AfD-Extremist Höcke wird im TV-Duell gegen CDU-Mann Voigt in die Ecke getrieben
In einem hitzigen TV-Duell zwischen AfD-Politiker Björn Höcke und CDU-Mann Mario Voigt geben sich beide nichts. Die Moderatoren sorgten für den wichtigsten Moment des Duells.
Berlin – Es fand weit über Thüringens Grenzen hinaus Beachtung und erzeugte Aufregung: das erste TV-Duell mit dem ultrarechten AfD-Politiker Björn Höcke, Spitzendkandidat seiner Partei für die Landtagswahl im Herbst. Sein Gegner war der CDU-Kandidat Mario Voigt. Dieser versuchte, Höcke mittels Fakten statt Anschuldigungen zu stellen. Und Höcke? Der AfD-Mann ging Fragen nach seinen extremen Forderungen aus dem Weg. Beide dürfen Punkte für sich verbuchen. Am meisten glänzen konnte die Moderation.
Höcke gegen Voigt im TV-Duell: Fakten statt Faschismus-Keule
Obwohl es das erste TV-Duell im Thüringer Landtagswahlkampf war, ging es beim vom Privatsender Welt-TV kaum um Thüringen. Eingeladen wurden die Politiker vom Welt-TV-Chefredakteur Jan Philipp Burgard und Chefmoderatorin Tatjana Ohm. In etwas mehr als 70 Minuten (angesetzt waren 45) eilten die Anwesenden durch Fragen über Europa, die Wirtschaft, Migration und Erinnerungskultur.

Die Strategien der beiden Politiker, die mit ihren Parteien im September stärkste Kraft werden wollen, wurden schnell klar. Voigt wollte Höcke in Sachfragen stellen, anstatt mit der Faschismus-Keule zu schwingen. Das hat dieser auch in weiten Teilen getan. So hat er an mehreren Stellen falsche Behauptungen Höckes entlarvt. Dieser sagte etwa, Großbritannien gehe es seit dem Austritt aus der EU wirtschaftlich besser. Höcke will sich von der EU verabschieden.
AfD-Mann Höcke kritisiert EU-Politik
Auch in Sachen Fachkräftemangel und Einwanderung machte Voigt deutlich, dass Höckes extreme Anti-Migrations-Haltung untauglich ist, um deutschen Unternehmen genügend Arbeitskräfte zu garantieren. „Sie brechen das Rückgrat des Wohlstands“, so Voigt, der Höcke und der AfD Populismus vorwarf: „Backen aufblasen, Probleme beschreiben, aber kein einziges Problem lösen.“
Höcke, der sich bewusst staatsmännisch geben wollte, konnte den CDU-Politiker zu Beginn des Duells erfolgreich unter Druck setzen. Er konfrontierte Voigt mit der europäischen Klimapolitik des „Green Deals“, die von CDU-Politikerin und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen getragen wird. Das Duell nahm im Laufe der Zeit spürbar Fahrt auf, die Welt-Moderatoren gaben den beiden Politikern genügend Möglichkeiten für hitzige Debatten.
Höcke wurde von TV-Moderatoren in die Ecke getrieben
Obwohl die Moderation sich oft zurücknahm, sorgten Burgard und Ohm für den Moment des Duells, in dem sie Höcke mit seinen eigenen Aussagen in die Ecke trieben. Die Journalisten konfrontierten Höcke mit seinen Positionen in der Migration und einer Passage aus seinem Buch, in der er abfällig über den Migrationshintergrund der SPD-Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz schrieb. Höcke strauchelte, wollte trotz mehrfacher Nachfrage des Moderators keine Aussage treffen und sagte schließlich, er könne sich an die genaue Stelle im Text nicht mehr erinnern.
Meine news
Auch auf den oft im extrem rechten Lager verwendeten Begriff der „Remigration“ oder in der Vergangenheit von ihm verwendeten Nazi-Parolen reagierte Höcke mehrfach ausweichend. Voigt kommentierte diese Momente klar: „Ich hätte Ihnen mehr Mumm zugetraut, dass Sie zu Ihren Thesen stehen.“
TV-Duell: CDU-Strategie ging auf
Während Höcke CDU-Mann Voigt als „Wohlstandsvernichter Deutschlands“ und seine Partei für die Politikverdrossenheit im Land verantwortlich machte, bot er ihm am Ende des Duells trotzdem eine Koalition in Thüringen an. Um die Landespolitik ging es in den meisten Teilen des Duells kaum. Obwohl Höcke Voigt für die Merkel-Politik unter Druck setzen konnte, geriet der AfD-Politiker unterm Strich öfter in Bedrängnis, Voigts Strategie der sachlichen Konfrontation ging größtenteils auf. Auch die Moderation von Welt-TV trug zu harten Konfrontationen bei.
Schon im Vorfeld des Duells gab es Debatten, ob das TV-Duell einen Tabubruch darstellt. Welt-TV-Chef Burgard verteidigte die Sendung gegenüber IPPEN.MEDIA vorab als „Boxring der Demokratie“. Burgard weiter: „Wir haben sorgfältig abgewogen, ob wir dieses TV-Duell ausrichten sollen. Die AfD zu ignorieren, hat bisher nichts gebracht. Das Duell ermöglicht den Zuschauern zu erfahren, was es bedeuten würde, wenn Rechtsextremisten Regierungsverantwortung bekommen würden.“