Fischen: 100. Mitgliederversammlung des Alpwirtschaftlichen Vereins Allgäu (AVA) mit Ministerin Michaela Kaniber
Rückblick und Ausblick prägten die 100. Mitgliederversammlung des Alpwirtschaftlichen Vereins im Allgäu (AVA). Die Zielsetzung, die zur Gründung einer Interessensvertretung im Jahr 1925 führte, blieben seitdem im Kern unverändert: Förderung der Alpwirtschaft in vielfältiger Hinsicht.
Fischen/Allgäu – Wie wichtig diese Zielsetzung nach wie vor ist, zeigten die zahlreichen Grußworte anlässlich der Jubiläumsversammlung in Fischen.
Ministerin Michaela Kaniber bei 100. Mitgliederversammlung des Alpwirtschaftlichen Vereins im Allgäu (AVA) in Fischen
Bayerns Landwirtschafts- und Tourismusministerin Michaela Kaniber warnte vor einem Verlust der Kulturlandschaft durch einen Niedergang der Alpwirtschaft. Ein Wandel dürfe nicht zum Bruch führen, sondern müsse Chancen eröffnen. „Wer so viel erlebt und durchgestanden hat, kann optimistisch in die Zukunft blicken“, meinte Bayerns Landwirtschafts- und Tourismusministerin Michaela Kaniber in der Festrede.
Die Staatsministerin erinnerte an die Zielsetzung der Gründer des AVA, an das Bemühen um Qualität und Professionalisierung, sowie Vernetzung und Interessenvertretung auf allen Ebenen. „Vom Bewahrer zum Gestalter“, brachte Kaniber die Entwicklung des Vereins auf den Punkt: „Bewahren durch Weiterentwicklung.“ Land- und Alpwirtschaft erhalte die Kulturlandschaft, auf die der Tourismus im Alpenraum angewiesen sei, ergänzte Tourismusministerin Kaniber, und sicherte eine weitere staatliche Unterstützung zu. Die Tatsache, dass seit Jahrzehnten keine Alpe aufgegeben worden sei, stimme sie optimistisch.
Ministerin Kaniber stärkt Landwirten den Rücken bei der 100. Mitgliederversammlung des Alpwirtschaftlichen Vereins im Allgäu (AVA) in Fischen
Mit Blick auf die jüngsten Vorgänge um den möglichen künftigen Bundeslandwirtschaftsminister Felßner und dessen Rückzug, verwahrte sich Kaniber gegen eine Stigmatisierung der Landwirtschaft. Eine profunde Ausbildung dürfe keinesfalls ein Ausschlusskriterium für ein Amt sein, und die Landwirte nicht pauschal unter Verdacht stehen. Sie beobachte einer neuen Dimension von Hass und Hetze.
Von einem „friedlichen Überfall“ könne man bei der Attacke auf das Anwesen der Familie Felßner wohl nicht reden. „Die Politik hilft uns narrisch“, meinte Josef Glatz vom oberbayerischen Schwesterverein des AVA als er das Thema Wolf aufgreift. Glatz stellt Fortschritte fest, aber auch noch Nachholbedarf bei den Details. Nicht gegen das Raubtier schützbare Gebiete, speziell im Alpenraum, müssten raus aus der aktuell diskutierten Regelung, die pauschal auf Zäunung bei der Wolfsabwehr setze. Erfahrungen in anderen Ländern zeigten klar: man müsse den Wolf scheu halten. Da brauche man nicht länger probieren, was woanders nicht funktioniere.
Der Wolf, das Rind und die Politik spielten eine Rolle bei der 100. Mitgliederversammlung des AVA in Fischen
Der Wolf brauche kein Monitoring, sondern ein Management!“, appellierte Glatz. Jetzt sei die Politik gefordert, den Schutzstatus in Europa und in Deutschland zu senken und Handlungsmöglichkeiten zu schaffen, bis hin zum Jagdrecht. Auch von verpflichtende Haltungsformen für Rinder hält Glatz nichts; das sei Zwang zur Aufgabe von Betrieben. Und wo Talbetriebe aufgeben, sei der Fortbestand der Alpwirtschaft massiv in Gefahr. Eine Sackgasse, die auch der Geschäftsführer des AVA, Dr. Michael Honisch, erkennt. Der Alpwirtschaftliche Verein mit aktuell knapp 1.800 Mitgliedern verstehe sich nach wie vor als Begleiter und Interessenvertretung der Alpwirtschaft, die letztlich auch die Kulturlandschaft sicherstelle.
Ein etwaiger Rückgang von bergtauglichem Alpvieh, wie sie die Talbetriebe lieferten, sei alles andere als wünschenswert. Derzeit werden rund 30.000 Stück Jungvieh im Allgäu geälpt. „Dabei brauchen wir – dem Klimawandel sei Dank – eher mehr Vieh als weniger“, meinte Honisch. Zuvor hatte Honisch die wechselhafte Geschichte der Alpwirtschaft im Allgäu und die Arbeit des Vereins skizziert. Um den Ruf der Land- und Alpwirtschaft geht es auch dem Vorsitzenden des AVA, Christian Brutscher. Die Zusammenarbeit bei der TBC-Bekämpfung mit der Jagd könne noch besser werden. Brutscher forderte, jedes erlegte Stück Rotwild daraufhin zu untersuchen, da Rotwild offenbar als Quelle der Seuche ausgemacht worden sei.
Ehrung für 29 verdiente Älpler bei der 100. Mitgliederversammlung des AVA in Fischen
Traditionell werden im Rahmen der Mitgliederversammlung langjährige Älplerinnen und Älpler geehrt; diesmal waren es 29. Spitzenreiter mit 55 aktiven Jahren war Josef Lingg aus Vorderburg, der als Alpbesitzer und Alphirte die Alpe Niederschwande betreibt und betreut.
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