Suche nach legendärem Schiff führt zu überraschendem Fund im antarktischer Ozean

Eigentlich wollte ein englisches Forscherteam im westlichen Weddellmeer vor der Küste der Antarktis nach dem lange verschollenen Schiff des berühmten Polarforschers Ernst Shackleton suchen. Stattdessen stießen die Wissenschaftler mithilfe des Unterwasserroboters "Lassie" auf ein bislang unbekanntes Ökosystem, berichtet das finnische Nachrichtenportal "Tieteen Kuvalehti".

Die Ergebnisse der Expedition aus dem Jahr 2019 wurden kürzlich in der Fachzeitschrift "Marine Science" veröffentlicht.

Statt verschwundenem Schiff: Forscher entdecken unbekannte Fischnester

Über den Bildschirm des Roboters beobachtete das Team Tausende kreisförmiger Neststrukturen, die von sogenannten Felsendorschen (Lindbergichthys nudifrons) gepflegt wurden. "Mehr als tausend Nester in den untersuchten Gebieten zeigen, dass die Erforschung unserer Welt noch immer nicht abgeschlossen ist“, betont Russ Connelly, Forscher an der Universität Essex und Hauptautor der Studie.

Der Felsendorsch, oft auch Gelbflossen-Felsendorsch, charakterisiert sich laut Pressemitteilung durch eine besondere Form der Bewachung. Jeder Elternfisch behütet sein Nest, um die Eier vor Fressfeinden zu schützen. Diese strenge Ordnung dient dem Überleben. Die eng gepackten Nester folgen der Theorie der "egoistischen Herde": Fische im Zentrum sind sicher, weil ihre Nachbarn die Angriffe abfangen. Am Rand liegen die isolierten Nester, vermutlich von stärkeren Tieren, die sich allein besser verteidigen können. 

Ein 2017 abgebrochener, 5.800 Quadratkilometer großer Eisberg sorgte dafür, dass der Fund überhaupt möglich war. Zuvor war der Abschnitt des antarktischen Ozeans vereist und so unerforschbar gewesen. Das westliche Weddellmeer vor der Küste der Antarktis gilt als eines der unzugänglichsten Meeresgebiete der Welt.

Die Endurance: Kampf ums Überleben in der Arktis

Drei Jahre nach Entdeckung der Felsendorsch-Nester ermittelte eine andere Expedition schließlich auch das Wrack der Endurance, des Schiffes von Ernest Shackleton: In 3000 Meter Tiefe, nur vier Seemeilen entfernt von der Position, die der Antarktis-Forscher damals in seinem Logbuch angegeben hatte. Das skizziert ein "National Geographic"-Artikel.

Die Geschichte von Ernest Shackleton gilt als legendär: Im November 1915 blieb die Endurance im Weddellmeer vom Packeis stecken und sank. Die 28 Mann starke Crew floh auf treibende Eisschollen, fast 2.000 Kilometer von der nächsten Zivilisation entfernt. In einer der dramatischsten Rettungsaktionen der Polarforschung überquerten Shackleton und fünf Gefährten in einem offenen Rettungsboot 1300 Kilometer stürmischer Ozean bis Südgeorgien. Alle überlebten.

"Es war beängstigend, unter den Füßen zu spüren, wie die Schiffsdielen brechen, und zu sehen, wie die großen Masten sich beugten und mit dem Klang von Gewehrschüssen zerbrachen", schrieb Shackletons Stellvertreter Frank Wild in sein Tagebuch.