„Bin Vollzeit mit Amt beschäftigt“: Für den Job bleibt Bürgermeistern oft keine Zeit mehr
Das Amt des Bürgermeisters ist oft fordernd und zeitintensiv. Deshalb kommt in manchen Dörfern immer mal wieder die Frage auf, ob es vielleicht einen hauptamtlichen Bürgermeister braucht. Wir haben über diese Frage mit verschiedenen Rathaus-Chefs, hauptamtlichen sowie ehrenamtlichen, gesprochen.
Landkreis – Langsam, aber sicher geht's in Richtung Kommunalwahl. Im März 2026 ist es wieder so weit – dann werden im Landkreis Weilheim-Schongau fast alle Bürgermeister neu- oder wiedergewählt. Von den Rathaus-Chefs im Kreis sind aktuell 18 berufsmäßig im Amt – neben jenen der großen fünf Orte (Weilheim, Schongau, Penzberg, Peißenberg, Peiting) zählen dazu auch die Bürgermeister von Altenstadt, Bernried, Böbing, Burggen, Hohenpeißenberg, Huglfing, Polling, Raisting, Rottenbuch, Seeshaupt, Steingaden, Wessobrunn und Wielenbach.

Ein Großteil der aufgezählten Kommunen hat mehr als 2500 Einwohner. Hier gibt's laut Gesetz grundsätzlich einen hauptamtlichen Bürgermeister – es sei denn, der Gemeinderat entscheidet etwas anderes. Bei Kommunen mit weniger als 2500 Einwohnern schreibt das bayerische Recht grundsätzlich einen ehrenamtlichen Bürgermeister vor – es sei denn, der Gemeinderat entscheidet etwas anderes.
Wessobrunn: Gemeinderat war zunächst skeptisch
Zu dieser Situation kam es in Wessobrunn im Jahr 1990. Der Bürgermeister hieß damals Konrad Hölzl. Neben seinem Bürgermeisteramt war Hölzl im technischen Aufsichtsdienst bei der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft tätig. Von seinem Arbeitgeber sei er für die Ausübung seines Amts freigestellt worden, erzählt Hölzl im Gespräch mit der Heimatzeitung – zunächst einen Tag, dann zwei. „Die Dienstbefreiungen wurden irgendwann immer mehr und der Druck von der Dienststelle größer“, erinnert sich Hölzl. Im Zuge der Gebietsreform 1978 ist die Gemeinde dann auch noch gewachsen – Forst und Haid gehörten plötzlich dazu.
Vor der Kommunalwahl 1984 machte Hölzl dem Gemeinderat einen Vorschlag: „Es wäre angebracht, wenn ich das Amt zukünftig hauptamtlich führe.“ Doch der Gemeinderat lehnte den Antrag des Bürgermeisters ab. Vor der Kommunalwahl 1990, Wessobrunn zählte damals 1700 bis 1800 Einwohner, stellte Hölzl das Gremium schließlich vor die endgültige Wahl: Entweder gibt's in Wessobrunn künftig einen hauptamtlichen Bürgermeister oder Hölzl steht nicht mehr zur Verfügung. Nach „keiner langen Diskussion“, erinnert sich Hölzl, entschied sich der Wessobrunner Gemeinderat schließlich für den hauptamtlichen Bürgermeister.
Zwischen 60 und 80 Arbeitsstunden in der Woche
Und dieser Beschluss hat seine Gültigkeit bis heute nicht verloren. Georg Guggemos, heutiger Bürgermeister der mittlerweile gut 2200 Einwohner zählenden Gemeinde Wessobrunn, ist froh darüber. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie diese Arbeit ein ehrenamtlicher Bürgermeister leisten will“, so Guggemos, der auf die Größe der Gemeinde-Fläche mit den vielen Ortsteilen hinweist. „Zwischen 60 und 80 Stunden in der Woche arbeite ich auf jeden Fall“, berichtet der Wessobrunner Rathaus-Chef, der vor seiner Bürgermeister-Zeit zunächst als Kfz-Mechatroniker, dann als Verwaltungsbeamter im Landratsamt tätig war.
Ich bin ein Vollzeit arbeitender ehrenamtlicher Bürgermeister.
Einen hauptamtlichen Bürgermeister hat auch die 1993-Einwohner-Gemeinde Böbing – der heißt Peter Erhard und ist seit 23 Jahren im Amt. Berufsmäßig. 2001, also kurz vor Erhards Amtsantritt, entschieden sich die Böbinger Gemeinderäte für einen hauptamtlichen Bürgermeister. Eine ehrenamtliche Tätigkeit als Rathaus-Chef wäre für ihn nicht infrage gekommen, betont Erhard, der 2026 nicht nochmal kandidieren wird. „Es war für mich klar: Wenn, dann mache ich es ganz. Sonst tanzt man immer auf zwei Hochzeiten.“ Im Böbinger Gemeinderat sei die Frage, ob der Bürgermeister haupt- oder ehrenamtlich tätig sein soll, damals „sehr diskussionswürdig“ gewesen. „Der Beschluss war auch nicht einstimmig.“ Ende 2007 sei das Thema nochmal aufgekommen, seitdem aber nicht mehr, so Erhard.
Aufwandsentschädigung zwischen 4500 und 5000 Euro im Monat
Die Gemeinde Iffeldorf zählt aktuell gut 2700 Einwohner. Anders als man zunächst vermuten würde, ist Bürgermeister Hans Lang aber nur ehrenamtlich tätig. „Ich bin seit 13 Jahren im Ruhestand und somit ein Vollzeit arbeitender ehrenamtlicher Bürgermeister“, erklärt Lang. „Das ist natürlich auch ein Kostenvorteil für die Gemeinde.“ Seine Aufwandsentschädigung liege zwischen 4500 und 5000 Euro im Monat, berichtet der Iffeldorfer Rathaus-Chef. Als berufsmäßiger Bürgermeister in einem Dorf mit 2700 Einwohnern würde Lang laut bayerischem Recht mehr als 6000 Euro im Monat erhalten.
Auf die Frage, wie die Höhe der Aufwandsentschädigung zustande kommt, erklärt Lang, dass es einen „gesetzlichen Spielraum“ gebe. Der Gemeinderat müsse dann einmalig einen konkreten Betrag, der dem Bürgermeister monatlich ausgezahlt wird, festlegen. Dass der Bürgermeister ab 2026 das Amt berufsmäßig führe, sei „aktuell kein Thema“ in Iffeldorf, betont Hans Lang.
Umstellung wird geprüft und diskutiert
Bernbeuren zählt aktuell 2466 Einwohner, liegt also knapp unter der 2500er-Marke des bayerischen Gesetzes. Karl Schleich ist derzeit ehrenamtlich als Rathaus-Chef im Einsatz. Bernbeuren ist damit eine der wenigen Landkreis-Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern, die keinen hauptamtlichen Bürgermeister haben. „Ob wir in der nächsten Legislatur auf hauptamtlich umstellen, wird aktuell geprüft und diskutiert“, sagt Schleich. Der Gemeinderat habe sich bisher noch nicht wirklich mit dem Thema befasst.
Für seinen eigentlichen Job als Sozialpädagoge hat Schleich neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Rathaus-Chef keine Zeit mehr: „Ich bin Vollzeit mit dem Bürgermeisteramt beschäftigt.“ 50 bis 60 Stunden in der Woche gehen dafür drauf, schätzt Schleich. Der Rathaus-Chef hätte persönlich kein Problem damit, als Bürgermeister im Ehrenamt weiterzumachen. Denn ein hauptamtlicher Bürgermeister würde „erhebliche Mehrkosten für die Gemeinde“ mit sich ziehen.