Aus der Disco in den Ukraine-Krieg: Putin lässt in Moskau Nachtclubs stürmen

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„Surreale“ Rekrutierungsaktion in Moskau: Polizisten stürmten drei große Nachtklubs und zerrten männliche Feiernde direkt in Wehrpflichtbüros.

Moskau – Aus Feiernden werden Soldaten: In Moskau hat die Polizei in drei der größten Nachtklubs Razzien durchgeführt, Hunderte von Männern festgenommen und sie zu Wehrpflichtbüros gebracht. Darüber berichtet die Militärwebsite Defense Blog. Die Nachricht über die Vorfälle löste in der Nachtszene der russischen Hauptstadt Schockwellen aus.

In Moskau wurden junge Männer in drei Discos zwangsrekrutiert (Symbolfotos).
In Moskau wurden junge Männer in drei Discos zwangsrekrutiert (Symbolfotos). © picture alliance/dpa | Daniel Karmann / IMAGO / ITAR-TASS

Die Razzien fanden demnach in den Nachtclubs Simachev, Mutabor/ARMA und Mono statt. Sie begannen gegen 2 Uhr morgens und dauerten mehrere Stunden. Augenzeugen zufolge reihten sich Dutzende Polizeifahrzeuge vor den Nachtclubs auf, während Sicherheitskräfte, begleitet von Polizeihunden, systematisch in die Lokale eindrangen. Clubbesucher beschrieben die Szene als chaotisch, die Leute wurden in Gruppen hinausbegleitet. Viele der Männer wurden festgenommen und zu Wehrpflichtbüros gebracht, Frauen dagegen freigelassen, nachdem ihre Pässe fotografiert worden waren.

Disco-Rekrutierung in Moskau: „Ständiger Strom von Polizeifahrzeugen, die Leute wegbrachten“

Als „angespannt und surreal“ beschrieb ein Clubbesucher die Szenerie: „So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Die Polizisten seien hereingekommen und hätten angefangen die Ausweise zu kontrollieren und den Männern ohne große Erklärung wegzunehmen. „Die Musik hörte auf und alle erstarrten einfach“, äußerte der Zeuge.

Die Armee von Wladimir Putin leidet unter Personalmangel. Die festgenommenen Feiernden könnten die Reihen nun zumindest teilweise wieder auffüllen. „Es gab einen ständigen Strom von Polizeifahrzeugen, die Leute wegbrachten“, sagte ein anderer Augenzeuge, der berichtete, mehrere Polizeitransporter mit Festgenommenen ankommen und abfahren gesehen zu haben. Es wirkte demnach wie eine systematische Aktion, Personen zusammenzutreiben, die als wehrfähig galten, ohne Rücksicht auf die auf Erklärungen der Partygänger.

Verzweifeltes Russland: Auch Straftäter werden als Soldaten eingesetzt

Das russische Parlament hat im September auch einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der der Armee die Rekrutierung von mutmaßlichen Straftätern für die Offensive in der Ukraine erlaubt, wo Russlands Angriffskrieg tobt. Nach dem am Dienstag von der Staatsduma verabschiedeten Entwurf können sich auch Angeklagte, die noch nicht verurteilt sind, zur Armee melden.

Sollten sie ausgezeichnet oder im Kampf verletzt werden, wird die Anklage gegen sie fallengelassen. Dies hat in Teilen der russischen Gesellschaft Besorgnis ausgelöst. Es gab mehrere Berichte über Gewalttäter, darunter verurteilte Serienmörder und Vergewaltiger, die zum Kampf an der Front freigelassen wurden und nach ihrer Rückkehr aus der Armee neue Verbrechen begingen.

Russland kämpft auch an der Seite nordkoreanischer Soldaten

Auch Soldaten aus Nordkorea füllen die Reihen der gefallenen Russen im Ukraine-Krieg auf. Nach Schätzungen Südkoreas und der USA hat Nordkorea mehr als 10.000 Soldaten nach Russland entsandt. Einige von ihnen sollen bereits an Gefechten rund um die russische Grenzregion Kursk beteiligt sein, die die Ukrainer als Reaktion auf Moskaus Angriffskrieg besetzt halten. (cgsc mit dpa)

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