Mordnacht-Gedenken: Zehn Vorschläge für gefällte Linden - Stadtrat delegiert Entscheidung
Was soll mit dem Holz der historischen Linden passieren, die bis vor einem Jahr am Stadtplatz standen, einem Tatort der Penzberger Mordnacht vom 28. April 1945? Dem Stadtrat lagen diese Woche zehn Vorschläge vor. Die Entscheidung delegierte er an den Denkmalverein und die Kulturgemeinschaft – und äußerte Wünsche.
Handelt es sich bei den im Februar 2024 gefällten Linden um die Originalbäume, an denen zwei Opfer der Penzberger Mordnacht vor 80 Jahren von NS-Fanatikern aufgehängt wurden, oder waren diese Linden jüngeren Datums? Diese Frage wurde in der Stadtratssitzung am Dienstagabend umschifft. Nicht in Rede gestellt wurde, dass die Stelle der Tatort war. Vor diesem Hintergrund war denn auch in der Vorlage der Stadtverwaltung von historischen Linden die Rede, zumal beide Bäume unter Denkmalschutz standen.
Was soll mit dem Holz der gefällten Linden passieren
Seit der Fällung am 29. Februar 2024 wurde überlegt, ob und wie die Holzstämme in Erinnerung an die Mordnacht künstlerisch bearbeitet werden können. Dem Penzberger Stadtrat lagen nun zehn Vorschläge vor, darunter auch vom Denkmalverein und von der Kulturgemeinschaft. Eine Entscheidung für einen der Vorschläge traf der Stadtrat jedoch nicht. Er beschloss gegen die Stimme von Christian Abt (CSU), dies an den Denkmalverein und die Kulturgemeinschaft zu delegieren. Genauer gesagt: Sie wurden mit einem „Vorschlagsrecht“ ausgestattet.
Der Denkmalverein will, dass die Baumstämme als Denkmal in einem Gerüst wieder am Originalstandort aufgestellt werden. Wie berichtet, stiftet Werner Holy, ein Cousin von Denkmalschützer Erich Sczepanski, dafür 10.000 Euro. Holys Vater war Häftling im KZ Dachau, seine Mutter war eine Nichte von Otto Kirner, der in der Penzberger Mordnacht nur mit Glück entkam, wie es in der Sitzung hieß.
Die Penzberger Kulturgemeinschaft hat vorgeschlagen, dass Holzbildhauer aus der Region Entwürfe für Figuren einreichen, die sich thematisch am 28. April 1945 orientieren. Ein Gremium soll den Siegerentwurf auswählen. Die Skulptur, so der Vorschlag, soll dann am Friedhof oder am Ehrenmal an der „Straße zum 28. April 1945“ aufgestellt werden. Die Kosten will die Kulturgemeinschaft übernehmen.

Beide Vereine sollen sich nun nach dem Willen des Stadtrats zusammentun. Er äußerte zugleich einige Wünsche als „Richtschnur“. Den beiden Vereinen wurden vier der zehn Vorschläge ans Herz gelegt, die in der Stadtratssitzung am häufigsten genannt worden waren: die beleuchteten Baumskulpturen von Simon Baron aus Iffeldorf, in den Boden eingelassene Baumscheiben, die an „Stolpersteine“ erinnern, das Angebot des Penzberger Bildhauers Albert Fiedler, eine Skulptur zu fertigen, und der Vorschlag, aus dem Lindenholz Tafeln mit den Namen der Opfer für die Penzberger Schulen zu erstellen. Der Stadtrat gab den zwei Vereinen zudem mit auf den Weg, dass Lindenholz nicht fürs Freie geeignet ist und regionale Künstler gesucht werden sollen.
„Mich ärgert das“
Eingangs der etwa halbstündigen Diskussion wies Stadtbaumeister Justus Klement nochmals darauf hin, dass das Landratsamt die Fällung nur mit der Auflage erlaubt hat, dass für die denkmalgeschützten Linden am alten Standort ein Ersatz gepflanzt wird. Dies wird ihm zufolge, anders als von der SPD gefordert, aber nicht mehr zum 80. Jahrestag in zwei Monaten geschehen, weil es sich um eine aufwändige und teure Tiefbaumaßnahme handelt. „Mich ärgert das“, kommentierte Hardi Lenk (SPD) die lange Untätigkeit. Die Auflage hatte das Landratsamt vor genau einem Jahr gemacht.
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Kein einheitliches Bild in der Diskussion
In der Diskussion selbst favorisierte die CSU-Fraktion eine beleuchtete Skulptur von Simon Baron. Den Grünen und der BfP gefielen die im Boden eingelassenen Baumscheiben und die Holztafeln für die Schulen. Für Letzteres sprach sich auch die SPD aus. Das FLP-Duo favorisierte die beleuchteten Skulpturen und die Baumscheiben. Kurz: Es gab kein einheitliches Bild. Da kam der Vorschlag der PM-Fraktion gerade recht, die Aufgabe dem Denkmalverein und der Kulturgemeinschaft zu übergeben. Beide, so Fraktionschef Markus Bocksberger, hätten auch Geld zur Verfügung. Darauf konnten sich am Ende alle einigen.