Der Münchener Komponist, Jazzpianist und Hochschullehrer Christian Elsässer erfand bei Klecks Live in Kempten eine ganz neue Art von Musik-Entertainment.
Kempten – Zu einem musikalischen Vortrag gesellte sich beim Klecks-Live-Konzert mit Christian Elsässer ein Referat darüber, was er da auf dem Klavier macht, wie er es macht, und wie sein musikalischer Plan im Hintergrund aussieht. Abgerundet wurde diese neuartige Form von Veranstaltung, für die neben einem Klavier auch eine Videoleinwand und ein Beamer auf der kleinen Bühne der Kulturwirtschaft aufgebaut waren, durch die Möglichkeit für die Zuhörerinnen und Zuhörer, Fragen zu stellen.
Eine Mischung also aus Konzert und Workshop, die auf ein kleines, aber interessiertes Publikum stieß, das dankbar diesen spannenden Diskurs in der Welt der gehaltvolleren Noten und Töne annahm.
Christian Elsässer erklärt bei Klecks Live, wie die Noten eines Jazz-Stücks aufgeschrieben werden
Christian Elsässer trug mit „Skylark“ gleich zu Beginn einen schönen Standard der Jazzgeschichte auf dem Klavier vor, um dann die jazzübliche Notation eines solchen Stücks in Form eines „Lead Sheets“ zu erklären: Ein Stück wird knapp in seinen Harmonien und seiner „Hook line“ in Noten festgehalten, lässt aber jegliche Freiheit zur Improvisation. Elsässer hatte von dieser Freiheit zuvor ausgiebig Gebrauch gemacht und das einfache Notenkorsett üppig ausgeschmückt mit Einflüssen von Pianisten der gesamten Jazzgeschichte, von Art Tatum bis Herbie Hancock.
Weiter ging es mit einem Einspieler auf der Videoleinwand. Christian Elsässer hatte in einem Projekt mit der WDR-Bigband Beethovens berühmte fünfte Symphonie für Bigband arrangiert und dirigiert. Wie er darlegte, hat jede Musikrichtung nach seiner Vorstellung ihre eigene Sprache, die man nicht mit anderen Sprachen zu einem eklektizistischen Sprachgewirr vermischen sollte.
In seinem Arrangement bekannte er sich trotz der klassischen Wurzeln des Stücks eindeutig zur Sprache der Jazz-Bigband-Musik. Selbst über die Leinwand machte es großen Spaß, zuzuhören, was dem ausgefuchsten Arrangement, der herausragenden Bigband und der guten Soundanlage der Kulturwirtschaft zuzuschreiben ist. Und so setzte sich der Applaus des Videoclips nahtlos im Applaus des Live-Publikums fort.
Wie lange braucht ein solches Arrangement?
Auf eine Frage aus dem Publikum hin, die auf den großen Arbeitsaufwand für so ein Arrangement abzielte, schilderte Elsässer seine Arbeitsweise, die wenig bohemienhaft auf einem streng strukturierten Tagesablauf und bewährten Kreativtechniken basiere.
Der Rhythmus des Abends – zuerst musikalischer Vortrag, dann aufschlussreiche Erläuterungen mit interessierten Fragen aus dem Publikum – setzte sich fort. Mit jedem neuen Programmpunkt kam eine neue Facette aus Elsässers musikalischem Schaffen hinzu und vergrößerte das Erstaunen über die Vielseitigkeit, aber auch den Arbeitseifer des Künstlers.
Nebenbei ließ Elsässer einfließen, dass er eine Familie mit drei Kindern hat, sodass man spätestens nach der Pause, als er auf dem Klavier über Johann Sebastian Bachs „Wenn ich einmal soll scheiden“ improvisierte, geneigt war, an eben diesen Bach zu denken, der, gesegnet mit reichem Familienanhang, sein Leben im 18. Jahrhundert kompromisslos der Musik in allen ihren Ausprägungen gewidmet hat.
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Französischer Cowboy
Nach zwei sehr kurzweiligen Stunden zeigte Christian Elsässer noch einmal seine ganze Bandbreite von Jazz bis Klassik und spielte als Zugabe eine Eigenkomposition, der er den augenzwinkernden Titel „The French Cowboy“ gegeben hatte: ein Blues mit Melodiemotiven nach Art des französischen Impressionismus.
Weitere Termine mit Christian Elsässer in Kempten
Christian Elsässer kommt zu weiteren Konzerten. Das nächste findet mit seinem Quintett am 2. Oktober statt. Mehr dazu auf www.klecks.de
Feste, Konzerte, Ausstellungen: Was man in Kempten und Umgebung unternehmen kann, lesen Sie im Veranstaltungskalender.
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