Vor TV-Duell mit Björn Höcke: Das ist CDU-Mann Mario Voigt

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Einer von ihnen könnte Thüringens Ministerpräsident werden: Mario Voigt (CDU) fordert Björn Höcke (AfD) im TV-Duell heraus. Wie geht er das an?

München – Björn Höcke will Ministerpräsident von Thüringen werden, und ein CDU-Mann will genau das verhindern: Knapp fünf Monate vor der Landtagswahl in Thüringen treffen sich CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt und AfD-Rechtsaußen Höcke am Donnerstagabend (11. April 2024) zum Fernsehduell. Doch wer ist Mario Voigt, und wie will er Höcke in der Auseinandersetzung begegnen?

Der promovierte Politologe Voigt ist seit 2009 Mitglied des Thüringer Landtags und ist Leiter der Unternehmenskommunikation der Analytik Jena AG sowie der Blueberry Consultign GbR. Zuvor arbeitete er bei Siemens. Der 47-jährige Voigt stammt im Gegensatz zum aktuellen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) und Höcke aus dem Osten, aus dem Dorf Zimmritz im Saale-Holzland-Kreis. Auf seiner Website gibt er sich heimatnah: „Weil mir die Menschen in unserem Freistaat etwas bedeuten, packe ich mit an“, schreibt er. Der evangelische Voigt hat zwei Söhne.

Landtagssitzung Thüringen
Björn Höcke (AfD, l.) bestreitet mit Mario Voigt (CDU) ein TV-Duell auf Welt TV. © Martin Schutt / dpa

Mario Voigt: Familie wurde von den Kommunisten in der DDR deportiert

Weil seine Familie von den Kommunisten in der DDR 1953 deportiert wurde, wurde er früh politisch geprägt. Er studierte an der University of Virginia und soll der Zeit zufolge eine „begeisterte“ Bindung zu den USA haben, wenngleich er bei Markus Lanz jüngst klarstellte, dass die Menschen „nicht länger der verlängerte Arm der Amerikaner“ sein wollen. Voigt mischt mit seinen Aussagen im CDU-„Kulturkampf“ kräftig mit, aber wendet sich hierbei stets gegen die Ampel-Parteien, nicht gegen die AfD. „Menschen haben den grünen Oberlehrer satt“ habe er laut „Zeit“ in Apolda von einer Bühne gerufen.

Und wie will er das TV-Duell gegen Höcke bestreiten? Er hat sich vorgenommen, den AfD-Spitzenkandidaten inhaltlich zu stellen, anstatt der Partei mit dem Nazi-Vorwurf zu begegnen. Er spricht gegenüber der Zeit von einer „Erstickungsstrategie“ gegen Höckes Partei. Er wolle „dem Feuer die Luft nehmen.“ Kritiker werfen dem CDU-Politiker jedoch vor, dem als Rechtsextremisten beobachteten Höcke eine nationale Bühne zu geben. Auch der Sender Welt, der den Schlagabtausch ab 20.15 Uhr überträgt, stand deshalb in der Kritik. Politikwissenschaftler Oliver Lembcke sieht im TV-Duell hingegen eine Chance für Voigt. „Wenn man hinten liegt, muss man angreifen“, sagte Lembcke der Deutschen Presse-Agentur.

Politikwissenschaftler Lembcke: TV-Duell hat „Potenzial zum Demaskieren“ von Höcke

Am 1. September wählt Thüringen seinen neuen Landtag. In jüngsten Umfragen lag die AfD mit Werten zwischen 29 und 31 Prozent im Land auf Platz eins, verlor aber jüngst an Zustimmung. Die Thüringer AfD wird seit März 2021 vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft und beobachtet. Die von Voigt angeführte CDU rangiert in Umfragen mit Werten zwischen 20 und 21 Prozent auf Platz zwei. Die Linke von Ministerpräsident Bodo Ramelow sowie seine Koalitionspartner SPD und Grüne schwächeln in den Umfragen.

Mario Voigt
Mario Voigt hat immer wieder betont, Höcke in dem TV-Duell inhaltlich stellen zu wollen. © Martin Schutt/dpa

Politikwissenschaftler Lembcke sagte, die Wechselstimmung in Thüringen sei hoch. „So eine Auseinandersetzung hat Potenzial zum Demaskieren“, sagte er über das TV-Duell. Er glaube nicht, dass Höcke „so besonders viel drauf hat“. „Was der kann, ist strategisch zu provozieren und zu triggern“, meinte der Experte. Aber letztlich sei Höcke nicht so cool und souverän, wie viele Menschen glaubten.

Ursprung des TV-Duells auf X, nachdem Höcke mit Unterlassungsklage droht

Zustande kam das Duell bei einem Wortgefecht zu einem möglichen „Dexit“ auf der Onlineplattform X: CDU-Landeschef Voigt hatte der Welt gesagt, Höcke wolle Europa sterben lassen – wohl in Anspielung auf Höckes Satz „Diese EU muss sterben, damit das wahre Europa leben kann“. Höcke drohte daraufhin bei X mit einer Unterlassungsklage, schlug dann aber vor, den Streit anders zu regeln: „Wie wäre es mit einer Diskussion – Format bestimmen Sie – zum Europabegriff?“, schrieb er. „Dann mal los“, antwortete Voigt. 

Der Wissenschaftler Lembcke meine, für Voigt gebe es gegen die „nationale Figur“ Höcke eine „Menge zu gewinnen“. Der CDU-Politiker sei ein Professor und die Situation eher nicht „maßgeschneidert für ihn“. „Das kann schiefgehen. Aber vor dem Höcke muss man keine Angst haben.“ Er finde es gut, dass Voigt den Mut für diese Auseinandersetzung aufbringe. Dass Voigt immerhin Fehler eingestehen kann, bewies er laut Zeit jüngst bei einer Veranstaltung in der Uni Erfurt. Erstmals gab er hierbei direkt zu, dass es vier Abgeordnete der CDU waren, die aus Angst um ihre eigenen Mandate einen Kurzzeit-FDP-Ministerpräsident wählten - gmeinsam mit den Stimmen der AfD. Er habe „aus einem Schneeball eine Lawine werden lassen.“ (cgsc mit dpa)

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