Ski-Aus am Jenner: Liftbetreiber am Spitzingsee und Sudelfeld bleiben entspannt
Das Ski-Aus am Jenner in Berchtesgaden hat die Szene in Aufruhr versetzt. Die Liftbetreiber im Landkreis Miesbach sehen jedoch keinen Anlass für Zukunftsängste.
Schliersee/Bayrischzell – Viel Aufwand für wenige gute Tage: In etwa so lautete im April 2015 die Begründung der Alpenbahnen Spitzingsee-Tegernsee, den Winterbetrieb der Taubensteinbahn und damit den alpinen Skisport im Gebiet einzustellen. In der Szene löste die Nachricht dennoch eine kleine Schockwelle aus. Und an die fühlte sich mancher Skifan erinnert, als vor gut zwei Wochen die Jennerbahn in Berchtesgaden den Brettlfans die kalte Schulter zeigte und dies mit sinkender Nachfrage bei gleichzeitig hohen Kosten für Beschneiung und Präparierung im teils anspruchsvollen Gelände erklärte.
Letzteres habe auch am Taubenstein den Ausschlag gegeben, auf die sonst notwendigen Investitionen in eine Beschneiung der bis dato noch rein auf Naturschnee angewiesenen Abfahrten sowie Modernisierung von Liftanlagen zu verzichten, blickt die Geschäftsführerin der Alpenbahnen, Antonia Asenstorfer, zurück. Folglich könne sie die Beweggründe am Jenner durchaus nachvollziehen. Ein von manchen daraus abgeleitetes Umschlagen des Branchen-Barometers kann Asenstorfer aber keineswegs erkennen. Jedes Skigebiet sei anders, 1:1-Vergleiche damit nicht möglich.
Vollbetrieb auch in den Faschingsferien
So ist die Geschäftsführerin mit dem bisherigen Saisonverlauf am Spitzingsee zufrieden. Die Verbindung aus Kunst- und Naturschnee zu Winterbeginn habe eine optimale Grundlage geschaffen, um trotz wiederholter Wärmeeinbrüche bis Ende der Faschingsferien im Vollbetrieb zu bleiben. Auch wenn die Pisten jeweils ab Mittag sulzig geworden seien, hätten die Gäste das „vorgezogene Frühjahrsskifahren“ genossen. Mittelfristig zeichne sich noch mal Schneenachschub am Berg ab, sodass auch die aktuelle „Durststrecke“ noch nicht das Saisonende eingeleitet habe, betont Asenstorfer. Überhaupt seien die Besucherzahlen über die vergangenen Winter weitgehend konstant geblieben. Der ungebrochen große Andrang auf Skikurse schon ab dem Kindergartenalter sei ein wichtiges Zeichen, dass künftige Generationen dem alpinen Skisport treu bleiben.
Davon ist auch Egid Stadler als Geschäftsführer der Bergbahnen Sudelfeld überzeugt, wie er im Interview mit dem Oberbayerischen Volksblatt (OVB) berichtet. Mit der Entscheidung zum Ausbau der Beschneiung samt Speicherteich vor just zehn Jahren habe sich Bayrischzell pro alpinem Skisport positioniert. Der Erfolg habe sich auch in dieser Saison gezeigt, in der das Sudelfeld zu Winterbeginn regelrecht „überrollt“ worden sei. Trotz des momentanen Einbruchs durch das warme Wetter, das viele eher zum Umstieg von den Ski aufs Radl bewege, seien die Probleme am Jenner nicht auf andere Skigebiete übertragbar, betont Stadler. Der Aussichtsberg in Berchtesgaden sei noch nie ein Familien-Skiresort gewesen. „Dafür ist er zu steil und zu eng.“ Beim Sudelfeld hingegen handle es sich um ein reines Almgebiet, wo schon 20 Zentimeter Schneeauflage für den Pistenspaß ausreichen würden. Die trotz allem immer wieder kritisierte künstliche Beschneiung spiele in diesem Konzept eine entscheidende Rolle, so Stadler: „Die Menschen müssen verstehen, dass man damit im Frühwinter die Grundlage für später schafft.“
Skibetrieb am Wendelstein „betriebswirtschaftlich nicht auf dem Prüfstand“
Über diese Möglichkeit verfügt die Wendelsteinbahn nicht. Dennoch werde der Skibetrieb am Wendelstein auch in den kommenden Wintern – entsprechende Naturschneelage vorausgesetzt – stattfinden, teilt Geschäftsführer Florian Vogt auf Nachfrage unserer Zeitung mit: „Solange keine größeren Investitionen nötig werden, steht er betriebswirtschaftlich bei uns nicht auf dem Prüfstand.“ Dass die Nachfrage gegeben ist, habe sich an den sechs Tagen gezeigt, an denen die Ostabfahrt zur Mitteralm sowie die beiden Varianten am Bockstein- und Lacherlift in diesem Winter geöffnet waren. „Die Bedingungen und der Zuspruch seitens der Skifans waren sehr gut.“
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Dass es auch gänzlich ohne Lifte und Pistenraupen geht, zeigt seit 2015 der Taubenstein. Er hat sich zu einem Tourengeher-Magnet entwickelt. Und im Sommer, wo die Kabinenbahn fährt, ziehe es viele Wanderer in das aussichtsreiche Gebiet, betont Asenstorfer. Alles in allem habe sich die Entscheidung vor neun Jahren also bewährt.
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sg