Von Tafel-Spende bis Tierfutter: Das machen die Münchner Bäckereien mit übrig geblieben Lebensmitteln

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In der Früh sind die Auslagen in den Münchner Bäckereien prall gefüllt. Doch nicht immer werden alle Produkte bis Ladenschluss verkauft. Was passiert mit der Ware?

München – Semmeln, Brezen und alle möglichen Leckereien türmen sich morgens in den Bäckereien der Landeshauptstadt. Im Tagesverlauf leert sich das Sortiment. Reste bleiben aber immer. Auch wenn die Produkte nicht mehr so frisch wie am Morgen sind, kann man sie bedenkenlos essen. Trotzdem machen Brot und Backwaren rund 13 Prozent der vermeidbaren Lebensmittelabfälle aus. Stellt sich die Frage, wie diejenigen mit der Ware umgehen, die sie herstellen. Welchen Beitrag leisten die Münchner Bäcker eigentlich im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung?

Bei vielen Bäckereien gibt es eine eigene Filiale für Ware vom Vortag

Beim Traditionsunternehmen Rischart gilt ein Credo: In allen 19 Geschäften wird nur tagesfrische Ware angeboten. Eine Ausnahme bildet die „Gutes von Gestern“-Filiale. Dort werden Produkte vom Vortag gesammelt und verkauft. Zum halben Preis versteht sich. Die Verantwortlichen setzen ausschließlich auf diese Strategie: „Macht doch am meisten Sinn“, meint eine Mitarbeiterin. Besonders geprägt hat die traditionsreiche Firma in der jüngeren Vergangenheit Gerhard Müller-Rischart, der Anfang des Jahres verstarb.

Ware vom Vortag günstiger anzubieten, ist in der Branche eine weit verbreitete Praxis. Diese kommt auch bei großen Münchner Unternehmen wie Zöttl und Wimmer zum Einsatz. Beide arbeiten auch mit „TooGoodToGo“ zusammen. Über die App können Geschäfte ihre Ware vor Ladenschluss billiger anbieten. Ein Deggendorfer machte in einem Restaurant zuletzt keine gute Erfahrung mit dem Service. Bei Zöttl wird aktuell die Kooperation mit weiteren Foodsharing-Anbietern geprüft. „In bürokratischer Hinsicht ist das leider oft schwierig“, erklärt Michaela Zöttl.

Frische Brezen und Semmeln in einer Münchner Bäckerei
In der Früh sind die Körbe in den Bäckereien noch prall gefüllt. Nicht immer werden bis Ladenschluss alle Waren verkauft. © IMAGO/Rolf Poss

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Alte Backware landet in der Biogasanlage, frischere Lebensmittel an der Münchner Tafel

Die Bäckerei Wimmer bekommt regelmäßig Besuch von Mitarbeitern der Münchner Tafel. Die holen dann Waren vom Vortag ab und verteilen sie bei den Ausgaben an bedürftige Menschen. Auch das Familienunternehmen Zöttl versorgt die Hilfsorganisation immer wieder mit Spenden. Doch nicht alle Produkte sind dafür geeignet. Mehrere Tage altes Brot landet dann nicht selten in der Biogasanlage. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Am Bodensee produziert ein Bäcker aus altem Brot sogar Alkohol.

Wir bekommen mehr Brot, als wir abnehmen können

Bei der Münchner Tafel ist man über die Unterstützung der Bäckereien sehr dankbar. Die fällt aktuell sehr groß aus. „Wir bekommen mehr Brot, als wir abnehmen können“, sagt Steffen Horak. Der Sprecher der Hilfsorganisation erzählt, dass man sich bei der Abholung mittlerweile auf zwei bis drei Backstuben beschränken müsse. Neben Brezen und Semmeln erreichen die Ausgabestellen auch süßes Gebäck. In der Faschingszeit dürfen sich die rund 20.000 Tafelkunden auch mal über Krapfen freuen. Neben Lebensmitteln ist die Tafel auch auf Geldspenden angewiesen, die Leser der tz spendeten Anfang des Jahres knapp 300.000 Euro.

Bei der Hofpfisterei wird altes Brot zum Tierfutter

Bauernbrote sind die Spezialität der Hofpfisterei. Werden sie nicht am Produktionstag verkauft, landen sie im Altbrotladen. Alles, was auch dort nicht über die Ladentheke geht, wird an einen Ökolandwirt in der Region geliefert. Auf dessen Hof kommen dann Schweine in den Genuss des Altbrots. Andere Backwaren eignen sich wegen ihrer Inhaltsstoffe dagegen nicht als Tierfutter, wie Thomas Lillpopp von der Hofpfisterei erklärt. Diese Produkte werden dann zur Biogaserzeugung genutzt. So schließt sich der ökologische Kreislauf. (tsch)

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