4 Ratschläge, damit Trump nicht explodiert: So instruierten Briten Selenskyj

Als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj das bislang letzte Mal bei Donald Trump in Washington zu Gast war, eskalierte das Treffen. Der US-Präsident überzog sein Gegenüber mit zahlreichen Vorwürfen. Bevor die beiden Staatschefs ein halbes Jahr später an diesem Montag erneut im Weißen Haus aufeinandertreffen werden, ist die Anspannung bei Ukrainern und Europäern hoch.

Besonders die britische Regierung um Premierminister Keir Starmer will unbedingt einen zweiten Eklat verhindern, um ein mögliches Ende des Ukraine-Kriegs nicht zu gefährden. Deshalb hat sie sich seit Februar darum bemüht, Selenskyj beizubringen, wie man ein Gespräch mit Trump am besten angeht, berichtet der "Telegraph".

Strategie zum Umgang mit Trump ist aus zwei Treffen entstanden

Die Initiative geht der britischen Zeitung zufolge zurück auf zwei prägende Ereignisse. Zum einen auf den eskalierten Selenskyj-Besuch in Washington. Danach soll sich die Regierung Großbritanniens Vorwürfe gemacht haben, den ukrainischen Präsidenten nicht ausreichend unterstützt zu haben. Und zum anderen auf Starmers eigenen Besuch bei Trump – der weitaus besser gelaufen ist. Der Premier erhielt danach viel Lob vom US-Präsidenten.

Keir Starmer und Donald Trump
Die Kommunikationsstrategie des britischen Premierministers Keir Starmer kommt bei US-Präsident Donald Trump gut an. Carl Court/PA Wire/dpa

Daraus haben britische Regierungsbeamte und Diplomaten eine Strategie für den Umgang mit Trump entwickelt. Hauptverantwortlicher dafür war laut "Telegraph" Jonathan Powell. Früher war er Stabschef des ehemaligen britischen Premiers Tony Blair, heute ist er Starmers Sicherheitsberater.

Briten raten Selenskyj, bei Trump-Treffen vier Punkte zu beachten

Er rät Selenskyj zu vier Punkten:

  • nicht auf jede provokative Äußerung Trumps eingehen
  • nicht öffentlich versuchen, Trump in die Enge zu treiben
  • Trump öffentlich so viel wie möglich loben
  • hinter den Kulissen Einfluss nehmen, sodass nationale Interessen durchgesetzt werden können.

Wie der "Telegraph" analysiert, hat Selenskyj in den vergangenen Wochen bereits auf die Tipps zurückgegriffen. Es falle auf, dass er Gespräche mit US-Vertretern oft mit einem Dank für die Unterstützung der USA im Kampf gegen Russland beginnt. Das hatte Trumps Vizepräsident JD Vance bei dem Treffen im Februar gefordert.

Auch für Merz wären die Briten-Tipps hilfreich

Die britische Regierung glaubt, dass ihre Kommunikationsstrategie nicht nur für Selenskyj geeignet ist. Auch anderen europäischen Staats- und Regierungschefs rät man offenbar dazu. Bevor in der vergangenen Woche die "Koalition der Willigen" unter anderem mit dem deutschen Kanzler Friedrich Merz und Trump zu einer Videoschalte zusammenkam, zeigten sich Starmers Leute besorgt.

Sie befürchteten, dass "wenig hilfreiche Kommentare" von Merz den US-Präsidenten verärgern könnten. Der Kanzler hatte unter anderem Selenskyjs Teilnahme an dem Alaska-Gipfel gefordert. Ein Beamter erklärte, es werde Trump "nerven", wenn die Europäer Forderungen stellen und rote Linien ziehen würden. Stattdessen solle eher im Hintergrund Einfluss auf Trump genommen werden.

Schmeicheleien nach Alaska-Gipfel passen zur Strategie

Diese Linie spiegelt sich auch in einer Erklärung wider, die Starmer und Merz zusammen mit anderen Staats- und Regierungschefs am vergangenen Samstag nach dem Alaska-Gipfel abgegeben haben. Gleich im zweiten Satz schmeicheln sie dem US-Präsidenten: "Die Staats- und Regierungschefs begrüßten die Bemühungen von Präsident Trump, das Töten in der Ukraine zu beenden, Russlands Angriffskrieg zu beenden und einen gerechten und dauerhaften Frieden zu erreichen."