Die Peitinger Firma ETL Verfahrenstechnik hat sich auf Filtrationssysteme und Dosieranlagen für Klärwerke spezialisiert, die sogar in England zum Einsatz kommen. Testen kann sie ihre Technologien in den Anlagen in Birkland und Peiting – wovon auch die Gemeinde profitiert.
Peiting – Vier Turbinen, die aussehen wie riesige Ventilatoren, treiben das träge Wasser im Uhrzeigersinn durch die Becken. Die Firma ETL Verfahrenstechnik hat sie vor ein paar Monaten in den beiden Teichen der Birkländer Kläranlage installiert. Seither schalten sich immer im Wechsel zwei gegenüberliegende Geräte ein und unterstützen in vereinter Kraft die Strömung. Durch die Bewegung soll sich das Fällmittel im Abwasser besser verteilen, so die Hoffnung der Ingenieure von ETL. Ziel ist, damit den Phosphatgehalt im Wasser zu reduzieren – und zwar möglichst effizient.
ETL Verfahrenstechnik tüftelt schon seit über 35 Jahren an Ideen für Kläranlagen, entwickelt Filtrationssysteme und Dosieranlagen. Gegründet hat die Firma, die in Peiting sitzt, Ende der 80er Jahre der Ingenieur Erich Lang. Inzwischen hat er die Geschäftsführung an Gerald Stekly übergeben. Wie Lang bei einem Pressetermin erklärt, arbeitet ETL schon lange mit der Gemeinde Peiting und deren Abwasseranlagen zusammen. Der damalige Bürgermeister Klement Sesar hatte seiner Zeit die Erlaubnis gegeben, „Versuche in der Kläranlage Peiting durchzuführen“, sagt Lang. „Zunächst war das nur beschränkt auf die Peitinger Anlage.“
Nun, seit Ende vergangenen Jahres, darf die Firma ihre Technologien auch an der deutlich kleineren Kläranlage in Birkland ausprobieren. Für Bürgermeister Peter Ostenrieder ist das eine „Win-Win-Situation“. Wie er erklärt, stehe das Wasserwirtschaftsamt den kleinen Teichkläranlagen nämlich oft skeptisch gegenüber – weil sie die Grenzwerte im Abwasser nicht immer einhalten können. Die Gemeinden würden daher oft dazu „gedrängt“, kleine Anlagen zugunsten der großen zu schließen. „Für Kommunen ist es aber interessant, die kleinen Anlagen zu ertüchtigen“, sagt Ostenrieder. Immerhin würde es enorme Kosten für eine Gemeinde bedeuten, wenn sie alle Abwasseranschlüsse auf eine große Kläranlage umleiten müsste. „Finanziell wäre das Wahnsinn.“
Doch nicht nur die Kommunen können profitieren, wenn kleine Teichanlagen in Sachen Fällung aufgerüstet werden. Auch der Umwelt kommt es freilich zugute, wenn die Klärwerke so wenig Schadstoffe wie möglich in sie ausleiten. Und es gebe viel Einsparpotenzial, gerade bei den kleinen Anlagen, sagt ETL-Chef Stekly. Er rechnet vor: Würden alle kleinen Teichkläranlagen in Bayern – rund 2000 Stück – mit Fällmitteln ihre Werte reduzieren, ließen sich 800 bis 1000 Tonnen Phosphat im Jahr einsparen. „Das ist das sogenannte Potenzial in der Hypothese.“
Kleine Kläranlagen ertüchtigen – Gemeinde und Umwelt profitieren
Damit sich dieses Potenzial nicht nur hypothetisch, sondern auch ganz real ausschöpfen lässt, müssten alle diese Kläranlagen freilich anfangen, der Idee von ETL nachzukommen und Fällmittel einzusetzen. Diese Überzeugungsarbeit zu leisten, sei nun der nächste Schritt des Unternehmens, sagt Stekly. „Wir wollen auf die Kommunen zugehen und unser Anliegen kommunizieren.“
Während sich in Birkland alles um die Phosphat-Reduzierung dreht, hat ETL in der Peitinger Kläranlage schon früh ein anderes ihrer Firmenstandbeine testen können: Filtrationssystemen für die Messgeräte. Das Ziel hinter diesen Filtern ist, die für die Anlagen unabdingbaren Messsysteme lange funktionstüchtig zu halten – und den Wartungsaufwand so gering wie möglich zu halten.
Dafür hat ETL im Laufe der Jahre verschiedene Filter entwickelt. So gibt es etwa eine Sonde, die sich frei beweglich ins Wasser hängen lässt, oder eine Disk aus Keramik, deren Oberfläche ganz glatt ist und über Wochen hinweg sauber bleibt. Bernhard Schuster, der seit mehr als 20 Jahren bei ETL als Entwickler tätig ist, sagt, dass Kläranlagen überall auf solche Filter angewiesen seien. „Alle brauchen die Filtration für die Messungen.“ ETL verkaufe die Systeme an überregionale und internationale Kunden, derzeit vor allem nach England, wie Lang erklärt.
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Weil es der Firma auch hierbei ums Weiterentwickeln und Optimieren geht, hat sie derzeit eine neue Versuchsreihe am Laufen: In der Peitinger Kläranlage will man das Volumen des Filtrats hochfahren, das ein Messgerät verarbeiten kann. Das „beste Produkt“ schaffe gerade 0,5 bis einen Liter pro Stunde zu filtern, sagt Lang. „Jetzt erproben wir eine Optimierung: fünf bis zehn Liter pro Stunde.“