Offen für Neues: Der Burghof der Familie Numberger in Kempten öffnet als Demobetrieb regelmäßig seine Tore

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Öffnen ihre Hoftore gerne: Fabian und Babette Numberger, hier mit Tochter Katharina. © Anna Munkler

Babette und Fabian Numberger öffnen ihren Biohof in Kempten für Versuche, Auszubildene und Besucher – mit Leidenschaft geben sie Einblick in ihre Arbeit.

Kempten – „Bei uns gibt es kein ‚Immer schon so‘“, sagt Babette Numberger nachdenklich. Vielleicht fielen hier die Innovationen und Versuche deshalb leichter als in alteingesessenen Betrieben. Sie sitzt am Besprechungstisch in ihrem Büro der Burghof GbR im Kemptener Weiler Haßberg. Hier haben sie und ihr Mann Fabian sich den Traum von der eigenen Landwirtschaft verwirklicht. Neue Ideen und Austausch sind ihnen dabei wichtig, deshalb sind sie seit drei Jahren Demobetrieb im Bereich des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten.

Das AELF habe damals einen Betrieb als „Demobetrieb Gewässer-, Klima- und Bodenschutz“ im Einzugsbereich des Bachtelweihers gesucht, erinnert sich Babette Numberger. Für die Numbergers klang das interessant. Sie waren erst drei Jahre vorher in den Betrieb eingestiegen und bereit für diese Aufgabe. 

Offenheit sei die wichtigste Voraussetzung für einen Demobetrieb, sagt Theresa Buhl vom AELF Kempten: „Demobetriebe verpflichten sich dazu, Veranstaltungen auf ihrem Hof durchzuführen und ihre Arbeit zu präsentieren und sind für uns ganz wichtige Partner.“ Denn das AELF hat immer wieder Anlässe, zu denen es die diese Betriebe braucht, sei es für Vorträge, Praxisveranstaltungen oder auch für Feldversuche.

Der Demobetrieb Numberger testet Saattechnik für das Amt für Landwirtschaft

Einen solchen Versuch haben die Numbergers im vergangenen Herbst gemeinsam mit dem AELF durchgeführt. „Es ging um einen Technik- und Saatgutvergleich“, erklärt Fabian Numberger. Auf verschiedenen Flächen wurden die Grassamen per Übersaat und per Einsaat mit einem Schlitzgerät ausgebracht, zudem testeten sie verschiedene Saatmischungen, um Unterschiede in der Trockenheitsresistenz zu ermitteln.

Doch dann störte das Wetter dem ordentlich angelegten Versuch: Ein Kälteeinbruch kurz nach der Aussaat sorgte dafür, dass keine der Saatmischungen wirklich gedeihen konnte. „Wenn die Bedingungen nicht passen, reißt eben auch die Schlitzsaat nichts raus“, bringt es Fabian Numbergers auf den Punkt. Auch ein vermeintlicher Misserfolg kann lehrreich sein. „Deshalb machen wir ja Versuche“, bestätigt Theresa Buhl. Demobetriebe bekommen für die Versuche in Kooperation mit dem AELF eine Aufwandsentschädigung. Die Familie trägt damit kein Risiko und kann helfen, mehr Wissen für alle Landwirte zu schaffen.

Über Umwege zum Hof

Numbergers kommen beide nicht gebürtig aus der Landwirtschaft. Sie glauben, dass sie deshalb auch besonders viel Offenheit für Neues mitbringen. Fabian hat sich nach einer Zimmerer-Lehre entschieden, ein duales Studium der Landwirtschaft zu absolvieren, bei Babette fiel der Entschluss nach einem freiwilligen ökologischen Jahr. Mit viel Fachwissen und praktischer Erfahrung aus ihrem dualen Studium im Gepäck machten sie sich dann auf die Suche nach einem gemeinsamen Hof und wurden in Haßberg fündig.

„Dass das mit der Übergabe geklappt hat, muss man unserem Vorgänger hoch anrechnen“, findet Babette Numberger. Wo schon innerfamiliäre Hofübergaben Konfliktpotential mit sich bringen, sei so eine außerfamiliäre Übergabe noch spannender. Sie stiegen 2018 in den Betrieb ein und übernahmen ihn dann 2019. Zuvor konventionell bewirtschaftet, ist der Burghof heute ein Bio-Betrieb. Mit 44 Milchkühen produzieren die Numbergers Heumilch und bewirtschaften 43,5 Hektar Fläche. Zusätzlich kümmern sie sich um 30 Stück Nachzucht.

Immer was geboten

Für die Aufnahme als Demobetrieb mussten sie ihre Arbeitsweise nicht ändern. Im Gegenteil: Für Hofbesichtigungen, Vorträge und Fachdiskussionen braucht das AELF authentische Betriebe, die ihre wirkliche Arbeit vorstellen mit allen Chancen und Herausforderungen. Das machen Numbergers gern. Sie berichten aus ihren Erfahrungen mit dem Ökolandbau und mit der bodennahen Gülleausbringung oder zeigen den Auszubildenden aus dem Bildungsprogramm Landwirt ihre Anlage. Und das neben der alltäglichen Arbeit, die sie gemeinsam mit einem Auszubildenden erledigen und dem Familienleben mit drei Kindern. „Langweilig wird es hier nie“, sagt Fabian Numberger und schmunzelt. Aber deshalb ist er ja auch Bauer geworden.

kb

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