„Brauchen wir“ – Immer mehr riesige Batteriespeicher im Landkreis

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Bei Obersöchering entsteht ein neuer Batteriespeicher direkt neben der neuen Flächen-PV-Anlage an der B 472. Offensichtlich ist auch eine Stromtankstelle mit Schnellladesäulen geplant. © Sebastian Tauchnitz

Penzberg, Obersöchering, Peißenberg, demnächst vielleicht auch Weilheim – immer mehr riesige Batteriespeicher entstehen im Landkreis. Wofür sie gebraucht werden.

„Die Batteriespeicher lösen genau das Problem, das die Kritiker des Solarausbaus immer wieder anbringen – sie speichern den Strom, wenn an sonnigen und windigen Tagen mehr produziert als benötigt wird. Und geben ihn dann ab, wenn er benötigt wird, weil es dunkel oder windstill ist“, so Scharli im Gespräch mit der Heimatzeitung.

Die Speicher in Containergröße würden in der Regel in der Nähe von Umspannwerken und Flächen-PV-Anlagen errichtet. „Das ist auch technisch sinnvoll, den Strom nicht erst noch durch die halbe Stadt zu übertragen“, so Scharli. Wer jetzt allerdings denke, dass die Speicher nur den Überschuss-Strom der benachbarten PV-Freiflächenanlagen aufnehmen, liege falsch. Dafür seien sie mit Speicherkapazitäten von einer Megawattstunde im Schnitt zu groß. Vielmehr würden die Betreiber an den Strombörsen kaufen, wenn die Preise niedrig oder gar negativ sind, und dann wieder einspeisen, wenn die Preise hoch sind. „Das ist das Geschäftsmodell.“ Und da sei prinzipiell auch nichts Verwerfliches dran, so Scharli.

Bislang habe man bei Überschüssen Geld an die Österreicher bezahlt, damit diese den Strom abnehmen und in ihren Pumpspeicherwerken speichern. „Und wenn wir dann Strom gebraucht haben, standen wir wieder mit dem Geldkoffer an der Grenze und haben den Strom zurückgekauft.“ Scharli geht davon aus, dass sich bei genügend Speicherkapazität in der Region die starken Strompreisschwankungen abflachen.

Gaskraftwerke können im Bedarfsfall einspringen

Und nicht nur das. Derzeit gebe es bei UPM in Schongau und in Peißenberg zwei Gaskraftwerke, die im Bedarfsfall schnell einspringen können, wenn der Strombedarf in der Region höher liegt als die Produktion. Doch mit Blick auf den CO2-Preis und die gesetzlichen Vorschriften müssten auch diese Gaskraftwerke auf regenerative Energiequellen umgestellt werden. Ob die Betreiber das vorhaben, wisse er nicht. Diese Aufgabe könnte künftig aber auch ganz oder in Teilen von den Batteriespeichern übernommen werden.

Schon heute sei es so, dass „an guten Tagen“ der Bedarf an Strom im Landkreis vollständig aus erneuerbaren Energien gedeckt werden kann. Er kommt dann von den Windanlagen an der Grenze zum Landkreis Landsberg, von den Wasserkraftwerken am Lech und in Schongau und von den über 30 Freiflächen-PV-Anlagen, die es derzeit im Landkreis Weilheim-Schongau gibt. Eine Studie habe ergeben, dass für eine sichere Versorgung im Landkreis 54 solcher Freiflächen-Anlagen benötigt werden, so Scharli.

Er hält noch aus einem anderen Grund die großen Batteriespeicher für eine nachhaltige und gute Idee: „Es ist immer besser und ressourcenschonender, große, technisch ausgefeilte und zentrale Anlagen zu betreiben, als dass sich jeder, der eine PV-Anlage auf dem Dach seines Einfamilienhauses hat, einen eigenen kleinen Speicher in den Keller baut.“ Auch die Produktion von Wasserstoff mit Stromüberschüssen, die von bestimmten Gruppierungen immer wieder ins Gespräch gebracht werde, rechne sich nicht, so Scharli. „Wir hatten im vergangenen Jahr genau 300 Stunden mit negativen Strompreisen. Für diese 300 Stunden stellt sich keiner eine teure Wasserstoffanlage hin.“

Eigenes E-Auto als Stromspeicher

Doch was macht der private PV-Betreiber, wenn er mehr produziert, als er selbst braucht? Eine Lösung könnte sein, das eigene Elektroauto als Stromspeicher zu nutzen. Dabei wird zwischen V2H (Vehicle to home/deutsch; „Auto zu Haus“) und V2G (Vehicle to grid/deutsch: „Auto zu Stromnetz“) unterschieden. Die Idee dahinter: Das Auto wird geladen, wenn viel Strom da und dieser billig ist. Und gibt nachts dann wieder Strom ab. Entweder nur für das eigene Haus oder ins Stromnetz für alle.

Technisch möglich sei das schon heute, beispielsweise in Südkorea seien solche Anlagen reihenweise in Betrieb. In Deutschland gebe es einige Einzelzulassungen, an genauen gesetzlichen Regelungen und standardisierten Schnittstellen werde aber seit Jahren gearbeitet – bis jetzt ohne Ergebnis. So bleibe nur, Waschmaschine, Trockner und andere Stromverbraucher im Haushalt so zu programmieren, dass sie idealerweise laufen, wenn viel Strom vom Dach kommt, um diesen selbst zu verbrauchen.

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