„Zahlen hohen Preis“: Ukrainische Soldaten und Zivilisten hadern nach Trump-Vorstoß

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Donald Trump will Wladimir Putin wohl die besetzten ukrainischen Gebiete überlassen. In der Ukraine regt sich Unmut gegen das Vorhaben der USA.

Kiew – Wie weit geht Donald Trump (Republikaner) in diesem Fall? Berichte über Sorgen ukrainischer Soldaten mehren sich, nachdem der US-Präsident angekündigt hat, Verhandlungen über einen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg mit dem Russland-Regime führen zu wollen. Kiew soll dabei aber vorerst nicht dabei sein.

Kiew bleibt außen vor: Verhandlungen im Ukraine-Krieg zwischen Washington und Moskau

Sorgen also, den Ukrainern könnten die Bedingungen für eine Waffenruhe und einen möglichen Frieden diktiert werden. Und Sorgen, dass alles umsonst gewesen sein könnte. Denn: Der neue US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hatte kürzlich bei einem Nato-Treffen in Brüssel erklärt, dass es unrealistisch sei, dass die Ukraine ihre territoriale Souveränität in den Grenzen von 2014 oder gar von 1991 (mit der Krim) wiederherstellen könne.

Das haben auch die Soldaten mitbekommen. Es wäre „katastrophal“, wenn die USA ihre Unterstützung für die Ukraine einstellten, erklärte der 42-Jährige Bataillonskommandeur Artem der Nachrichtenagentur AFP. „Wir zahlen bereits einen hohen Preis und er wird noch höher sein. Ich weiß nicht einmal, wie er noch höher sein kann. Ich habe schon viele Freunde verloren, ich möchte nicht noch mehr Kameradinnen und Kameraden verlieren.“

Keine Hilfen mehr aus den USA für Kiew? Sorgen in der Ukraine nehmen zu

Ein anderer ukrainischer Soldat, Oleksandr, protestierte im Gespräch mit der AFP regelrecht: „Das ist unser Land. Wie können wir es jemandem geben, nur weil er es uns weggenommen hat?“ Er befürchte Chaos im Land, sollte sich Kiew nach drei Jahren blutigem Krieg und immensen Verlusten tatsächlich dazu entscheiden, Gebiete an die russischen Invasoren abtreten zu wollen. Die Zugeständnisse seien zu hoch, meint dagegen ein Soldat namens Vitalij im Gespräch mit dem „heute journal“ des ZDF: „Wir hatten die ganze Zeit Angst vor Putin. Und jetzt kann Trump uns einfach zerstören.“

Und ein Soldat namens Bohdan meinte im ZDF, dass sie nicht aufgeben wollen. Egal, was Washington ihnen vorgebe. „Wir werden dafür kämpfen. Wir sind weniger, was die Anzahl betrifft, im Vergleich zur russischen Armee. Es ist möglich, dass wir es nicht schaffen“, sagte er. Nicht nur in der Armee, sondern auch in der Bevölkerung nehmen die Bedenken zu, die Amerikaner könnten ihre Hilfen ganz einstellen. Nicht nur militärisch. Direkt nach Trumps Amtsantritt am 20. Januar hatten die Vereinigten Staaten ihre internationalen Entwicklungshilfen für vorerst 90 Tage ausgesetzt. Laut Zürcher Neue Zeitung (NZZ) sind davon auch viele Projekte in der geschundenen Ukraine betroffen.

Militärhilfen im Ukraine-Krieg: Keine neuen Waffen-Lieferungen aus den USA unter Trump?

„Wir haben immer in dieser Realität gelebt. Aber wir wollten es nicht wahrhaben“, sagte Tymofij Mylowanow von der Hochschule Kyiv School of Economics der AFP. Wie geht es jetzt und absehbar weiter? Laut Zahlen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hatten die Europäer, allen voran Deutschland, seit dem russischen Überfall im Februar 2022 der Ukraine fast 250 Milliarden Euro an militärischen und wirtschaftlichen Hilfen zugesagt. Davon wurden demnach bis zum 31. Dezember 2024, so die zuletzt aktualisierten Zahlen, Waffen und Güter im Wert von 132,3 Milliarden Euro geliefert.

Die USA hatten laut NZZ dagegen Hilfen über 120 Milliarden Euro zugesagt, wovon laut des sogenannten Ukraine Support Tracker bis Ende letzten Jahres 114,2 Milliarden Euro bereitgestellt wurden. Die Trump-Administration hat dagegen seit dem 20. Januar weder ein Waffenpaket noch irgendwelche humanitäre Leistungen versprochen, was die völlige Abkehr der Politik von Vorgänger Joe Biden (Demokraten) bedeutet. Anders formuliert: Seit Trump sehr rigide im Weißen Haus an der Macht ist, versprach Washington Kiew nicht einen einzigen Euro an Unterstützung gegen die völkerrechtswidrige russische Aggression.

Während ukrainische Soldaten mit ihren Panzern an die Front fahren, will US-Präsident Donald Trump (li.) Moskau-Autokrat Wladimir Putin große Teile ihres Landes überlassen. © Montage IPPEN.MEDIA / IMAGO / NurPhoto / ZUMA Press Wire

Verhandlungen über die Ukraine: Treffen zwischen USA und Russland in Saudi-Arabien

Am 18. Februar wird in der Ukraine-Frage nun in Riad (Saudi-Arabien) eine US-Delegation mit dem russischen Außenminister Sergei Lawrow zusammenkommen. Es sind die ersten Verhandlungen zwischen beiden Seiten seit über drei Jahren. Die Geberländer aus der Europäischen Union (EU) hatten sich schon am Montag zu einem außerordentlichen Ukraine-Gipfel im französischen Paris getroffen, um über den amerikanischen Vorstoß unter Trump zu beraten. Und über ihre Bedenken, womöglich nicht mit am Verhandlungstisch zu sitzen. Die Sorgen der ukrainischen Soldaten und Zivilisten wachsen derweil täglich. (pm)

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