„Freude ein bisschen verhalten“: Waldkindergarten Irschenhausen darf bleiben - vorerst fünf Jahre
Lange hatte Anette Hemme, Gründerin des Waldkindergartens in Irschenhausen, um ihr Projekt gebangt. Nun kam die erlösende Post im Briefkasten: Die Einrichtung darf vorerst bleiben.
Icking - Eine schöne Tradition: Der Waldkindergarten im Ickinger Ortsteil Irschenhausen richtet jedes Jahr vor Beginn der Sommerferien eine kleine Feier für die Kinder und deren Eltern aus. Diesen August wurde auf dem Gelände am Schäftlarner Weg gleich zweimal das Glas erhoben, denn Kindergartengründerin Anette Hemme bedankte sich bei all den Unterstützern und Geldgebern, die ihre Einrichtung durch die problematischen vergangenen Jahre getragen hatten.
Waldkindergarten Irschenhausen darf bleiben: Im April kam die erlösende Post
Während dieser Zeit hatte Hemme quasi nonstop um die Genehmigung und den Fortbestand ihrer Einrichtung durch das Landratsamt in Bad Tölz gerungen und gebangt. Das ist nun vorbei: Im April lag endlich die erlösende Post im Briefkasten. Natürlich habe sie sich sehr über die Entwicklung der Dinge gefreut, sagt Anette Hemme. Allerdings: „Die Freude ist auch ein bisschen verhalten“, denn die Tölzer Behörde befristete die Genehmigung erst einmal auf fünf Jahre.
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Es war ein schier endloses Hin und Her zwischen Behörde, dem Team sowie den Eltern und Freunden des Kindergartens. Begonnen hatte alles im Dezember 2020, als das Landratsamt nach einer Begehung der Örtlichkeit die Verantwortlichen aufforderte, sämtliche Gebäude dort– sie liegen im Außenbereich – zu entfernen. Was das Aus der Einrichtung bedeutet hätte. „Der Ton war furchtbar“, erinnert sich Hemme.
Die Gründerin ließ in der Folge zwei Nebenhütten abbauen, in denen Werkzeuge, Gartengeräte und Spielzeug aufbewahrt worden waren. Sie musste zudem nachweisen, dass Abstandsflächen zu den Nachbarn eingehalten werden. Lange war Hemme und ihrem Team auch nicht klar, wofür eigentlich genau eine Genehmigung beantragt werden musste, damit sie wenigstens die große Schutzhütte stehen lassen können. Letztlich ging das Ganze als „Sonderbau“ durch.
Waldkindergarten in Icking: Genehmigung mit Auflagen verbunden
Zwei Winter lang durften Anette Hemme und ihre vier Pädagogen den Bauwagen zudem nicht beheizen. Dann ging es um eine Garantie, dass die Unterkunft einem umstürzenden Baum standhält. „Es war wild, es war wie ein Marathon“, so Hemme. Inzwischen sei sie absolut fit im Wald- wie im Baurecht. Aufzugeben, daran habe sie aber nie gedacht.
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Auch weil sie Unterstützung hatte: Ein Anwalt half. Zudem arbeitete das Architekturbüro Schmauser unentgeltlich für den Kindergarten, erläuterte mal das Brandschutzkonzept, wies dann wieder die Versickerung des Regenwassers nach. Die Genehmigung, die der Kindergarten jetzt erhalten hat, ist mit Auflagen verbunden. Unter anderem müssen die Bäume rund um den Bauwagen regelmäßig begutachtet werden.
Im Laufe der äußerst zähen Verhandlungen stellte sich heraus, wie beliebt der Waldkindergarten Irschenhausen ist. Zwischenzeitlich hatten Anette Hemme und ihre Mitstreiter sogar überlegt, sich mit einer Petition an den Landtag zu wenden. 1000 Leute hatten die bereits unterschrieben, das Projekt wurde dann aber doch fallen gelassen.
Im Waldkindergarten sind von 23 Plätzen aktuell 17 belegt
Die Feier jetzt zu Sommerferienbeginn fand bei gutem Essen an weiß gedeckten Tischen statt – und bei bester Stimmung. Das neue Kindergartenjahr beginnt Anfang September. Von 23 Plätzen sind, weil im Wald auch Integrationskinder dabei sind, 17 belegt. Betreut werden die Buben und Mädchen von 8.30 bis 14.45 Uhr. Das Mittagessen, biologisch natürlich, ist inbegriffen. ak