Weil Notaufnahme mehr Platz braucht: Ort der Ruhe und Einkehr muss weichen
Erst vor wenigen Jahren mit großem Aufwand eingerichtet, muss die Kapelle im Weilheimer Krankenhaus jetzt wieder weichen. Die erweiterte Notaufnahme braucht mehr Platz. Es wurde allerdings ein neuer Platz gefunden.
Im Weilheimer Krankenhaus geht es naturgemäß hektisch zu. Notfälle werden eingeliefert, Patienten müssen behandelt, für die OP vorbereitet und versorgt werden, Angehörige sind zu betreuen. Immer klingelt irgendwo ein Telefon. Inmitten von all diesem Stress gibt es seit einigen Jahren einen Ort der Ruhe und der Einkehr – die Krankenhaus-Kapelle.
Wer Ruhe finden will, wer runterkommen will, wer verzweifelt ist, wer trauert und Beistand sucht, wer beten möchte, der kommt hier her. Ganz gleich, welcher Religion oder Konfession er angehört, ganz gleich, ob er gläubig ist oder nicht. Es finden Gottesdienste und Andachten statt, auch Muslime finden sich hier zum Gebet ein. In einem Fürbittbuch können Menschen ihren Sorgen und Nöten Ausdruck verleihen, erklärt Klinikseelsorgerin Mona Schmid. Wem das Herz schwer ist, der kann einen Stein am Kreuz ablegen. Es ist immer ein Berg voller Steine, der da liegt.
Kapelle als Ankerpunkt im Krankenhaus
„Viele Menschen, die hierherkommen, sind mit den großen Fragen des Lebens konfrontiert“, sagt die Seelsorgerin. Sie sei regelmäßig vor Ort, „nicht zum Missionieren, sondern als Frau, die ein offenes Ohr hat“, biete Gespräche und Beistand an. Auch die evangelische Seelsorgerin ist auf Abruf jederzeit für eine Begleitung bereit.
Die Kapelle hat sich innerhalb weniger Jahre zu einem Ankerpunkt innerhalb des Weilheimer Krankenhauses entwickelt. Doch ihre Tage sind – zumindest am gewohnten Ort – gezählt. Manuela Vanni (Unabhängige/Peißenberg) fragte im Kreistag bei Claus Rauschmeier, stellvertretender Geschäftsführer der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH, nach. Sie habe gehört, so Vanni, dass die Kapelle weichen soll, weil der Platz gebraucht wird.
„Jetzt haben wir ein schwieriges Thema“, gab Rauschmeier daraufhin zu. Man brauche einen Ort der Stille und Einkehr im Krankenhaus. Nicht unbedingt für Gottesdienste, sondern für die eingangs genannten Menschen, die sich oft in schwierigen Situationen befinden. Auch die Mitarbeiter würden die Kapelle häufig aufsuchen, so Rauschmeier. „Doch unser Problem heißt ,Stadtklinik‘“, erklärte er. Durch die Lage des Weilheimer Krankenhauses mitten in der Stadt gebe es kaum Erweiterungsmöglichkeiten.
Rauschmeier spricht von „Zwangslage“
Doch die Anforderungen, die an eine erweiterte Notfallversorgung wie in Weilheim gestellt werden, sind hoch. „Wir brauchen eine weitere Sub-Abteilung der Inneren Medizin. Und die braucht Platz“, sagte er später auf Nachfrage der Heimatzeitung. Im Kreistag sprach Rauschmeier von einer „Zwangslage“. Denn die Kernaufgabe der Krankenhaus GmbH sei die medizinische Versorgung. Man habe deshalb mit allen Konfessionen gesprochen und sei auf Verständnis gestoßen. Selbstverständlich biete man einen „ganz tollen Raum als Ersatz“ an.
Angemessener Ersatz-Raum?
Die Entwicklung der letzten Jahre war bei der Planung der heutigen Kapelle nicht abzusehen. Dass eine Krankenhausreform kommt, das Schongauer Krankenhaus geschlossen wird und deswegen in Weilheim deutlich mehr Patienten als bisher behandelt werden müssen, konnte niemand ahnen, als die Kapelle in der Coronazeit eingeweiht wurde.
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Drei Künstler hatten an der Ausgestaltung mitgewirkt – die Fenster sind von Celia Mendoza, der Altar, der Ambo und die Stühle von Nikodemus Löffler und das Kreuz wurde von Egon Stöckle gestaltet. Die Kosten der Einrichtung – unter anderem wurde ein Schallschutzboden verlegt – waren hoch. Noch wurde nicht bekanntgegeben, wo die Kapelle künftig im Krankenhaus untergebracht werden soll. Es besteht aber die Hoffnung, dass sie – nicht zuletzt durch ihre Raumgröße – auch künftig ein Anlaufpunkt für alle sein kann. Ein Ort der Einkehr im hektischen Krankenhausalltag.