Als der Rauschebart Feuer fing: Anekdoten aus dem Nikolaus-Leben

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Amüsante Runde: Mit einer in einzelne Rollen aufgeteilten Geschichte bereicherten (v. li.) Helmuth Schönsteiner, Bernhard Wüchner, Barbara Wüchner, Georg Rauchenberger und Peter Schmid den Nikolausabend des Brauchtumsvereins. © Privat

Irdische Vertreter des Nikolaus erzählen beim Brauchtumsverein amüsante Geschichten. Dabei gibt es einiges zu lachen.

Benediktbeuern – Ein großer Mann mit rotem Mantel, hoher Bischofsmütze, weißem Rauschebart und dem goldenen Bischofsstab in der Hand – so ist Sankt Nikolaus in Stadt und Land bekannt. Manche Kinder erwarten seinen Besuch freudig, manche mit gewissem Unbehagen, denn sein Begleiter, der Krampus, ist ein strenger Geselle. Auch für die sehr irdischen Vertreter des vielfach verehrten Heiligen aus Myra in der heutigen Türkei ist ihr Rollenspiel und ihr Auftritt in den Familien mit Anspannung verbunden. Trotzdem erwächst daraus nicht selten eine Leidenschaft, auf deren Spur sich jüngst der Benediktbeurer Brauchtumsverein begab: Nach der gelungenen Premiere vor zwei Jahren hatte er jetzt erneut eingeladen zu einem Abend mit Nikolaus-Geschichten – zum Teil selbst erlebte, zum Teil auch literarisch niedergeschrieben.

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Geschichten von bösen Buben und g‘schnappigen Madln

Begebenheiten, die im Nachgang bei den Zuhörern im Café Lugauer vor allem die Lachmuskeln strapazierten, waren wohl zurzeit des tatsächlichen Geschehens immer auch eine Gratwanderung des richtigen Tons und des diplomatischen Umgangs mit den unterschiedlich reagierenden Kindern. Dass da neben „bösen Buben“ durchaus auch „gschnappige Madln“ anzutreffen sind, weiß Georg Rauchenberger, Vorsitzender des Brauchtumsvereins, aus langjähriger eigener Erfahrung.

Statt Lebkuchen und Nüssen gibt es heute große Geschenke

Was sich mit der Zeit geändert habe, sei vor allem die Menge an Geschenken, so Rauchenberger: „Früher hat der Nikolaus Lebkuchen, Nüsse, Äpfel, Orangen und dergleichen gebracht.“ Heutzutage würden die Gaben – nicht unbedingt dem Sinn der Sache entsprechend – immer mehr und aufwendiger. Auch auf der Liste der von den Eltern aufgeschriebenen Untugenden ihrer Sprösslinge dürfte aufgrund stets weiterentwickelter Alltags-Normalitäten manch Neues dazugekommen sein. Allemal erheiternd und nachvollziehbar für die Zuhörer waren jedenfalls die Missetaten eines Buben, die der Haushamer Schriftsteller Gustl Baur aus seiner Nikolaus-Zeit festgehalten hat: Der Lauser müsse besser folgen, dürfe nicht so frech sein und nicht die Oma ins Ohrwaschel zwicken und dem Opa die Zähne verstecken, hieß es da. Baur ließ auch bildhaft seine frühe Erkenntnis mit einfließen, dass es nicht ratsam sei, sich die oft nach absolviertem Besuch draußen vor der Haustür angebotenen Schnapserl einzuverleiben.

Nikolaus-Besuch kann nicht die Erziehung nachholen

Anders dagegen verhält es sich in einer Geschichte von Max Peinkofer, die an dem Abend in einzelne Rollen verteilt vorgetragen wurde. Darin ist nämlich am Ende der Krampus enttäuscht, dass er den „Hundsbuam“ Maxl nicht in den Sack stecken durfte, weil dessen Mutter letztlich ein gutes Wort für ihn einlegte. Für rabiate Krampusse sei heute kein Platz mehr, waren sich neben Rauchenberger auch die anwesenden Protagonisten Helmuth Schönsteiner und Peter Schmid einig. Aber ohne Krampus losziehen, das wollen viele Nikoläuse nicht. „Der gehört dazu, um den Mahnungen an die Kinder Gewicht zu geben. Und außerdem braucht man ihn als Helfer“, erklärte Schönsteiner. Wobei den Eltern schon klar sein müsse, dass der Nikolaus-Besuch nicht die Erziehung nachholen könne, die sie selbst vielleicht jahrelang versäumt hätten, wie Rauchenberger anmerkte.

Manchmoi macht ma scho wos mit.

Reichlich Nikolaus-Erfahrung hat auch Sepp Kloiber, der als Duo zusammen mit Monika Maier und einer Reihe von alten, nicht mehr bekannten Nikolausliedern einen familiären musikalischen Rahmen schuf. Eine wahrhaft brenzlige Situation hatte ihn einst enttarnt – als nämlich sein langer Bart an einer brennenden Kerze Feuer fing und er schleunigst Bart und Mütze abziehen musste. Unerwartet sei auch die Bloßstellung eines anderen Nikolaus zustande gekommen, erzählte eine Zuhörerin: Der sei von einer aggressiven Katze angesprungen und dadurch seines Kopfschmuckes entledigt worden. „Manchmoi macht ma scho wos mit“, kommentierte Kloiber.

Die von manchen Akteuren angewandte Praxis, den Kindern gleich zu sagen, sie würden das Ganze nur spielen, fand keine Zustimmung im Raum. Es gilt eben immer noch der Zauber und das Geheimnis von ehedem: „Heiliger Nikolaus, komm in unser Haus.“ (Rosi Bauer)

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