„Hätte mich auch dahin gestellt“: Söder verteidigt Voigts TV-Duell mit Höcke

  1. Startseite
  2. Politik

KommentareDrucken

Die Spitzenmänner von CDU und AfD in Thüringen streiten heute im Fernsehen – was bringt‘s?

München – Flüchten ist nicht immer eine schlechte Idee, entscheidend ist die Richtung. Mario Voigt hat sich für die Flucht nach vorn entschieden. Der Spitzenkandidat der Thüringer CDU stellt sich heute Abend einem TV-Duell mit AfD-Mann Björn Höcke, den – daran sei erinnert – der Verfassungsschutz als Rechtsextremisten einstuft. Das allein macht die Debatte zu einem Tabubruch, über dessen Sinn hart gestritten wird. Lässt sich die AfD so stellen – oder tappt Voigt in ihre Falle?

Die Meinungen gehen weit auseinander, die Frage selbst weist über Thüringen hinaus. Sie berührt den generellen Umgang mit einer Partei, die in Umfragen schlicht zu stark ist, um sie zu ignorieren. Zwar werden AfD-Politiker immer wieder in Talkshows eingeladen, vor Wahlen nehmen sie an Streitgesprächen teil. Ein Duell zur Premium-Sendezeit (20.15 Uhr, Welt TV), zumal mit einem der radikalsten Vertreter, gab es aber noch nie.

Voigt (CDU) im TV-Duell mit Höcke (AfD): Denkwürdige Genese

Denkwürdig ist schon die Genese des Ganzen. Voigt hatte Höcke in der Welt vorgeworfen, er wolle Europa sterben lassen. Ganz falsch war das nicht, der AfD-Mann hatte schließlich zuvor gesagt, die EU müsse „sterben, damit das wahre Europa leben kann“.

Höcke aber fühlte sich provoziert, drohte mit einer Unterlassungsklage, überlegte dann neu. „Wie wäre es mit einer Diskussion – Format bestimmen Sie – zum Europabegriff?“, schrieb er bei X. Voigt akzeptierte. „Dann mal los“, antwortete er. „Wir nehmen gerne Ihre wohlstandsgefährdende Anti-Europapolitik Ihrer angeblichen Alternative auseinander.“

Der Schritt bescherte Voigt viel Aufmerksamkeit, nicht nur wohlmeinende. Er selbst rechtfertigte sich mehrfach. „Wir können uns nicht an der AfD vorbeimogeln“, sagte er der FAZ. Im Netz habe sie ohnehin schon eine große Bühne. Höcke müsse man „ins Licht ziehen“, um die Partei inhaltlich zu stellen. Auch taktische Erwägungen spielen eine Rolle. Im Landtagswahlkampf soll nicht wie 2019 der Eindruck entstehen, Linken-Ministerpräsident Bodo Ramelow und Höcke machten den Kampf ums Spitzenamt unter sich aus.

In Umfragen liegt die AfD seit Monaten mit rund 30 Prozent stabil vor CDU und Linkspartei. Kann das Duell Bewegung bringen? Die Populisten schwächen? Höcke enttarnen?

Voigt vs Höcke
Mario Voigt (l) und Björn Höcke wollen im TV-Duell gegeneinander antreten. © Martin Schutt/dpa

TV-Duell mit Höcke: CSU-Chef Söder verteidigt Voigts Entscheidung

Viele sind da anderer Meinung. Reiner Haseloff, CDU-Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt, sagte, er würde der AfD keine Plattform geben. Linken-Chef Martin Schirdewan fauchte, die CDU adele „den braunen Hetzer so zum seriösen Gesprächspartner“. Und der Politologe Wolfgang Schroeder nannte das Duell gegenüber Funke einen Fehler.

Sein Kollege Oliver Lembcke meint indes, der CDU-Mann mache alles richtig. „Das permanente Weglaufen, Ausladen und Ausgrenzen der AfD mit immer wieder denselben Phrasen aus der Gefahren-Perspektive heraus hat dazu geführt, dass sich Höcke zu einer Art Magier oder dunkler Lord entwickeln konnte“, sagte er der Bild.

Überraschend klare Rückendeckung bekommt Voigt auch von ganz oben aus der CSU. „Ich finde es wichtig, die AfD zu stellen“, sagt Parteichef Markus Söder unserer Zeitung. Das Format des direkten Duells sei richtig. Gerade in den neuen Ländern, wo die AfD die stärkste Konkurrenz sei, müsse man „zeigen, was sie nicht kann“.

Söder sagt, er selbst hätte „kein Problem, sich mit der AfD zur Diskussion zu treffen, wenn es so notwendig wäre. Ich hätte auch vor der Landtagswahl keine Angst davor gehabt.“ Hätte der BR entschieden, das große Kandidaten-Duell mit der AfD statt mit den Grünen zu machen (die Umfragen waren knapp), „dann hätte ich mich auch dahin gestellt“.

Auch interessant

Kommentare