Künstlerpaar zieht von der Spree an die Ammer
Beide haben auf den großen Bühnen gestanden, für Film und Fernsehen gedreht und mit den namhaftesten Regisseuren zusammen gearbeitet. Vor zwei Jahren sind sie von Berlin nach Weilheim gezogen. Wie das kam, erzählen die Schauspieler Traute Hoess und Waldemar Kobus bei einem Hausbesuch.
Traute Hoess ist am 24. Mai 1950 in Weilheim geboren, zunächst aufgewachsen in Huglfing und Pähl, ehe die Familie nach Unterhausen zog und sie die Weilheimer Realschule besuchte. 1970 begann sie ein Studium an der Otto Falckenberg-Schauspielschule in München. Es folgen zahlreiche Theaterengagements; als wichtigste zählt sie die in Bremen, Köln, Bochum, Wien und Berlin auf. Waldemar Kobus wurde 1966 im polnischen Szczytno geboren. Weihnachten 1968 gelang seiner Familie als Spätaussiedlern die Ausreise in die Bundesrepublik, wo Kobus in Düren bei Köln aufwuchs, das dortige humanistische Gymnasium besuchte und 1988 für seine Schauspielausbildung ebenfalls an die Otto-Falckenberg-Schule nach München ging. Auch er hatte anschließend etliche Theaterengagements, unter anderem in Bochum, wo sich die Wege der beiden nun endlich kreuzten.
Logistik ist sehr aufwendig
Das Leben als Schauspieler-Paar stellte sie vor einige Herausforderungen. „Zum einen sind wir beide starke, eigenständige Charaktere. Das zu synchronisieren, ist nicht immer leicht“, erzählt Hoess im gemeinsamen Zuhause, einem behutsam renovierten alten Haus mit wunderbarer Ausstrahlung im Herzen Weilheims. Kobus nickt zustimmend und ergänzt: „Auch die Logistik ist sehr aufwendig. Wir sind viele Jahre zwischen Wien, Bochum, Berlin und Zürich hin und her gependelt. Das war schon irre!“ Gleichwohl hätten sie alles daran gesetzt, sich möglichst einmal die Woche zu sehen, erklärt Hoess. „Da ist man auch spätabends nach der Vorstellung noch ins Auto gestiegen.“ Gute 60 000 Kilometer im Jahr seien locker zusammen gekommen.
Obwohl beide auf der Bühne stehen und drehen, ist Hoess eher die Theaterfrau, während Kobus seit den 2000er-Jahren primär vor der Kamera steht und als Synchronsprecher arbeitet. „Insofern war es meist für Waldemar einfacher, zu mir zu fahren als umgekehrt, weil meine Arbeit am Theater besser planbar war als seine für Film und Fernsehen“, erläutert Hoess. „Und weil meine Theaterwohnungen konstanter waren als Waldemars Hotels.“
Begeistert vom Kulturangebot
So entspannt wie derzeit war ihr Zusammenleben jedenfalls nie zuvor. Zwar gibt es nach wie vor einzelne Projekte, so ist Hoess aktuell an den Kammerspielen in München und in einer Produktion in Düsseldorf zu sehen, während Kobus gerade einem einäugigen Monster in einem Animationsfilm seine Stimme leiht. Und warum haben sie sich Weilheim ausgesucht für das gemeinsame Zuhause? Wollte Hoess in die Heimat zurück? „Eigentlich war ich die treibende Kraft“, erklärt Kobus. „Schon als ich in München auf der Schauspielschule war, habe ich meine Liebe zu Oberbayern entdeckt. Dann haben wir später oft die Familie und Freunde von Traute hier besucht – und ich habe immer wieder mal ins Spiel gebracht, hierher zu ziehen.“ Dem habe jedoch ihr Engagement am Berliner Ensemble entgegengestanden, erläutert Hoess. „Erst in der Pandemie habe ich gemerkt, dass mir die Natur und die Landschaft doch fehlen.“
Ehepaar bringt sich in Kunstszene ein
So kam es zum Abschied von Berlin und zum Neustart in Weilheim. Und mit der Hilfe ihrer engsten Schulfreundin fanden sie nach langem Suchen die Wohnung im oben beschriebenen Haus. Beide genießen sie nun das breite Kulturangebot, das Kobus immer wieder positiv überrascht. „Hier besuche ich mehr Theaterabende und Konzerte als in Berlin“, begeistert er sich. Seine Frau ergänzt: „Wir haben jetzt ja auch mehr Muße, uns der Kultur zu widmen.“
Das tun sie nicht nur als passive Besucher, sondern sie bringen sich auch aktiv ein. Während Kobus im vergangenen Herbst bereits im Moondog-Projekt von Florian Appel und dem Weilheimer Kammerorchester zu erleben war, werden sie beide im kommenden November an der Aufführung des Melodrams „Enoch Arden“ von Richard Strauss beteiligt sein. „Für uns beide das erste Melodram! Wir sind voller Vorfreude“, sagt Hoess. „Die Aufteilung des Textes werden wir wohl sehr detailliert angehen, vielleicht sogar im Satz wechseln“, ergänzt Kobus. Das verspricht spannend zu werden!