Hamas-Tunnel unter Wasser? Biden kritisiert Israels Gaza-Operation als „sehr schwierig“
Einem Bericht zufolge pumpt die israelische Armee bald Meerwasser in die Gänge der Terrororganisation. US-Präsident Biden kritisiert Israel schärfer als bisher.
Tel Aviv – Das Vorhaben könnte der Terrororganisation einen Schlag versetzen – aber auch Zivilpersonen gefährden: Laut einem Bericht will die israelische Armee Tunnel-System der Hamas unter dem Gazastreifen fluten. Lange wurde darüber spekuliert. Die US-Zeitung The Wall Street Journal (WSJ) berichtete jetzt über den Testlauf.
Die Flutung könne dazu beitragen, die Tunnel zu zerstören, in denen die Hamas nach Ansicht Israels Geiseln, Kämpfer und Munition versteckt hält, berichtet WSJ unter Berufung auf ungenannte US-Beamte. Der Vorgang werde wahrscheinlich Wochen dauern, hieß es.
Die Hamas-Tunnel sollen 500 Kilometer lang sein – die israelische Armee geht allerdings davon aus, dass auch viele der noch 135 aus Israel entführten Geiseln in den Tunneln festgehalten werden. Zuletzt hatte Israels Generalstabschef Herzi Halevi die Überlegung, sie im Zuge der Gefechte im Nahost-Konflikt mit Meerwasser zu fluten, als „gute Idee“ bezeichnet.
US-Präsident Biden sieht geplante Flutung der Hamas-Tunnel skeptisch
Israel habe den USA mitgeteilt, dass nur Tunnel geflutet würden, in denen keine Geiseln vermutet würden. Der Nationale Sicherheitsrat der USA und die israelischen Streitkräfte äußerten sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa zunächst nicht zu den Berichten.
Doch bei einer Pressekonferenz wurde US-Präsident Joe Biden am Dienstag zu den geplanten Flutungen befragt. „Es ist sehr schwierig, was die Flutung der Tunnel angeht: Es wird behauptet, dass es ganz sicher keine Geiseln in diesen Tunneln gibt. Aber das weiß ich nicht mit Sicherheit“, antwortete er und fügte hinzu: „Was ich sicher weiß: Jeder Tod von Zivilisten ist eine absolute Tragödie.“
Biden wirft Israel „willkürliche Bombardements“ im Gazastreifen vor
Biden sagte am selben Tag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Washington, nach dem Angriff der Hamas habe „der Großteil der Welt“ hinter Israel gestanden. „Aber sie sind dabei, diese Unterstützung durch die willkürlichen Bombardements zu verlieren, die stattfinden.“ Laut einem CNN-Bericht machte Biden die Bemerkungen abseits der Kameras.
Laut der Nachrichtenagentur Reuters kritisierte er auch den rechtsextremen Politiker Itamar Ben-Gvir, Israels Minister für nationale Sicherheit. „Diese Regierung macht es uns sehr schwer“, sagte Biden demnach.
Flutungen im Gazastreifen könnten Zivilpersonen im Krieg gefährden
Auch andere US-Sender thematisierten unterdessen die geplanten Flutungen der Hamas-Tunnel. Es werde Meerwasser in einige Tunnel gepumpt, um herauszufinden, ob sich die Methode zur großflächigen Zerstörung eigne, berichtete CNN unter Berufung auf einen mit der Angelegenheit betrauten US-Beamten.
ABC News veröffentlichte später einen ähnlichen Bericht und erklärte, dass die Flutungen anscheinend begrenzt seien. So oder so: Beamte hätten laut WSJ Bedenken geäußert, dass das Salzwasser die Frischwasserversorgung des Gazastreifens gefährden könnte. (frs mit Material von AFP und dpa)