WHO ruft höchste Alarmstufe aus - Was Sie über Mpox wissen müssen – und warum der Fall kein Corona 2.0 ist
Wegen einer neuen Variante der Affenpocken hat die WHO nun in Afrika ihre höchste Alarmstufe ausgerufen. FOCUS online klärt die wichtigsten Fragen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen einer neuen Variante der Viruskrankheit Mpox in Afrika ihre höchste Alarmstufe ausgerufen. Sie erklärte eine „gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite“ (PHEIC).
Neue Affenpocken-Variante entdeckt
Die Sorge der WHO bezieht sich unter anderem auf eine neue Virus-Variante, die Ende 2023 im Osten der Demokratischen Republik Kongo entdeckt worden ist. Es handelt sich um eine Sublinie der Mpox-Klade I (römisch eins), namens Ib. Sie könnte ansteckender sein als bisherige Varianten und schwerere Krankheitsverläufe auslösen. Detaillierte Studien dazu stehen noch aus. Mpox der Klade I wurden in den vergangenen Wochen erstmals auch in
- Uganda
- Ruanda
- Burundi sowie
- Kenia
entdeckt.
Aber woher kommt das Virus? Und wie äußert es sich? FOCUS online beantwortet die wichtigsten Fragen.
1. Was sind Affenpocken und wie werden sie übertragen?
Bei Affenpocken handelt es sich um eine sogenannte Zoonose. Das heißt, das Virus wird vom Tier auf den Menschen übertragen. Allerdings sind bei engem Kontakt dann auch Ansteckungen zwischen Mensch und Mensch möglich. In diesem Fall erfolgt die Übertragung wohl über eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Krusten. Zudem sei eine sexuelle Übertragung der Pockenviren möglich, schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI). Im Vergleich zu Grippeviren sind Affenpocken jedoch weniger infektiös.
Anders als der Name vermuten lässt, werden Affenpocken nicht nur vom Primaten übertragen, sondern hauptsächlich von Nagetieren wie Ratten, welche den Erreger in sich tragen. Experten vermuten, dass der Erreger der Affenpocken in Nagetieren zirkuliert, Affen seien hingegen sogenannte Fehlwirte. Fehlwirte sind ein suboptimaler Wirtsorganismus für das Virus. Der Fehlwirt kann zwar befallen werden, in ihm kann sich das Virus aber nicht weiterentwickeln.
2. Wie äußert sich die Erkrankung?
Die Viruserkrankung ruft meist nur milde Symptome hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Die Infektion beginnt zunächst oft mit einem Ausschlag. Kurz darauf bilden sich rote Flecken, die sich vom Gesicht aus über den gesamten Körper ausbreiten und zu roten, mit Flüssigkeit gefüllten Beulen werden können. Der Ausschlag kann je nach Krankheitsphase unterschiedlich aussehen und Windpocken oder Syphilis ähneln.
Nach Angaben der UK Health Security Agency (UKHSA) äußert sich die Krankheit zudem durch folgende Begleiterscheinungen:
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Muskel- und Rückenschmerzen
- geschwollene Lymphknoten
- Schüttelfrost
- Erschöpfung

3. Wie kann ich mich schützen?
Die Infektionswahrscheinlichkeit bei Affenpocken gilt generell als eher gering. Üblicherweise wird das Virus nur durch direkten Kontakt vom Tier zum Menschen übertragen. Auch bei den neu beobachteten Mensch-zu-Mensch-Übertragungen erfolgt die Übertragung Experten nach über eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion.

Das Virus ist mit dem klassischen Pockenvirus (Variola-Virus) verwandt. Er löst vor allem Hautausschlag, aber auch Fieber aus und kann vor allem für Kinder tödlich sein. Der Impfstoff gegen das Pockenvirus schützt auch vor einer Infektion mit dem Mpox-Virus.
Laut RKI sollten sich ungeimpfte Personen mit Infektionsrisiken impfen lassen. Das sind laut „Aidshilfe“ vor allem Männer, die häufig Sex mit wechselnden männlichen Partnern haben. Eine Impfung ist auch nach Kontakt mit einer infizierten Person noch möglich.
4. Wo verbreiten sich die Affenpocken?
Die afrikanische Gesundheitsbehörde CDC meldete aus der Demokratischen Republik Kongo und Nachbarländern in diesem Jahr bereits mehr als 14.000 Verdachtsfälle und über 500 Todesfälle. Im Labor nachgewiesen wurde nur ein kleiner Teil davon. Sie hat aber für Afrika schon eine Notlage ausgerufen. Damit können mehr Mittel mobilisiert werden, um Ländern bei der Eindämmung zu helfen.
Der WHO werden im Monat weniger als 1000 laborbestätigte Fälle aus aller Welt gemeldet. Sie geht davon aus, dass mangels Testkapazitäten längst nicht alle Fälle entdeckt werden.
5. Gibt es schon Fälle in Deutschland?
Fälle mit der 2023 neu entdeckten Klade I gibt es in Deutschland laut RKI bisher nicht. „Das RKI geht aktuell nicht von einer erhöhten Gefährdung durch Klade-I-Viren in Deutschland aus“, heißt es bei den Experten.
Stattdessen sind hierzulande im Mai 2022 erstmals Fälle von Mpox (Klade IIb) identifiziert worden. Bislang wurden insgesamt rund 3800 Fälle übermittelt, der Großteil davon (rund 3700 Fälle) von Frühsommer bis Herbst 2022.
„Nach einem starken Anstieg ab Mai 2022 sind die Fallzahlen ab August 2022 infolge intensiver Public-Health-Bemühungen verschiedener Stellen deutlich zurückgegangen“, heißt es beim RKI weiter. „Seit Mitte Oktober 2022 wurden nur noch vereinzelt Fälle gemeldet.“
Nachdem im Frühjahr 2023 zunächst gar keine Fälle mehr registriert worden seien, werden seit dem Sommer kontinuierlich Fallzahlen auf niedrigem Niveau (im ein- bis niedrigen zweistelligen Bereich pro Monat) gemeldet. In Deutschland wurden bislang keine Todesfälle registriert.
6. Ist das Corona 2.0?
Wie die WHO betont, hat das Ausrufen der Notlage keine konkreten Auswirkungen auf die Länder. Vielmehr soll es Behörden in aller Welt dazu alarmieren, sich auf mögliche Ausbrüche vorzubereiten.
Das RKI rechnet nach eigenen Angaben auch weiterhin damit, dass Fälle in Deutschland auftreten. Auch ein begrenztes Ausbruchsgeschehen sei durchaus wieder möglich, von einem starken Anstieg der Fallzahlen wie 2022 wird derzeit jedoch nicht ausgegangen . „Eine Gefährdung durch diesen Erreger für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland schätzt das RKI derzeit als gering ein“, heißt es weiter.
Die Experten gehen also Stand jetzt nicht davon aus, dass das Affenpockenvirus eine globale Pandemie auslösen wird. Das RKI will die Situation aber weiter genau beobachten.