G9-Umstellung in Bayern: Schulen vor logistischen Herausforderungen

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Die Abiturprüfungen fallen heuer wegen der Umstellung auf G9 weitestgehend aus. © imago stock&people

Aus zwölf mach 13 – heuer kehrt Bayern zum 13. Schuljahr für die Abiturienten zurück. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren, einige Fragen sind aber noch offen.

Landkreis – In diesem Jahr wird es in Bayern so gut wie keine Abiprüfungen geben. Nur einige Schüler, die vergangenes Jahr den Abschluss nicht schafften, können ihr Abitur nachholen. Ansonsten werden die Zwölftklässler des aktuellen Jahrgangs im kommenden Schuljahr erstmals wieder ins 13. Schuljahr gehen und 2026 ihre Hochschulreife ablegen.

Für den Landkreis und die drei Gymnasien bedeutet die Umstellung jede Menge Arbeit. Und das hat mit ganz einfacher Mathematik zu tun. Kein Abschlussjahrgang, dafür ab September zusätzliche Fünftklässler – es muss ein kompletter Jahrgang zusätzlich untergebracht werden.

Beim Landkreis beschäftigt man sich schon seit einiger Zeit mit dem Thema. Für das Gymnasium Weilheim rechnet das Landratsamt mit rund 105 zusätzlichen Schülern, die untergebracht werden müssen, für Schongau mit rund 90, für Penzberg mit etwa 125 Schülern. In den bestehenden Gebäuden in Weilheim und Schongau ist genug Platz dafür, in Penzberg sollen Container aufgestellt werden. „Um den Mehrbedarf durch G9 in Penzberg räumlich auffangen zu können, wird die Containeranlage, die seit 2016 an der FOS/BOS in Weilheim steht, umgezogen“, so der Pressesprecher des Landratsamtes, Dominik Detert.

Die Containeranlage wurde nach dem Auszug der Berufsschule von der FOS/BOS als Ausweichquartier für die dortige Innensanierung genutzt. „Da diese Baumaßnahme in den letzten Zügen ist, wird die Containeranlage nicht mehr genutzt und kann nach Penzberg umgezogen werden“, so Detert. Die planerischen Vorbereitungen laufen bereits seit September 2024. Aktuell würden die Aufträge der ausführenden Firmen vergeben: Es sind die Außenanlagen vorzubereiten, Fundamente, Ab- und Wiederaufbau der Container sowie Anschluss an Wasser, Abwasser, Strom und Internet.

Neben der Raumfrage muss auch genügend Lehrpersonal verfügbar sein

Das alles kostet natürlich eine Menge Geld, auch für die Ausstattung und die zusätzlich nötigen Lehrmittel – und das angesichts des ohnehin schwindsüchtigen Kreishaushalts. „Deswegen befindet sich der Landkreis derzeit im Rahmen der Konnexität in Klärung mit dem Freistaat Bayern“, so Detert. Heißt: Nachdem der Freistaat beschlossen hat, das G9 wieder einzuführen, müsste er auch die damit verbundenen Kosten übernehmen – was in den vergangenen Jahren bei verschiedenen Themen eher selten der Fall war.

Doch auch die Schulen selbst stehen vor Herausforderungen, denn neben der Raumfrage muss auch genügend Lehrpersonal verfügbar sein. Dr. Matthias Langensteiner, Leiter des Gymnasiums in Penzberg: „Wir rechnen mit rund 125 zusätzlichen Schülern. Dafür benötigte ich mindestens sieben zusätzliche Vollzeitstellen.“ Derzeit sei noch vollkommen offen, wie viele Stellen das Penzberger Gymnasium vom Freistaat zugeteilt bekommen: „Die Personalzuweisung erfolgt im Frühsommer.“

„Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium ist sehr gut“

Andrea Pauline Martin, Leiterin des Gymnasiums Weilheim, sieht die G9-Umstellung recht entspannt: „Schule muss immer ein Höchstmaß an Flexibilität zeigen. Sicher ist durch die Umstellung viel zu organisieren, aber wir haben da schon viel Erfahrung.“ Die Herausforderungen durch den zusätzlichen Jahrgang ab dem kommenden Schuljahr hält sie für beherrschbar – sowohl räumlich als auch personell. „Wir mussten bislang noch nie bei der benachbarten Realschule nachfragen, ob sie uns Räume abgeben können. Ich gehe davon aus, dass wir das auch im kommenden Schuljahr diese Option nicht ziehen müssen.“

Rund 1200 Schüler hat das Weilheimer Gymnasium derzeit. Heuer sind es sieben fünfte Klassen mit durchschnittlich 26 Schülern. Schulleiterin Martin rechnet damit, dass es im kommenden Jahr sechs Klassen sein werden. Also ebenfalls rund 125 Schüler wie in Penzberg, die zusätzlich untergebracht werden müssen. Der Personalzuweisung im Sommer sieht Martin entspannt entgegen: „Die Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium ist sehr gut, wenn Not am Mann oder der Frau ist, wurde immer geholfen.“

Keine Abi-Prüfungen bedeuten heuer weniger Stress und Korrekturen

Das Gymnasium Schongau hat derzeit rund 820 Schüler, die von etwa 80 Lehrern betreut werden, so dessen Leiter Bernhard O`Connor. Platzprobleme befürchtet er angesichts des erst vor wenigen Jahren eingeweihten Neubaus nicht. Allerdings werde bayernweit ein Lehrer-Engpass an Gymnasien befürchtet, gibt er zu bedenken. Das liege nicht nur, aber auch an der Einführung des G9.

In Schongau denke man deswegen über „bedarfssenkende Maßnahmen“ nach. So sollen Klassen, in den denen derzeit teilweise nur 23 Schüler sitzen, so aufgestockt werden, dass die maximal zulässige Menge an Schülern pro Klasse erreicht wird. Zudem sei denkbar, die Intensivierungsstunden, für die derzeit die Klassen teilweise geteilt werden, künftig für die Gesamtklasse anzubieten. Dadurch könnten Lehrer eingespart werden, die man andernorts braucht.

Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter. Und in unserem Weilheim-Penzberg-Newsletter.

Dass es heuer keine Abiturklassen gibt, macht O`Connor schon ein bisschen traurig: „Die Abiprüfungen und besonders die Entlassfeiern sind für mich schon immer ein Höhepunkt.“ Gleichzeitig gebe es heuer weniger Stress und Korrekturen für ihn und seine Kollegen, „und das kann ich auch durchaus mal genießen“.

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