Keine geringere als die bekannte Schauspielerin Brigitte Horney hatte in den 50er-Jahren in Marzling Halt gemacht. Das FT hatte damals darüber berichtet.
Marzling – Die Marzlinger dürften sich im Sommer 1957 wohl ziemlich gewundert haben, wer da im Café Wagner sitzt und das Landleben genießt. Eines steht fest: Lange unerkannt ist die Schauspielerin Brigitte Horney im Café Wagner nicht geblieben, denn laut der Zeitungsnachricht aus dem Jahr 1957 waren bald die Gäste auf sie und ihren Begleiter aufmerksam geworden.
Die Schlagzeile
Kein Wunder: Horney war seit den 1930er-Jahren oft auf der Kinoleinwand zu sehen gewesen, wie aber auch auf den Theaterbühnen – und einige Jahrzehnte später natürlich auch im Fernsehen.
Unter der Schlagzeile „Weltberühmte Künstlerin zu Gast“ ist aus dem Zweispalter im Freisinger Tagblatt von damals zu erfahren, dass sich Horney zu dieser Zeit wohl gerade auf einer dreimonatigen „Europa-Tournee“ befand – und kurioserweise in Marzling landete.
Beim Betrachten jener Werke, bei denen sie mitgewirkt hat, wird dann auch schnell klar, in welchem Bezug diese „Tournee“ stand –man kann davon ausgehen, dass die Schauspielerin auf Werbe-Tour für den Film „Der gläserne Turm“ war. Dieser Streifen wiederum sticht deutlich aus ihrem Schaffen heraus und gilt heute laut verschiedenen Filmkritikern als „großer vergessener Film des deutschen Nachkriegskinos“.
Das Besondere bei dem Melodrama: Der Streifen lehnt sich stark an den Film Noir an und ist mit Lili Palmer, Peter van Eyck und eben auch Horney blendend besetzt. Eine weitere Besonderheit: Für diesen Film kehrte Horney aus Boston nach Deutschland zurück. Zur amerikanischen Staatsbürgerin wurde sie 1953, auch um die Poliklinik ihrer Mutter dort weiterführen zu können.
Der Begleiter
Aber was führte Horney nun nach Marzling? Das bleibt tatsächlich gänzlich unerklärbar, wie auch jenes Rätsel um ihren ominösen Begleiter, den das Freisinger Tagblatt damals als „den Regisseur P.T. Pathbone aus Boston“ identifiziert haben will. Das einzige Problem: Es gibt keinen Filmschaffenden mit diesen Namen.
Meine news
Wen es aber sehr wohl gab, ist ein gewisser Perry T. Rathbone. Der allerdings war Museumsdirektor am Museum of fine Arts in Boston. Horneys Verbindung zu ihm ist über ihren damaligen Mann zu suchen, den Kunsthistoriker Hanns Swarzenski. Der war just unter diesem Perry T. Rathbone Abteilungsleiter der Gemäldesammlung des Bostiner Museums. Mit Swarzenski lebte Horney seinerzeit in Boston und kam nur zu Filmprojekten nach Deutschland zurück. Rathbone war also, davon kam man ausgehen, ein Freund der Familie.
Was eher schwierig zu klären war: Gab es in Marzling zu dieser Zeit tatsächlich ein Café Wagner? Hier allerdings konnte Hermann Bienen, ehemaliger Braumeister und Heimatforscher schnell aushelfen. „Das gab es bis in die 1970er Jahre, und zwar in der Kirchstraße“. Was Bienen auch herausgefunden hatte: Aus dem Café, das scheinbar ein beliebter Anlaufpunkt bei den Marzlingern war, wurde später eine Diskothek mit dem Namen „Redlight“.
Bis abends geblieben
Brigitte Horney gefiel es auf jeden Fall äußerst gut in Marzling, wie in der alten FT-Ausgabe zu lesen ist. Ebenso ist in dem Artikel zu erfahren, dass die Schauspielerin ihr Abendessen auf der Café-Terrasse eingenommen und später sogar noch an der Bar mit den Marzlingern auf ein baldiges Wiedersehen angestoßen hatte..
Horney, die den Lesern vermutlich noch mit ihren Rollen bei den Edgar Wallace-Verfilmungen und später dann in „Jakob und Adele“ in Erinnerung sein dürfte, starb 1988. Ob sie jemals noch einmal nach Marzling zurückgekehrt ist, bleibt unklar.