„Es war traumatisch“ - Rentnerin gibt Traum vom Reisen für Enkel auf, jetzt ist sie finanziell am Ende
Eine britische Großmutter, die einst von einem ruhigen Ruhestand träumte, sieht sich plötzlich vor unerwartete Herausforderungen gestellt. Statt ihre goldenen Jahre zu genießen, muss sie sich um ihre vier Enkelkinder kümmern. Das berichtet „inews“.
Rentnerpaar muss plötzlich vier Enkelkinder großziehen
Dabei waren die Pläne des Paares aus der Grafschaft Durham im Nordosten Englands eigentlich ganz anders: Die Frau und ihr Mann hatten sich ein Wohnmobil gekauft, um ihre Rente auf Reisen zu verbringen.
Ihre Tochter war allerdings aufgrund von Drogenproblemen nicht mehr in der Lage, für ihre Kinder zu sorgen. „Unsere Enkelkinder waren sechs, neun, 11 und 14 Jahre alt, als sie zu uns kamen. Es war sehr schwierig und ich hatte gemischte Gefühle“, erklärte die 62-Jährige.
Finanzielle Belastung zwingt Großeltern in die Knie: „Es war traumatisch“
Die zusätzliche finanzielle Belastung durch die Betreuung der Kinder hatte laut „inews“ massive Auswirkungen auf das Rentnerpaar. Die vierfache Großmutter musste sogar Lebensmittelbanken aufsuchen, um über die Runden zu kommen.
„Es war traumatisch, eine Lebensmittelbank zu nutzen, nachdem ich mein ganzes Leben lang gearbeitet hatte und nie auf Hilfe angewiesen war“, sagte sie. Jetzt habe ihr Mann, der in Teilzeit gearbeitet hatte, wieder eine Vollzeitstelle als Gabelstaplerfahrer angenommen und arbeitet die ganze Woche auswärts, um zusätzliches Geld zu verdienen.
Rentnerin fordert mehr Unterstützung von der Regierung
Deshalb erhebt sie jetzt scharfe Kritik an der Regierung und fordert, dass mehr getan werden muss, um Verwandtenpfleger zu unterstützen. Bisher erhalten sie nur Hilfe von Kinship, einer Wohltätigkeitsorganisation für Verwandtenpflege.
Die Organisation hat in Zusammenarbeit mit dem Centre for Care an der Universität Sheffield herausgefunden, dass Verwandtenpfleger jährlich mehr als 4,3 Milliarden Pfund (knapp 5,2 Milliarden Euro) zur Wirtschaft beitragen, indem sie sich um insgesamt 130.000 Kinder kümmern, die sonst im Pflegesystem untergebracht wären.
Um auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen, zog das Paar am 12. Februar zusammen mit vielen anderen Verwandtenbetreuern mit leeren Einkaufswagen durch das Regierungsviertel. Sie sagten der Regierung: „Wir können nicht mit Liebe bezahlen“.
„Es war nicht unsere Entscheidung, aber wir lieben sie so sehr“
Dr. Lucy Peake, Geschäftsführerin von Kinship, sagte laut „inews“: „Es ist an der Zeit, dass das Finanzministerium das Engagement und die kollektiven Opfer zur Kenntnis nimmt, die Verwandtschaftsbetreuer bringen, um Kinder trotz aller Widrigkeiten aufzuziehen. Sie müssen die dringend benötigte Unterstützung bereitstellen.“
Trotz der vielen Schwierigkeiten bereut das Rentnerpaar nicht, ihre Enkelkinder aufgenommen zu haben, die heute 20, 17, 16 und 12 Jahre alt sind. „Es war nicht unsere Entscheidung, Verwandtenpfleger zu werden, aber wir lieben sie so sehr und würden es nicht anders haben wollen“, erklärt sie.
Studie bestätigt: Großeltern sind die heimlichen Helden der Familien
Was für eine wichtige Stütze Großeltern im Familienleben sind, zeigt eine Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) und der Zurich Gruppe Deutschland. 72 Prozent der Befragten stimmten zu, dass Großeltern wichtige Werte wie Verlässlichkeit, Verantwortungsgefühl und Vertrauen an ihre Enkel weitergeben.
Weiterhin gaben 71 Prozent an, dass Großeltern auch über die Kindheit hinaus eine wichtige Rolle im Leben ihrer Enkel spielen, etwa durch Investitionen in deren Ausbildung oder finanzielle Absicherung. „Das Verhältnis von Großeltern und Enkeln ist ein besonderes. Es wird zudem noch intensiver, je mehr Enkel zur Familie gehören“, sagt DIA-Sprecher Klaus Morgenstern.
In Schweden gibt es sogar ein Gesetz, das Großeltern ermöglicht, bezahlten Urlaub zu nehmen, um sich um ihre Enkelkinder zu kümmern. Eltern können bis zu 45 Tage ihrer bezahlten Elternzeit an Verwandte oder Freunde übertragen, die dann 80 Prozent ihres Gehalts weiter erhalten.