„Vernichtungstrupp vom Bauhof“: Bürger verärgert über Abholzaktion – Das steckt dahinter

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Auf der Neuen Bergehalde oberhalb des Moosleiten-Sportplatzes werden die abgeholzten Stämme zwischengelagert. © Jepsen

In den vergangenen Wochen wurden auf Peißenberger Gemeindegebiet ungewöhnlich viele Bäume gefällt und Sträucher zurückgeschnitten. Im Rathaus gingen daraufhin einige Beschwerden ein. Doch für die Abholzaktionen gibt es Gründe.

Peißenberg – „Ihr seid der Vernichtungstrupp vom Bauhof.“ Das ist ein Spruch, den Bauhofleiter Roman Bals und sein Mitarbeiterteam in jüngster Zeit öfters zu hören bekamen. Seit Anfang des Jahres ist der Bauhof mit aufwendigen Abholzaktionen beschäftigt – unter anderem an der Habergasse, auf der Neuen Bergehalde, am Friedhof und an der Sonnenstraße. Das Echo ließ nicht lange auf sich warten: „Es gab einige Anrufe, die besorgt hinterfragt haben, warum so viel abgeholzt wird“, berichtet Paloma Ziegelmeier, die in der Rathausverwaltung für Umwelt- und Landschaftspflege zuständig ist.

Das Ausmaß der Baumfällungen hat mehrere Gründe. An der Sonnenstraße entlang der Realschule mussten zum Beispiel sechs Bäume weichen, da heuer die Entfernung des maroden Kopfsteinpflasters und die Asphaltierung der Fahrbahn auf der Agenda stehen. Zudem ist ein behindertengerechter Ausbau der Bushaltestellen geplant. „Die Bäume wären im Zuge der Bauarbeiten kaputtgegangen. Nach Beendigung der Sanierung werden aber gesunde Bäume nachgepflanzt“, erklärt Ziegelmeier.

Schneebruch und trockener Sommer setzten Bäumen zu

Hauptmotiv für die Baumpflege- und Abholzaktionen war die allgemeine Verkehrssicherungspflicht an Wegen und Straßen. „Wir schneiden nicht wahllos Bäume um“, betont Ziegelmeier. Der Schneebruch im Dezember 2023 setzte vielen Baumkronen ebenso zu wie die trockenen Sommer 2023 und 2022. Die „Spätfolgen“, wie sie Roman Bals bezeichnet, wurden nun aufgearbeitet. „Es wurden Bäume gefällt, die vom Alter und ihrem Beschädigungsgrad her nicht mehr zu halten waren. Nachpflanzungen sind da auf lange Sicht wesentlich sinnvoller“, erklärt Ziegelmeier.

Ein weiterer Grund, warum Bäume gefällt werden mussten, ist das Eschentriebsterben. Am Stamm wirken die betroffenen Bäume zwar noch relativ gesund, aber die Krone verliert sukzessive ihre Vitalität. Zum Teil mussten - wie am Michelsweg – mächtige, straßenbildprägende Stämme entfernt werden. Aber: „Es wird ungefähr doppelt so viel nachgepflanzt, wie gefällt wurde“, erklärt Bals. Allein im Frühjahr sollen innerorts 30 Jungbäume eingesetzt werden, im Herbst dann nochmal die gleiche Anzahl. Die Gemeinde richtet sich bei der Auswahl nach der Empfehlungsliste, die von der Gartenamtsleiterkonferenz (GALK), ein Zusammenschluss von kommunalen Grünflächenverwaltungen, herausgegeben wird. Im Fokus für Nachpflanzungen stehen dabei klimaresistente Baumarten wie Hybridformen von Erlen, Ahornen oder Baumhaseln.

Hebebühne kostet 100 000 Euro

Insgesamt sind im innerörtlichen Gemeindegebiet rund 2000 Bäume in einem Kataster aufgenommen. „Das ist fast alles Altbestand. Aber der Zustand ist gut“, sagt Ziegelmeier – was auch an den jüngsten Baumpflegemaßnahmen liegen würde. Die waren allerdings nicht ganz billig. Eine abschließende Berechnung liegt zwar noch nicht vor, „aber unter 50 000 Euro werden wir nicht wegkommen“, erklärt Roman Bals.

Für die Arbeiten musste der Bauhof unter anderem Hebebühnen ausleihen. Das ist unter dem Strich aber noch billiger, als eigenes Equipment anzuschaffen: „So eine Hebebühne kostet bis zu 100 000 Euro – und dann muss man jährlich UVV-Prüfungen (UVV steht als Abkürzung für Unfallverhütungsvorschriften; Anm. d. Red.) machen. Da ist die Miete günstiger“, sagt Bals zur Heimatzeitung. Und was passiert mit den abgeholzten Bäumen und Sträuchern? Die großen Stämme werden auf der Neuen Bergehalde zwischengelagert und später verkauft oder zu Brettern und Planken verarbeitet. Selbige nutzt der Bauhof dann beispielsweise bei Ausbesserungsarbeiten an Wanderwegen. Die Sträucher und Äste wiederum werden am Bauhoflagerplatz am Holzgarten gesammelt und als Hackschnitzel vermarktet.

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