Riesen Wirbel um Jesuskind bei Papst-Gebet

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Der Konflikt zwischen Israel und Palästina macht auch vor dem Heiligen Stuhl nicht Halt. Pünktlich zu Weihnachten leistete sich Papst Franziskus nun einen Eklat.

Rom – Sie gehört für viele Christen zum Weihnachtsfest, wie der geschmückte Weihnachtsbaum oder die Geschenke darunter: die Krippe. Im Vatikan erregte vor einigen Tagen ein eigens für den Kirchenstaat gefertigtes Exemplar für Aufsehen. Das Jesuskind lag gebettet in einer schwarzweißen Kufiya, einem palästinensischen Unabhängigkeitssymbol. Auch wenn das Jesuskind und das Tuch vorerst wieder aus der Krippe verschwunden sind, hält die Diskussion darüber weiter an. Vertreter des Judentums sehen im Palästinenser-Tuch ein Symbol für Gewalt und Judenhass.

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Vor einer Privataudienz am 7. Dezember betete Papst Franziskus vor der Krippe, bei der die palästinensische Kufiya für Aufregung sorgte. © Andreas SOLARO / AFP

Aufruhr um Papst Franziskus nach Gebet vor Krippe palästinensischer Künstler

Schon fast zwei Wochen ist es her, dass Papst Franziskus in seinem Rollstuhl vor die umstrittene Krippe geschoben wurde. Josef, Maria und der kleine Jesus aus Holz geschnitzt. Daneben stehen mehrere Schafe aus Filz. Gestaltet wurden die Krippe von den palästinensischen Künstlern Johny Andonia und Faten Nastas Mitwasi aus Bethlehem, die Schafe stammen aus einer Werkstatt, in der Menschen mit Behinderung arbeiten.

Brisanz erhielt das Aufstellen der Krippe jedoch nicht dadurch. Papst Franziskus hielt vor einem Geschenk der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO zum Gebet inne. Das Jesuskind war gebettet auf ein Symbol, eine Kufiya, das Juden und Jüdinnen weltweit, besonders nach den Attacken der radikal-islamistischen Hamas am 7. Oktober 2023, mit Antisemitismus und antiisraelischer Haltung in Verbindung bringen.

Der Oberrabbiner von Genua, Giuseppe Momigliano, sprach in dem Zusammenhang von einer „Palästinisierung des jüdischen Jesus“, die zwar „in der kirchlichen Sphäre nichts Neues“ sei, mit der Krippe nun aber „eine besonders beunruhigende Färbung“ annehme, zitiert ihn das italienische Nachrichtenportal today.it.

Was ist eine Kufiya?

Die Kufiya stammt ursprünglich aus der Region Kufa im Irak. Arbeitende Menschen schützten sich damit vor der Sonne, sowie Wind und herumwehendem Sand. Im Laufe der Zeit erlangte das Tuch eine starke politische Bedeutung, beginnend mit der Zeit britischer Besatzung in der Nahost-Region.

International bekannt wurde sie vor allem durch Palästinenserführer Jassir Arafat und gilt heute als Symbol für die „palästinensische Sache“. Auch in der linken Szene weltweit wird das Tuch zudem als Zeichen der Solidarität mit den Palästinensern im Kampf um nationale Unabhängigkeit getragen. Laut Kritikern wird das Tuch jedoch besonders nach dem Terror-Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 genutzt, um Judenhass zu propagieren.

Quellen: democ.de

Papst steht nach Krippen-Gebet in der Kritik: „Akt der politischen Instrumentalisierung“

Auch der deutsche Theologe und Dogmatiker Jan-Heiner Tück bezeichnete in einem Beitrag in der katholischen Zeitschrift Communio die Präsentation als „Akt der politischen Instrumentalisierung – für die palästinensische Sache“. Er warnte davor, dass der Papst mit solchen Gesten die Beziehungen zum Judentum gefährden könnte. Franziskus dürfe bei allem Leid Unschuldiger in der Region nicht ausblenden, „welche Rolle in diesem Krieg die monströse Attacke der Hamas“ und das daraus entwachsene Trauma der israelischen Bevölkerung einnehme.

Schon zuvor hatten Aussagen des Papstes im Hinblick auf den Konflikt zwischen Israel und Palästina für Aufregung und Kritik gesorgt, auch von katholischer Seite. In Auszügen aus seinem neuen Buch hatte sich Franziskus dafür ausgesprochen, die an Israel gerichteten Völkermord-Vorwürfe „sorgfältig“ zu prüfen. In einem Brief an Christen im Nahen Osten zum Jahrestag der Gräueltaten der Hamas, hatte der Papst hingegen auf eine eindeutige Nennung des Aggressors verzichtet. Weitere bereits öffentlich bekannte Passagen des im Januar 2025 erscheinenden Papst-Buches sorgen ebenfalls für Wirbel in der Öffentlichkeit.

„Zeichen der Gewalt und des Krieges“ - Krippe im Vatikan von Juden kritisiert

„Die Kufiya ist Teil unserer nationalen Identität“, verteidigt sich Künstlerin Mitwasi gegenüber der Zeitung Welt. Den Ärger kann sie nicht nachvollziehen, „als christlicher Palästinenser“ sollte sie „die Freiheit haben, meine Weihnachtskrippe zu gestalten und jedes palästinensische Symbol zu verwenden, das ich für angemessen halte“, sagt sie weiter.

In einem Bericht des ZDF Auslandsjournals vom 18. Dezember wird der Rabbiner Dov Maion jedoch deutlich: „Nachdem wir gesehen haben, wie sie die Kufiya als Zeichen der Gewalt und des Krieges verwenden, tragen jüdische Israelis keine mehr. Wir spüren, dass es keine Botschaft der Liebe ist, es ist eine Frage des Krieges.“ Das Platzieren des Jesuskindes auf dem Tuch hält Maion für „moralisch akzeptabel“ und „historisch falsch“, Jesus könnte heute eine Geisel in Gaza sein, erklärt er gegenüber dem ZDF.

Für Peter Chanou, der die menschengroßen Holzfiguren für die Krippe gefertigt hat, ist eines klar: „Alle schauen jetzt auf die Kufiya, und gar nicht mehr auf unsere Arbeit, auf die Jungfrau Maria, den heiligen Joseph und das Kind, an denen wir hart gearbeitet haben. Darauf sollte man schauen, denn die drei bedeuten Frieden für die ganze Welt.“ Pünktlich zu den Weihnachtsfeiertagen dürfte zumindest die Jesu-Figur nach Angaben des Kirchenstaats standesgemäß zurückkehren. Ob auch das umstrittene Palästinensertuch wiederzusehen sein wird, wird sich zeigen. (jm)

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