Schwere Vorwürfe, belastende Fotos: Was steckt hinter der Kritik an Papst Leo XIV.?

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Robert F. Prevost ist der neue Papst Leo XIV. – und prompt werden alte Vorwürfe aufgewirbelt. Zusätzlich werden Forderungen laut, er solle jetzt reagieren.

Rom – Er war noch nicht einmal öffentlich vorgestellt worden, da bekam Papst Leo XIV. bereits Post. Quasi mit dem weißen Rauch verschickte die Vereinigung von Missbrauchsbetroffenen SNAP (Survivors Network of Those Abused by Priests) einen offenen Brief an den neuen Papst.

Offener Brief an neuen Papst Leo XIV. wirbelt alte Vorwürfe gegen Robert F. Prevost auf

Den Brief hätte wohl jeder andere Papst auch erhalten, im Fall von Leo XIV. wirbelt er allerdings konkrete Vorwürfe auf. Erst im März stellte SNAP gegen Robert Francis Prevost, damals noch Kardinal, eine „Anzeige“. Papst Franziskus hatte das Kirchenrecht dahingehend angepasst, dass das jeder tun kann – unabhängig von rechtlicher Relevanz. Offizielle Beschwerden wurden auch gegen Péter Erdő, Kevin Farrell, Victor Manuel Fernandez, Mario Grech und Luis Antonio Tagle eingereicht. Allen sechs Kardinälen warf SNAP vor, Missbrauchsverfälle vertuscht oder falsch behandelt zu haben.

Missbrauchsopfer erheben zwei schwere Vorwürfe gegen Papst Leo XIV. – Fotos beigelegt

In einem Schreiben an Vatikan-Staatssekretär Pietro Parolin äußerte die Organisation „ernsthafte Bedenken hinsichtlich des Verhaltens von Kardinal Robert Francis Prevost“. Zwei konkrete Vorwürfe fallen gegen den jetzigen Papst Leo XIV.:

Im Jahr 2000 soll Prevost demnach als Provinzial der Augustiner (Regionalleiter) einem Priester erlaubt haben, im Kloster St. John Stone in unmittelbarer Nähe einer Grundschule in Chicago zu wohnen. Der Mann wurde damals des Missbrauchs Minderjähriger beschuldigt, sein Amt war laut dem Fachportal The Pillar seit 1991 eingeschränkt.

2022 sollen sich drei Missbrauchsopfer in Chiclayo (Peru) bei den Zivilbehörden gemeldet haben, weil die dortige Diözese ihre Fälle nicht vorantreibe. Zu dieser Zeit war Prevost Bischof von Chiclayo und die Opfer behaupten seitdem, er habe damals keine Untersuchungen eingeleitet, unzureichende Informationen nach Rom übermittelt und dem verdächtigen Priester erlaubt, weiterhin Gottesdienste zu halten. Letzteres sollen Fotos beweisen, die einem offenen Brief beigelegt worden waren.

Papst Leo XIV.: Zum Amtsantritt muss sich Robert F. Prevost mit Vorwürfen auseinandersetzen.
Papst Leo XIV.: Zum Amtsantritt muss sich Robert F. Prevost mit Vorwürfen auseinandersetzen. © picture alliance/dpa/Vatican media

Kardinäle um Prevost weisen Anschuldigungen zurück – „erledigt“

Heftige Vorwürfe gegen den neuen Papst, der als „Brückenbauer“ der Kirche fungieren soll. Wie das Domradio (ein Medienportal des Erzbistums Köln) berichtet, hatten Prevost und alle anderen genannten Kardinäle die Anschuldigungen noch im März umgehend zurückgewiesen. Die meisten Fälle seien, so die Erklärung, durch Tod der Täter oder einschlägige Urteile der vatikanischen Glaubensbehörden erledigt. Mit Sicherheit ein schwacher Trost für Betroffene.

Öffentlich geäußert hat sich der jetzige Papst Prevost laut der Plattform BishopAccountability allerdings nie. Zu den Vorwürfen aus Peru habe er auf eine Verteidigungsrede der Diözese verwiesen, die andeutet, er habe damals als Bischof alle notwendigen kirchenrechtlichen Schritte unternommen.

Vereinigung stellt fünf Forderungen an Papst Leo XIV.

Der Sachverhalt ist komplex und die Vorwürfe gegen Papst Leo XIV. schwer zweifelsfrei zu belegen. Die Vereinigung von Missbrauchsopfern richtet den Blick auf die Zukunft und stellt fünf Forderungen, die Prevost in seinen ersten 100 Tagen als Papst umsetzen soll:

  • Eine unabhängige globale Wahrheitskommission mit voller Zusammenarbeit mit dem Vatikan.
  • Ein universelles Null-Toleranz-Gesetz, das in das kanonische Recht aufgenommen wurde.
  • Internationale Rechtsabkommen, die Transparenz und Rechenschaftspflicht vorschreiben.
  • Ein von Überlebenden finanzierter Entschädigungsfonds, der aus Kirchenvermögen gespeist wird.
  • Und ein Global Survivors Council mit der Befugnis, die Einhaltung zu überwachen und durchzusetzen.

SNAP fragt Papst Leo XIV. konkret: „Sie können die Missbrauchskrise beenden – die einzige Frage ist: Werden Sie es tun?“ Der Fünf-Punkte-Plan der Organisation dürfte natürlich etwas zu ambitioniert sein, auf jeden Fall innerhalb von 100 Tagen. Aber, was Betroffenen Hoffnung machen könnte: Von Papst Leo XIV. wird erwartet, er werde den Kurs von Franziskus zumindest in Grundzügen weiterverfolgen. Mehr Transparenz und Entschlossenheit beim Kampf gegen Missbrauch war eines der wichtigsten Anliegen für den Argentinier – auch für die Kardinäle beim Vor-Konklave nach dessen Tod. In einem Interview mit Vatican News aus dem Jahr 2023 sagte Prevost außerdem: „Es ist dringend notwendig, dass wir verantwortungsvoller und sensibler mit diesem Thema umgehen.“ (moe)

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