diese Meldung hin hatte die Gewerkschaft IG BCE versucht, die betroffenen Werke zu retten. Ein Konzeptpapier enthielt Vorschläge zur Bildung von Kompetenzzentren, höher spezialisierten Fertigung, zur Zusammenlegung von Werken und die Reduktion der Beschäftigtenzahl.

Jetzt teilte Michelin mit, dass es diese Vorschläge allesamt ablehnte. „Das Unternehmen hat überzeugende und wirtschaftlich vernünftige Ideen abgelehnt. Michelin macht die Mitarbeiter in den deutschen Standorten zum Opfer einer reinen strategischen Entscheidung. Ich persönlich bin sehr enttäuscht“, sagte Matthias Hille, Konzernbetreuer der Gewerkschaft IGBCE.

Die Mitarbeiter an den Standorten Karlsruhe, Homburg und Trier hätten bereits entsprechende Informationen erhalten, dass Michelin an seinen Plänen festhalte. Die Vorschläge der IG BCE seien nicht umsetzbar. „Sie sind aus wirtschaftlicher Sicht nicht tragfähig oder widersprechen einer nachhaltigen Geschäftsstrategie von Michelin“, zitierte die Nachrichtenagentur dpa das Unternehmen. Allerdings sollen manche Aspekte „für die Verhandlungen mit den Sozialpartnern“ Beachtung finden. Dazu gehören Beschäftigungsmöglichkeiten innerhalb der Michelin-Gruppe und Ansätze zur Umgestaltung der Standorte.

Ablehnung von Michelin ruft Frust hervor

Bei den Beschäftigten machen sich nun „Enttäuschung“ und „Frustration“ breit, berichtete die IG BCE. Es sei unverständlich, warum Michelin „Wissen, jahrelange Erfahrung, Zuverlässigkeit und Flexibilität“ einfach wegwerfen wolle. „Das Unternehmen hat keinen Mut, um die Durststrecke am LKW-Reifenmarkt gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen zu überwinden. Es zeigt sich immer mehr, dass es nur noch darum geht: Wo kann am preiswertesten in Europa ein Reifen hergestellt werden, damit noch mehr Geld verdient werden kann?“ kritisiert Matthias Hille, IG BCE-Konzernbetreuer für das Unternehmen. 

Die Verhandlungen zum Interessenausgleich und für einen Sozialplan laufen bereits. „Wir werden alles daransetzen, dass Michelin seiner so oft beschworenen sozialen Verantwortung gerecht wird. Wer die Standorte mit guten Konzepten nicht weiterführen will, muss jetzt die nötigen Mittel für vernünftige Zukunftsaussichten der betroffenen Beschäftigten auf den Tisch legen“, forderte Hille.

Mit Material von dpa

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