Software-Ingenieur verliert 150.000-Dollar-Job und hatte schon 800 Absagen

Das Leben von Shawn K hat sich komplett verändert. Er muss unter anderem in einem Wohnwagen in New York leben sowie Haushaltsgegenstände verkaufen um über die Runden zu kommen, schreibt "Fortune". Das war nicht immer so. Bevor er seinen letzen Job verloren hat, hatte er ein Jahresgehalt von 150.000 Dollar (etwa 133.800 Euro).

"Ich sitze jetzt im Wohnwagen, weil sich in den letzten zweieinhalb Jahren etwas in der Gesellschaft verändert hat", erklärt er auf "substack.com". Deswegen hätten auch viele Mitarbeiter seiner alten Firma den Job verloren: künstliche Intelligenz. 

Software-Ingenieur verdiente umgerechnet 133.800 Euro

Seine Geschichte erzählt er unter dem Titel "Die große Verdrängung ist bereits im Gange" und schreibt dort: "Ich erzähle meine wahre Lebensgeschichte, wie ich innerhalb von ein oder zwei Jahren mit dem Aufkommen der KI von einem hochgeschätzten Technologen zu einem Nichts wurde."

Der Software-Ingenieur hat bereits mehrfach Jobs verloren, zuletzt im April 2024. Zwei Jahrzehnte Erfahrung und einen Abschluss in Informatik haben ihm danach nicht viel gebracht. Seine Bilanz: Shawn hat 800 Bewerbungen geschrieben und gleichzeitig lediglich etwa zehn Vorstellungsgespräche bekommen.

Shawn K lebt nun in einem Wohnwagen.
Shawn K lebt nun in einem Wohnwagen. shawnfromportland.substack.com

Arbeitssuchender: "Ein Vorstellungsgespräch zu bekommen, grenzt an ein Wunder"

"Ein Vorstellungsgespräch zu bekommen, grenzt an ein Wunder. Ich habe den Verdacht, dass mein Lebenslauf von einem halbgaren KI-Bewerberfinderdienst aussortiert wird, weil er nicht genügend hochspezifische KI-Fachbegriffe enthält", schreibt er auf "substack.com". Von "Fortune" wird er zitiert: "Ich fühle mich ungesehen." Ihm kommt es für, als würde er herausgefiltert werden, bevor überhaupt ein Mensch involviert ist.

Shawn erklärt auf "substack.com", dass er selbst Immobilienbesitzer ist. Ihm gehört ein renovierungsbedürftiges Haus in einer Universitätsstadt im Hinterland von New York sowie zwei Hütten auf einem abgelegenen Land. Mit der Vermietung nimmt er jedoch auch nicht genug ein, unter anderem weil das Haus so renovierungsbedürftig ist, dass teilweise vermietet werden kann.

Etwas Geld macht Shawn nun mit seiner Arbeit bei einem Lieferservice, verdient damit aber nach sechs Stunden weniger als 200 Dollar. Seine Zukunft wird er jedoch in einer anderen Branche verbringen: Er versucht ein Hochdruckreinigungsunternehmen zu gründen. 

Bewerbung abgelehnt: Das könnten die Gründe sein 

Andere Bewerber machen ähnliche Erfahrungen wie Shawn - sie erhalten trotz guter Qualifikation Absagen. Dahinter können mehrere Gründe stecken, wie aus einer Stepstone-Studie hervorgeht. Demnach sind dies die wichtigsten Gründe, Kandidaten abzulehnen:

  1. Fehlende Kernkompetenzen: 70 Prozent
  2. Mangelnde Berufserfahrung: 58 Prozent
  3. Schlechte Formatierung: 33 Prozent
  4. Unvollständige Unterlagen: 26 Prozent
  5. Lücken im Lebenslauf: 23 Prozent