Nach dem Messerangriff auf Bürgermeisterin Iris Stalzer in Herdecke sucht die Polizei das Motiv. Ein Streit weckt das Interesse der Ermittler.
Herdecke – Die Nachricht verbreitete sich wie eine Schockwelle weit über das 23.000-Einwohner-Städtchen Herdecke hinaus. Die neue Bürgermeisterin Iris Stalzer wurde bei einem Messerangriff lebensgefährlich verletzt. Die SPD-Politikerin hatte sich erst Ende September bei der Kommunalwahl in NRW das Amt gesichert. Auch am Mittwochmorgen befand sie sich noch in kritischem Zustand.

Spekulationen über das Motiv und die Hintergründe des Angriffs folgten schnell. Auch eine politisch motivierte Tat schien möglich. Mittlerweile gab die Polizei allerdings bekannt, dass man von einem familiären Hintergrund ausgehe. Die Adoptivkinder der SPD-Politikerin Stalzer, 15 und 17 Jahre alt, wurden von der Polizei mitgenommen.
Bürgermeisterin in Herdecke bei Messer-Angriff verletzt – Polizei zweifelt an Version von Adoptivsohn
Den Ermittlungen zu den Hintergründen sind spektakuläre Wenden im Fall vorausgegangen. Zunächst hieß es, Bürgermeisterin Stalzer sei vor ihrem Haus mit einem Messer angegriffen worden, habe sich schwer verletzt noch ins Haus geschleppt. Die Adoptivkinder hätten sie dort gefunden und den Notruf gewählt. Diese Fassung gab jedenfalls der 15-jährige Adoptivsohn an. Mittlerweile gibt es jedoch Zweifel an der Version.
Zeugen für eine Tat auf offener Straße gibt es nicht. Viel mehr geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Tat im Haus verübt wurde, es keine flüchtigen Täter gebe – was die Adoptivkinder zugleich wieder in den Fokus rückt. Der 15-Jährige wurde laut Berichten gar in Handschellen von der Polizei abgeführt. Brisant: Laut dem Spiegel soll es bereits im Sommer einen Vorfall im Haus der Bürgermeisterin gegeben haben. Damals soll die Adoptivtochter mit einem Messer auf Stalzer losgegangen sein.
Bluttat in Herdecke: Kurz vor Messer-Angriff auf Bürgermeisterin gab es wohl lauten Streit
Dass die Tat einen familiären Hintergrund haben könnte, festigt sich auch durch einen Augenzeugenbericht. Die Bild zitiert eine Nachbarin Stalzers, die einen lautstarken Streit beobachtet haben will, „eine halbe Stunde, bevor der Rettungshubschrauber landete.“ Die Personen „haben sich regelrecht angeschrien“, gab die Person weiter an. Auch die dpa berichtet unter Berufung auf „Sicherheitskreise“, dass Nachbarn von dem Streit mitbekommen hätten. Dieser soll sich dem nach zwischen dem Sohn und der Mutter abgespielt haben. Der Vater sei zum Zeitpunkt der Tat im Ausland gewesen und am Dienstagabend zurückgekommen.
Die designierte Bürgermeisterin der Stadt an der Ruhr erlitt laut Sicherheitskreisen mehrere Messerstiche in den Oberkörper. Noch vor Ort wurde sie erstversorgt und dann mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen.
Auf die Frage, ob beide oder eines der Kinder als Zeugen oder Verdächtige auf der Wache befragt wurden, wollte eine Polizeisprecherin am Dienstagabend keine Antwort geben. Die Kinder würden betreut, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. (Quellen: dpa, Spiegel, Bild) (han)