Lauterbach will Kassenleistung streichen: „Keinen medizinischen Nutzen“
Lauterbach will bei den gesetzlichen Krankenkassen sparen. Homöopathische Leistungen will der Minister streichen. Laut ihm ist deren Wirkung nicht nachweisbar.
Berlin – Das Haushaltsdefizit ist und bleibt einer der großen Streitpunkte in der Ampel-Koalition. Auch die gesetzlichen Krankenkassen sind von dem Milliardenloch für das Jahr 2024 betroffen und müssen bei der staatlichen Förderung zurückstecken. Angesichts eines Defizits von mehr als 600 Milliarden Euro im Jahr 2023, müssen neue Wege gefunden werden, wie bei den gesetzlichen Krankenversicherungen gespart werden kann.
36 Krankenkassen hatten mitgeteilt, ihre Beiträge für 2024 anzuheben, berichtet Stiftung Warentest. Aber ist das der einzige Weg, wie gespart werden kann? Wenn es nach Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geht, könnte auch die Streichung umstrittener Leistungen zu einer Entlastung führen. Dem Spiegel liegt dazu ein Empfehlungsschreiben des Ministers an seine Amtskollegen vor. Aus diesem geht hervor: Krankenkassen sollen homöopathischen Leistungen nicht länger finanzieren.
Lauterbach über Homöopathie: „Keinen medizinisch belegbaren Nutzen“
Um „unnötige Ausgaben der Krankenkassen“ zu vermeiden, wolle Lauterbach die medizinisch umstrittenen Leistungen aus den Satzungen der Krankenkassen streichen. Damit könnten Krankenkassen eine Finanzierung von „homöopathischen und anthroposophischen Leistungen“ nicht mehr anbieten, berichtet der Spiegel aus dem Empfehlungsschreiben.
Die Änderungen bei der Krankenkassenfinanzierung hatte der Minister bereits 2022 in Erwägung gezogen. Damals ging es noch nicht um das Einsparpotenzial, dass mit einer Streichung erreicht werden kann, sondern dass die Homöopathie „in einer wissenschaftsbasierten Gesundheitspolitik keinen Platz“ habe, so Lauterbach.

In dem Schreiben an die Minister der Ampel greift Lauterbach, nicht ohne auf die Fragwürdigkeit der Mittel hinzudeuten, nun den erhofften Spareffekt auf: „Leistungen, die keinen medizinisch belegbaren Nutzen haben, dürfen nicht aus Beitragsmitteln finanziert werden.“ Wie die Pharmazeutische Zeitung berichtet, ist der finanzielle Aufwand der Finanzierung homöopathischer Mittel aber verschwindend gering. Nicht einmal 7 Millionen Euro würden die Versicherungen dahingehend aufbringen.
Massive Kritik an Homöopathie
Homöopathische Arzneimittel stehen schon lange in der Kritik. Wie der NDR berichtet, bemängeln Gegner und Ärztekammer, dass der Methode die wissenschaftliche Grundlage fehle. Außerdem kritisieren sie, dass die Allgemeinheit für vermeintlich unwirksame Arzneimittel aufkommen soll. Dabei könne das Geld anderweitig besser genutzt werden.
Meine news
Homöopathische Mittel sollen dadurch wirken, dass sie „Ähnliches mit Ähnlichem heilen“, so der von dem Arzt Samuel Hahnemann entwickelte Leitsatz gegen Ende des 18. Jahrhunderts. In stark verdünnter Form soll ein Mittel eingesetzt werden, das ähnliche Symptome wie die zu behandelnde Krankheit hervorruft. Die Arzneimittel sind dabei aber so stark verdünnt, dass ein Nachweis der Inhaltsstoffe kaum noch möglich ist.
Bei den grünen Koalitionspartnern führte die Debatte um die Homöopathie bereits zu innerparteilichem Streit. Zwei Lager spalteten in der Vergangenheit die Partei. Wie der Spiegel berichtet, hätten sich aber sogar die zerstrittenen Grünen über die Frage der Homöopathie geeinigt. Laut einem Parteibeschluss von 2020 sollen Krankenkassen nur noch für solche Leistungen zahlen, deren „Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen ist“. (nhi)