Experte erklärt: Hinter Trumps Russland-Strategie steckt ein viel größerer Plan

US-Präsident Donald Trump verfolgte lange eine geopolitische Strategie nach dem Vorbild von Präsident Richard Nixon und dessen Berater Henry Kissinger. Nämlich eine Triangulation zur Spaltung des chinesisch-russischen Bündnisses. 

Trump beabsichtigte stets, das kleinere Russland aus der Verbindung mit China zu lösen, um besser der größeren Gefahr durch China zu begegnen. 

In seiner ersten Amtszeit sprach Trump schon positiv über Putin, in den ersten Monaten seiner zweiten Amtszeit versuchte er erneut eine Annäherung an Russland. Indem er die Sicherheitsinteressen der Ukraine und Europas preisgab, versuchte Trump vergeblich, Putins Umarmung mit China aufzubrechen. 

Doch Putin und Xi Jinping stehen heute einander sehr nah – vereint durch das Misstrauen gegenüber dem Westen und gemeinsame Interessen. China und Russland verstehen ihre Partnerschaft zunehmend als Gegengewicht zur westlichen, von den USA dominierten Ordnung. 

Über Josef Braml

Dr. Josef Braml ist Politikwissenschaftler, USA-Experte und European Director der Trilateral Commission – einer einflussreichen globalen Plattform für den Dialog eines exklusiven Kreises politischer und wirtschaftlicher Entscheider/innen Amerikas, Europas und Asiens.

Wir befinden uns in einem Übergang zu einer multipolaren Weltordnung, in der China und Russland gemeinsam versuchen, westlich dominierte Strukturen zu untergraben – etwa durch BRICS oder alternative Finanzinstitutionen. 

Trump hat Putins Hinhaltetaktik nun durchschaut

Russland ist wirtschaftlich zunehmend von China abhängig, insbesondere angesichts westlicher Sanktionen und der Aussicht auf einen möglicherweise weniger russlandfreundlichen Nachfolger Trumps im Weißen Haus.

Mittlerweile hat der US-Präsident aber Putins Hinhaltetaktik durchschaut: Trump hat sich in den letzten Tagen ungewöhnlich scharf über Putin geäußert – ein bemerkenswerter Bruch mit seiner bisherigen Rhetorik. 

Aus Furcht vor den USA: China hat „kein Interesse an einem schnellen Ende des Krieges“

Währenddessen signalisierte Chinas Außenminister Wang Yi, dass Peking ein Interesse daran hätte, Russland im Krieg gegen die Ukraine zu stärken. Laut übereinstimmenden Berichten mehrerer internationaler Medien erklärte Wang Yi bei einem Treffen mit der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas am 8. Juli, dass China „kein Interesse an einem schnellen Ende des Krieges“ habe. 

Sollte Russland verlieren, so Wang, würden sich die USA „voll auf die Rivalität mit China konzentrieren“.

Geschwächtes Russland würde USA ermöglichen, sich voll auf China zu fokussieren

Diese Aussage stellt einen bemerkenswerten Bruch mit der bisherigen chinesischen Rhetorik dar, die stets auf Neutralität und Friedensverhandlungen pochte. 

Zwar betont das chinesische Außenministerium weiterhin, man wünsche sich eine politische Lösung, doch die Weigerung, die Berichte über Wangs Äußerungen zurückzuweisen, spricht Bände.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow (r) und sein chinesischer Amtskollege Wang Yi
Der russische Außenminister Sergej Lawrow (r) und sein chinesischer Amtskollege Wang Yi Uncredited/Russian Foreign Ministry/AP Press S/dpa

Die jüngsten Äußerungen von Wang Yi bestätigen, dass China ein strategisches Interesse daran hat, Russland im Krieg gegen die Ukraine nicht verlieren zu lassen – nicht aus Sympathie, sondern aus geopolitischem Kalkül. 

Wie sehr sein Russland-Plan gescheitert ist, merkt Trump beim Blick auf China

Ein geschwächtes Russland würde den USA ermöglichen, ihre volle Aufmerksamkeit auf China zu richten. Damit wird deutlich: Trumps Versuch, Putin aus der Allianz mit Xi zu lösen, hat nicht nur nicht funktioniert – er hat Peking sogar zu einer klareren Positionierung an Moskaus Seite veranlasst.

Es ist möglich, dass Xi Jinping eine Art Stellvertreterkrieg gegen die USA in der Ukraine führt, was die strategische Verflechtung der beiden Konfliktherde – Ukraine und Taiwan – unterstreicht. 

Solange die USA ihre Aufmerksamkeit auf den Ukraine-Konflikt mit Russland fokussieren, kann China Zeit gewinnen, sich wirtschaftlich und militärisch für die Auseinandersetzung mit den USA zu rüsten, die sich wegen der Taiwan-Frage entzünden könnte.

Hinter Trumps neuer Russland-Strategie steckt ein viel größerer Plan

Die Verknüpfung der Konflikte mit China und Russland schwächte Befürworter im Pentagon wie Elbridge Colby, die Europas Sicherheit den Europäern überlassen wollten, um sich auf China im Asien-Pazifik zu konzentrieren. 

Wenn die Verbindung zwischen Russland und China nicht gelöst werden kann, dann müssen die USA nun also doch wieder mehr in Europa dafür sorgen, dass Russland als potenzieller Verbündeter Chinas geschwächt wird. 

Lesetipp (Anzeige)

"World To Come: The return of Trump and the end of the Old Order" von Josef Braml und Mathew Burrows.

Der Preis für die USA ist ohnehin nicht hoch, da weder US-Soldaten ihr Leben riskieren noch die US-Staatskasse bemüht wird, und die US-Rüstungswirtschaft damit sogar noch Geschäfte macht, die von den Europäern bezahlt werden. 

Trump: Europa soll „zu 100 Prozent für Raketen bezahlen, wie wir es wollen"

Trump hatte gegenüber Medien betont, dass Washington zeitnah Kiew neue Patriot-Abfangraketen schicken werde, die von der EU bezahlt würden. Demnach würden die USA „sehr hochentwickelte militärische Ausrüstung schicken. Sie werden uns zu 100 Prozent dafür bezahlen, und das ist die Art und Weise, wie wir es wollen", sagte Trump.

Selbst wenn die USA nun wieder mehr Interesse für den Ukraine-Krieg bekunden, bleibt es hauptsächlich Europas Verantwortung, für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Auf dem jüngsten Nato-Gipfel am 24. und 25. Juni in Den Haag wurde der Ukraine kein eindeutiger Weg zum Beitritt aufgezeigt. 

Donald Trump (l.) spricht beim Nato-Gipfel mit Mark Rutte.
Donald Trump (l.) spricht beim Nato-Gipfel mit Mark Rutte. dpa

In der Abschlusserklärung wird die Unterstützung für die Ukraine zwar hervorgehoben, bleibt jedoch unkonkret. Künftig gehört Militärhilfe für Kiew zum offiziellen Nato-Ausgabenziel, und Russland wird weiterhin als konstante Bedrohung eingeschätzt. 

Am 14. Juli 2025 kündigten Nato-Generalsekretär Mark Rutte und US-Präsident Donald Trump im Oval Office „massive“ Waffenlieferungen, etwa für die Luftabwehr, an die Ukraine an. Der US-Präsident verkündete einmal mehr „einen großartigen Deal“ in Milliardenhöhe: Demnach würden die USA „top-moderne Waffen herstellen“, wobei die Kosten für die Waffen nicht von den amerikanischen Steuerzahlern getragen, sondern von anderen, überwiegend europäischen Nato-Ländern wie Deutschland übernommen werden. 

Trotz neuem US-Kurswechsel gegen Russland bleiben transatlantischen Beziehungen fragil

Trump stellte Trump Russland ein 50-Tage-Ultimatum zur Beendigung des Krieges – andernfalls drohen weitere Sanktionen. Zudem erhöhte er den Druck mit der Androhung von 100 Prozent Strafzöllen auch gegen Russlands Verbündete wie China und Indien. 

Dies ist eine bemerkenswerte Wendung der Ereignisse, nachdem Trump am, 2. April, dem von ihm sogenannten „Liberation Day“, noch fast allen Ländern dieser Welt mit massiven Zöllen gedroht und Russland dabei ausgenommen hatte.

Trotz des jüngsten Kurswechsels der USA gegenüber Russland bleiben die transatlantischen Beziehungen fragil. Seit Amerikas Hinwendung nach Asien, um dem Wiederaufstieg China zu begegnen, können Deutschland und Europa sich nicht mehr auf die Pax Americana verlassen und sollten durch eigene diplomatische Bemühungen und militärische Abschreckung für Sicherheit und Ordnung in Europa sorgen.

US-Präsident Donald Trump erzählte in einem TV-Interview bei DAZN nach dem Spiel, dass er selbst den originalen Fifa-Pokal behalten werde und der FC Chelsea lediglich eine Kopie erhalten soll.